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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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uns hergestellten Seiten neben der Couch fiel. Julias grußloses Verschwinden überraschte mich ein wenig. Sie hatte keine Nachricht hinterlassen. Sicher würde sie sich bald bei mir melden, dachte ich.
    Am frühen Nachmittag begann ich, mir Sorgen zu machen.
    Wenn ein Mann und eine Frau eine Nacht miteinander verbrachten, war es vielleicht nicht ungewöhnlich, wenn einer von beiden am nächsten Morgen grußlos verschwand und sich nicht mehr meldete. Daher hieß das auch One-Night-Stand. Doch Julia und ich hatten gerade dies nicht getan. Nur die Müdigkeit hatte unsere gestrige Beschäftigung mit Orffyreus und den Druckplatten unterbrochen, und für mich war klar gewesen, dass wir heute mit unseren Überlegungen fortfahren würden.
    Ich rief in ihrer Werkstatt in der Bibliothek an, doch niemand ging ans Telefon. Mir wurde bewusst, wie wenig ich über sie wusste. Ich kannte noch nicht einmal ihre private Adresse und hatte keinen Ansatz, wo ich nach ihr suchen konnte. Als es draußen dunkel wurde und ich sie immer noch nicht erreichen konnte, machte ich mir langsam Sorgen um sie.
    Ich verließ das Haus und ging spazieren. Es gab tausend Gründe, warum sie sich nicht mehr meldete, doch mir fielen nur unheimliche ein. Vielleicht war sie entführt worden? Oder sie lag nach einem Unfall bewusstlos im Krankenhaus? Ich schüttelte mich, um die sorgenvollen Gedanken wie lästige Fliegen abzuschütteln, und kehrte in meine Wohnung zurück. Dort begann ich, zur Ablenkung im Internet zu recherchieren.
    Ich suchte nach Erklärungen dafür, dass ein Perpetuum mobile vielleicht doch möglich sein konnte. Einige Unentwegte vertraten in einem wissenschaftlichen Forum die Auffassung, es gebe eine Art kosmische Energie, die ein Perpetuum mobile oder zumindest eine stetige Bewegung ohne erkennbare Energiezufuhr doch möglich machen sollte.
    Die Anhänger dieser Theorie gehen davon aus, dass auch dann noch eine Energie vorhanden ist, wenn ein physikalischer Raum bis zum absoluten Nullpunkt abgekühlt wird, was einer Temperatur von minus 273,15° C entspricht. Sie nennen diese bislang unentdeckte Energieform daher auch »Nullpunktenergie«. Das Problem dabei ist, dass sich diese Nullpunktenergie mit konventionellen Messmethoden nicht direkt nachweisen lässt, da keine Referenz bekannt ist, die man bei einer Messung zugrunde legen könnte. Würde man aber eine Konstruktion erfinden, der es gelänge, diese vorhandene Energie in eine andere Energieform umzuwandeln, könnte eine solche Maschine dann gleich einem Perpetuum mobile unendlich lange arbeiten.
    Ich fand auch mehrere Artikel, die sich mit einem Ereignis im Jahr 2006 beschäftigten. Einige Forscher hatten damals die Vorführung eines Perpetuum mobile per Liveübertragung im Internet angekündigt. Am besagten Tag war die Webseite jedoch nicht erreichbar. Es blieb unklar, ob es sich um ein Kunstprojekt, einen Betrugsversuch oder eine tatsächlich gescheiterte Vorführung handelte.
    Jedenfalls wurde bis heute kein funktionierendes Perpetuum mobile präsentiert. Und hätte es jemand gewagt, wäre er von der Wissenschaft für wahnsinnig erklärt worden.
    Ich schaute auf die Uhr: Es war eine Stunde vor Mitternacht. Immer noch kein Anruf. Was, wenn Julia doch etwas passiert war? Wenn die Einbrecher sich nicht nur auf das Einbrechen beschränkten? Vielleicht hatten sie meine Wohnung weiterhin beobachtet. Was, wenn sie sahen, wie Julia meine Wohnung verließ?
    Je mehr Gedanken dieser Art in mir aufkamen, umso unruhiger wurde ich.
    Um kurz vor Mitternacht streifte ich mir schließlich meinen Pullover über, schnappte meinen Autoschlüssel und fuhr zum nächsten Polizeirevier. Irgendetwas musste ich tun.
    Die Eingangstür war trotz der nächtlichen Zeit offen. Ich musste einige Zeit warten, mich mehrmals lautstark räuspern und schließlich ein fragendes »Hallo?« rufen, bis endlich ein Beamter aus einem der hinteren Zimmer zu mir zum Empfangstresen kam. Er sah sichtlich verschlafen aus, was mit Sicherheit nicht den Vorschriften entsprach. Während er sich näherte, versuchte er mit seiner Hand eine abstehende Haarsträhne mit aller Kraft an den Kopf zu pressen. Er war an die zwei Meter groß und hatte einen riesigen Kopf, von dem die Ohren wie zwei Henkel abstanden.
    »Was gibt es?«, murrte der Polizist und musterte mich.
    »Ich befürchte, es könnte jemandem etwas zugestoßen sein«, antwortete ich.
    »Sie befürchten, es könnte jemandem etwas zugestoßen sein?«, wiederholte der

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