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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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ist damit?«
    »Ich habe eine Frage dazu«, antwortete ich. »Ist etwas kompliziert. Vielleicht können wir …?« Ich zeigte auf die Tür.
    Sie nickte, drängte sich an mir vorbei und schloss die Tür auf. Als wir eintraten, schaltete sie die Neon-Deckenoberlichter ein, deren Design perfekt zum mangelnden Charme des Gebäudes passte. Gleich einem betagten Auto, das an einem kalten Wintermorgen nicht recht anspringen wollte, benötigten die Lampen mehrere mühevolle Anläufe, um nach wildem Flackern endlich anzugehen.
    Hinter der Tür verbarg sich zu meiner Überraschung kein Büro, sondern eine Art Werkstatt. Der Raum war lang und schmal. An seinem Ende erblickte ich eine Werkbank, in der sich unten, ähnlich wie bei einem Apothekerschrank, gut zwei Dutzend sehr schmale Schubladen befanden. Zu meiner Rechten standen mehrere Holzregale, in denen Papiere unterschiedlicher Größe und Farbe lagerten. Davor steckten in einer Konstruktion, die mich an einen Schirmständer erinnerte, hochkant mehrere Papierrollen. Einen mächtigen Holztisch in der Mitte des Raumes hielt ich auf den ersten Blick für einen Esstisch, doch verschiedene Spraydosen, Töpfe und Werkzeuge verrieten, dass er als Arbeitsfläche diente. Auf einem kniehohen Beistelltisch zu meiner Linken stapelten sich mehrere weiße Bretter zu einem Turm, zwischen denen die Kanten eines gelblichen Papiers hervorlugten. Auf dem obersten Brett thronte ein großes schwarzes Gewicht, das Ähnlichkeiten mit einem antiken Bügeleisen aufwies. Direkt gegenüber der Tür, in der ich stehen geblieben war, stand eine Maschine aus grauem Stahl mit einem abgegriffenen grünen und roten Knopf. Ihre Funktion erschloss sich mir nicht. Die Restauratorin war derweil in den Raum hineingegangen und hatte ihre Tasche neben dem Holztisch abgestellt.
    »Was ist? Kommen Sie rein!«, forderte sie mich etwas genervt auf. »Setzen Sie sich!« Sie zeigte auf einen Stuhl vor dem Tisch und nahm auf der gegenüberliegenden Seite Platz.
    Auf dem Weg zu ihr nahm ich einen Geruch wahr, der mich irgendwie an meine Kindheit erinnerte. Im nächsten Moment fiel mir der Grund dafür ein: Als kleiner Junge hatte ich Knete geschenkt bekommen, die genauso roch wie diese Werkstatt.
    Erst als ich mich setzte, bemerkte ich neben uns ein weiteres, etwas zurückgesetztes Regal, das über und über mit Büchern vollgestopft war. Am Schwenkarm einer Lampe neben meinem Kopf hingen mehrere bunte Schlüsselbänder, an deren Ende jeweils Badges befestigt waren. Auf einem las ich Dr. Julia Wall – Dipl.-Restauratorin . Ich kannte solche Zutrittsausweise aus meiner Zeit als Patentanwalt von Kongressen oder Messen.
    Sie bemerkte, dass ich mich aufmerksam umschaute. »So sieht die Intensivstation des Bücherkrankenhauses aus«, sagte sie.
    Mein Blick fiel auf eine kleine Figur direkt vor mir auf dem Tisch. Ich nahm sie in die Hand. Es war ein Schlumpf mit schwarzer Brille und Buch unter dem Arm.
    »Mein Assistent: Schlaubi Schlumpf!«, kommentierte sie. »Die Universität spart, wo sie kann, und da muss man mit dem Personal zufrieden sein, das man bekommt! Er ist zwar ziemlich blau, aber clever.«
    Ich musste lachen und stellte ihren kleinen »Gehilfen« zurück an seinen Platz.
    »Also, was kann ich für Sie tun? Warum haben Sie den Zeitungsartikel ausgeschnitten?«, wollte sie wissen.
    Ich glaubte, in ihrem Blick etwas Besorgnis zu entdecken. »Den Artikel habe nicht ich ausgeschnitten, jemand hat ihn mir … quasi geschenkt.« Ich öffnete die bunte Plastiktüte, die auf meinem Schoß lag, und hob sie ein wenig hoch. »Jemand hat mir den Zeitungsartikel gemeinsam mit dem hier gegeben. Ich weiß nicht genau, was das ist, und ich hatte gehofft, Sie können mir vielleicht helfen.« Als sie mich unsicher anblickte, fügte ich hinzu: »Genau genommen hat ein Obdachloser mir dies überreicht, und ich weiß damit rein gar nichts anzufangen.«
    Meine Worte mussten irritierend wirken. Für einen flüchtigen Augenblick wanderten ihre Augen zu einem Telefon, das auf der Werkbank schräg hinter ihr stand, als ob sie sich vergewissern wollte, dass es noch an seinem Platz war, um notfalls Hilfe zu rufen. Glücklicherweise hatte ich nicht erwähnt, dass ich in den Besitz der Platten gekommen war, kurz nachdem man mich zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt hatte. Wollte ich verhindern, dass sie mich rauswarf oder gar die Polizei rief, musste ich zum Punkt kommen.
    »Ich weiß, das klingt alles etwas wirr. Also, ich

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