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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Orffyreus sagte dies mit großer Entschlossenheit.
    Leibniz ließ enttäuscht die Schultern sinken. »Und wie genau soll Eure hierfür eingesetzte Lebenskraft Euch abgegolten werden?«
    »Durch Zahlung eines angemessenen Betrages. Derjenige Herrscher, Potentat oder Vermögende, welcher mir eine Summe von hunderttausend Talern bietet, wird von mir das Perpetuum mobile mitsamt dem ihm innewohnenden Geheimnis erhalten. Und zwar unverzüglich und für alle Zeiten.«
    Orffyreus schaute den alten Gelehrten herausfordernd an. Leibniz verzog den Mund und signalisierte, dass er die Forderung seines Gegenübers für weit überzogen hielt.
    »Wissenschaft ist kein Beruf, der zum Geldverdienen geeignet ist. Der wahre Lohn des Wissenschaftlers lässt sich weder in Talern noch in Gold aufwiegen. Das Wort kommt von ›Wissen schaffen‹ und nicht ›Reichtum vermehren‹«, mahnte Leibniz und schüttelte ein wenig bekümmert den Kopf.
    »Verzeiht, aber da bin ich anderer Auffassung«, entgegnete Orffyreus. »Ich denke, Wissen ist eine Ware. Keine, die man anfassen, vermessen oder wiegen kann. Aber es ist eine Ware, die man handeln kann. Und nichts anderes habe ich vor.«
    Leibniz ließ die Worte auf sich wirken und dachte einen Moment lang nach. Dann nickte er, so als ob er ausdrücken wollte, dass er Orffyreus durchaus verstehen könnte. Anschließend holte er tief Luft und bemühte sich offensichtlich, ruhig zu bleiben. »Dann werden die Reichen, welche sich Wissen leisten können, aber immer mehr Wissen haben als die Armen, welche das Brot dem Wissen aus ihrer Not heraus stets vorziehen werden.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass diese Welt eine gerechte ist«, erwiderte Orffyreus.
    »Mit Eurer Auffassung macht Ihr diese aber auch nicht zu einer solchen.« Leibniz konnte seinen Unmut nicht mehr verbergen.
    »Aber es ist die beste Welt, welche es gibt, um mit Euren Worten zu sprechen!«, hielt Orffyreus ihm trotzig entgegen.
    »Das beruhigt mich nicht – ebenso wenig, wie es die an Blattern Erkrankten beruhigt, dass die Pest ein noch qualvolleres Leiden ist!«
    Beide Männer hatten ihre Argumente nun ausgetauscht und saßen sich wie zwei Duellanten am Ende eines Kampfes, der unentschieden geendet hatte, erschöpft gegenüber.
    »Ich werde Euch gern auf dem Laufenden halten und Euch in Briefen von meinen Weiterentwicklungen berichten«, sagte Orffyreus schließlich versöhnlich. »Bei allem Respekt und der höchsten Achtung, welche ich Euch entgegenbringe: Ich kann Euch nicht in das Innere meiner Apparatur schauen lassen!«
    »Ich respektiere dies, mein Herr, auch wenn ich es nicht für richtig halte. Gern nehme ich Euer Angebot an und freue mich auf Eure Berichte. Da ich zweifellos Euren Preis nicht zahlen kann, werden wir einen anderen Käufer suchen müssen. Alles, was ich tun kann, um der Menschheit Zugang zu Eurer Erfindung zu verschaffen, ist somit, Euch beim Verkauf der Apparatur zu unterstützen.«
    »Dafür wäre ich Euch überaus dankbar, und ich bin gewiss bereit, Euch eine angemessene Provision für die Vermittlung zu gewähren!«, rief Orffyreus erfreut aus.
    »Dann habt Ihr mich noch immer nicht verstanden. Weder strebe ich danach, meine Forschung zu vergolden, noch die Eure. Statt einer Provision könnt Ihr einen Betrag stiften. Vielleicht an eine universitäre Einrichtung. Setzt sich Eure und nicht die meinige Auffassung des Wertes von Wissen durch – was leider nicht ausgeschlossen ist –, dann werden die Universitäten jeden Taler benötigen.«
    »Das werde ich«, bekräftigte Orffyreus. Die Aussicht auf Unterstützung eines der größten Gelehrten der Zeit hatte seine Laune schlagartig angehoben.
    »Zunächst solltet Ihr die Nähe von Herrschern suchen, die mehr Hochachtung für Eure Maschine aufbringen als unser Herzog hier. Er steht, wie Ihr wisst, im Streit mit dem Kurfürsten und kämpft um sein eigenes Wohl. Ich werde mich umhören und Euch mitteilen, wenn ich die Gelegenheit sehe, Euch an einem anderen Hof einzuführen.«
    »Dazu wäre ich sofort bereit!«, betonte Orffyreus.
    »Vermutlich müsstet Ihr aber umziehen und Draschwitz verlassen.«
    »Auch das stellt kein Hindernis dar. Der Freiherr und seine Frau, denen ich die Ehre meines Aufenthalts auf ihrem Rittergut verschafft habe, beginnen ohnehin, mir lästig zu werden. Sie sind von einer furchtbaren Gier und großem Egoismus befallen. Stets nur auf Geld aus.« Die letzten Worte flüsterte Orffyreus.
    »Ja, so etwas begegnet einem heute immer

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