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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Antonow musste unbedingt gewarnt werden. Der junge Deutsche plante doch tatsächlich, Antonow das Patent für viel Geld zu verkaufen, und versprach gleichzeitig Adams, den Patentantrag wieder zurückzunehmen, um seine Freundin freizubekommen. Er selbst verstand nichts von Patenten, aber er wusste, dass man nicht gleichzeitig Vegetarier sein und Fleisch essen konnte. Er fand Antonows Telefonnummer in seinem Handy und bewegte den Daumen zur Taste mit dem grünen Telefonsymbol, um sie zu drücken.
    Im selben Augenblick spürte er einen dumpfen Schlag im Nacken. Die Kante des Bettes stürzte auf ihn zu.
    Es klopfte an Adams’ Tür. »Kommen Sie herein!«, rief er.
    Jonson trat ein. Adams hatte die Gardine zurückgezogen, saß mit einem Drink in der Hand am Fenster und starrte nach draußen. Jonson reichte ihm Sergeijs Mobiltelefon. Adams nahm es entgegen.
    »Was ist mit Dimitrij?«, fragte Jonson.
    »Wir beobachten ihn. Dimitrij ist ein einfacher Soldat. Er hat nur getan, was sein Offizier ihm gesagt hat. Wir werden prüfen, wie loyal er sich nun verhält.«
    Jonson nickte und blieb unschlüssig stehen.
    »Was ist noch?«, wollte Adams wissen.
    »Und Sie lassen Weber jetzt wirklich laufen?«
    Adams nippte an seinem Getränk. »Das Ziel war nie, ein paar junge Leute umzubringen. Unsere Aufgabe ist es, die Erfindung des Orffyreus unter Kontrolle zu halten, und das ist uns bis jetzt gelungen. Sicher hätte es besser laufen können, aber für den Moment haben wir alles im Griff. Wir wissen, wo Robert Weber ist und wie wir die Patentanmeldung unterbinden können. Und wir haben die Hinweise, die dieser Orffyreus offenbar tatsächlich hinterlassen hat, für andere zerstört. Es wird somit in Zukunft keinen zweiten Robert Weber geben.«
    »Aber es gibt immer noch den einen …, entgegnete Jonson vorsichtig.
    Adams blickte ihn nachdenklich an. »Sie kennen die Fabel von dem Skorpion und dem Frosch?«
    Jonson schüttelte den Kopf. »In Schweden gibt es keine Skorpione.«
    Angesichts dieser Antwort verdrehte Adams genervt die Augen. »Der Skorpion will über einen Fluss und trifft auf den Frosch. Der Skorpion bittet den Frosch, ihn auf seinem Rücken über den Fluss zu tragen. Der Frosch lehnt aus sicherer Entfernung ab. Die Gefahr sei viel zu groß, sagt der Frosch, dass der Skorpion ihn unterwegs sticht und er dadurch stirbt. Der Skorpion lacht und weist den Frosch darauf hin, dass er blöd sein müsste, wenn er den Frosch unterwegs stechen würde, weil er dann untergehen und ertrinken würde. Dies leuchtet dem Frosch ein, und er nimmt den Skorpion auf den Rücken. Etwa auf der halben Strecke, an der tiefsten Stelle des Flusses, sticht der Skorpion den Frosch plötzlich in den Rücken. Der Frosch windet sich vor Schmerzen, und kurz bevor die Lähmung des Gifts einsetzt und der Frosch in dem Fluss versinkt, fragt er noch den Skorpion, warum er dies getan habe, da sie nun beide sterben müssten. Der Skorpion aber antwortet nur: ›Weil ich eben ein Skorpion bin.‹« Adams lachte verächtlich und nahm einen weiteren Schluck, bevor er fortfuhr: »Ich habe diese Geschichte nie verstanden. Die richtige Antwort des Skorpions wäre gewesen: ›Weil ich ein dummes Exemplar von Skorpion bin.‹ Hätte er gewartet, bis sie am anderen Ufer angekommen wären, hätte er den naiven Frosch immer noch kaltmachen können, ohne selbst dabei zu sterben.«
    Jonson nickte.
    »Sie verstehen, was ich damit sagen will?«, fragte Adams.
    »Im Moment sind wir mitten auf dem Fluss«, antwortete Jonson. »Und deshalb warten wir, bis wir am anderen Ufer angekommen sind. Das heißt, bis Weber das Patent zurückgenommen hat. Und dann stechen wir zu!«
    Adams hob sein Glas und grinste. »Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es in Schweden keine Skorpione gibt!«

126
    Cassel, 1727
    Schwander saß an seinem Schreibtisch und ging Papiere durch. Er hatte dem Schreiber neue Verordnungen diktiert, die in der Polizey-und Commercienzeitung gedruckt werden sollten, und überarbeitete noch einmal die Korrekturen. Auch galt es, einige Arrestbefehle zu unterzeichnen.
    Da er jeden Morgen die Truppen inspizierte und den Nachmittag stets damit verbrachte, sich um die Gefangenen zu kümmern, hatte er sich angewöhnt, die Schreibarbeit um die Mittagsstunde herum zu erledigen. Jeder wusste, dass er während dieser Zeit nicht gestört werden durfte. Umso unerklärlicher war es für ihn, als es plötzlich an der Tür zu seiner Amtsstube klopfte. Ungläubig blickte er auf. Es

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