Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode

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auf den Herkules selbst! Und er hat in seinem Buch einen weiteren Hinweis versteckt. Bitte geben Sie mir den zweiten Band aus meinem Rucksack.« Ich deutete auf den Rucksack, der unten neben Adams’ Sessel stand.
    Nach kurzem Zögern griff er hinein und holte die Kopien der zwei Bücher des Orffyreus heraus. Ich nahm sie und wies auf die letzte Seite.
    »Schauen Sie diese Zeichnung hier«, sagte ich und zeigte auf den Kreis, der mich an das Radioaktivitätszeichen erinnert hatte. Dann holte ich aus meiner Hosentasche das kleine Holzrad heraus und legte es auf den Tisch. »Hier ist ein Modell dieser Zeichnung, das offenbar von Orffyreus höchstpersönlich hergestellt worden ist.«
    »Wo haben Sie das her?«, fragte Adams verwundert.
    »Aus der Sammlung des alten Scheffler in Bad Karlshafen«, erwiderte ich. Ich löste mit den Fingernägeln eine der Seiten und hielt die geöffnete Konstruktion hoch. »Offenbar stellt dies ein Modell des Rades von Orffyreus dar. Schauen Sie, im Inneren sind viele Verstrebungen angebracht.«
    Adams beugte sich vor und begutachtete die Verstrebungen.
    »Den Beschreibungen des Orffyreus kann entnommen werden, dass sich in seinem Rad acht Gewichte und zwei Federn befinden«, fuhr ich fort. »Fraglich ist nur, wo genau diese Gewichte hängen müssen.«
    Adams beugte sich interessiert vor und folgte mir gebannt. »Und wo genau sind die einzelnen Gewichte?«, verlangte er zu wissen.
    Ich lächelte und machte eine kurze Pause, um die Spannung zu erhöhen. »Sie wissen, dass Orffyreus Verschlüsselungen liebte. Der beste Beweis ist sein selbst gewählter Name: Orffyreus. Der nach dem ROT-13-Verfahren verschlüsselte Name Bessler. Ähnlich ist er dabei vorgegangen, um die Bauanleitung für die Gewichte und Federn innerhalb seines Rades zu verschlüsseln.«
    »Und wie?«, wollte Adams wissen, der vor Ungeduld zu platzen schien.
    »Das habe ich mich auch gefragt. Der Zufall half mir: Als ich darüber grübelte, war es Nacht, und ich saß in einem dunklen Wald und staunte über die Sternenpracht am Firmament. Und da kam mir die Idee. Haben Sie die Herkules-Figur vor Augen?«
    Adams nickte.
    »Mein Vater hat mir früher von den Taten des Herkules erzählt, vor allem von den sogenannten zwölf Arbeiten«, fuhr ich fort. »In der einen Hand hält unsere Herkules-Statue drei goldene Äpfel. Der Sage nach hat er diese Äpfel den Hesperiden gestohlen. Seine elfte Arbeit. Über seinem anderen Arm liegt das Fell des Nemëischen Löwen. Diesen zu erlegen war seine erste Arbeit.«
    »Und?« Ich sah, wie Adams auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
    »Da ich mich als Kind für Astronomie interessiert habe, wusste ich zufällig, dass nach den Taten des Herkules – und auch nach Herkules selbst – Sternzeichen am Himmel benannt wurden. Das Sternzeichen des Löwen kennt vermutlich noch jeder. Weniger bekannt ist, dass auch die Äpfel der Hesperiden Teil eines Sternbildes sind. Im Großen Bären ist die Sternenkonstellation enthalten, die wir als Großer Wagen kennen. Und in den drei Sternen, die dessen Deichsel bilden, sah man im alten Griechenland die drei Äpfel der Hesperiden. Nach der Sage sollten die Äpfel ewige Jugend verleihen. Passend, oder?« Ich grinste.
    Adams bedeutete mir mit einer Handbewegung, fortzufahren.
    »Und auch der Herkules selbst ist als riesiges Sternbild am nördlichen Himmel vertreten. Orffyreus wollte uns also keineswegs auf etwas hinweisen, das in der Statue versteckt war. Er wollte unseren Blick vielmehr auf die Sterne über uns lenken. Schauen Sie noch einmal diese mysteriöse Zeichnung des Rades vor ihnen an. Zwischen den weißen Dreiecken, die wie Propeller aussehen, sind Tausende schwarze Punkte. Tatsächlich sind diese Bereiche aber geschwärzt, und auf dem Schwarz sind Tausende weiße Punkte aufgebracht, die aussehen wie …«
    »… Sterne!«, ergänzte Adams.
    Ich nickte. »Genau. Und dort, wo außen die Sterne aufgemalt sind, müssen im Inneren des Rades die Gewichte und Federn angebracht werden. Orffyreus hat die Anleitung dafür nicht irgendwo versteckt, wo wir niemals hinkommen. Er hat sie nicht geheim gehalten, nicht vergraben.« Ich hielt kurz inne und fuhr dann triumphierend fort: »Nein, er hat sie dort versteckt, wo niemand sie vermutete: in den Sternen über uns. Des Rätsels Lösung war also die ganze Zeit vor unseren Augen, wir hätten nur des Nachts genau hinschauen müssen.«
    Adams schien beeindruckt. Dann hob er eine Augenbraue. »Aber wie genau soll das