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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Polizeibeamte und kniff dabei die Augen zusammen. Dann schaute er auf seine Armbanduhr. »Und das mitten in der Nacht?«
    In mir stieg Ärger auf. »Gerade weil es mitten in der Nacht ist und ich von dieser Person nichts gehört habe, mache ich mir ernsthafte Sorgen.«
    »Dieser Person?«, echote er.
    »Es handelt sich um Frau Julia Wall. Dr. Wall.«
    »Ihre Frau?«, fragte der Beamte.
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Ihre Lebensgefährtin?«, hakte er nach.
    »Nein, eine Bekannte«, entgegnete ich. »Sie hat mich heute Morgen verlassen, und nun habe ich den Tag über nichts von ihr gehört.« Als ich diese Worte aussprach, kam es mir plötzlich lächerlich vor, dass ich überhaupt zur Polizei gegangen war.
    »Heute tagsüber nichts von ihr gehört?« Der Polizist schaute mich abschätzend an.
    Kurz kam mir der Gedanke, ob ich paranoid geworden war oder an Verfolgungswahn litt. Aber der Polizeibeamte kannte den Hintergrund noch nicht.
    »Sie müssen wissen, dass bei mir eingebrochen worden ist.«
    »Also wollen Sie auch einen Einbruch melden?«, erkundigte sich der Polizist irritiert.
    »Nein, Ihre Kollegen waren bereits bei mir und haben den Einbruch aufgenommen. Aber es geht darum, dass jemand hinter etwas her ist, das ich vielleicht habe; und Frau Dr. Julia Wall ist in dieses Geheimnis eingeweiht.«
    Der Beamte sah mich unschlüssig an; er stützte sich mittlerweile mit beiden Armen auf den Tresen auf. Die Sache lief anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
    »Noch einmal ganz von vorne. Wer ist hinter was oder wem her?«
    »Ich denke, es geht um ein Perpetuum mobile«, sprudelte es aus mir heraus, und in dem Augenblick, als die Worte meinen Mund verließen, bereute ich sie bereits.
    Der Beamte richtete sich nun auf, machte zwei Schritte zur Seite und öffnete eine hüfthohe Schwenktür, die im Tresen eingelassen war.
    »Kommen Sie mal hier herein, junger Mann.«
    Ich folgte seiner Anweisung.
    Er wies mir einen Stuhl an einem Schreibtisch im hinteren Bereich des Raums zu und schaute mir tief in die Augen. »Haben Sie getrunken?«, erkundigte er sich argwöhnisch.
    »Nein, das habe ich nicht!«, erwiderte ich empört. »Es klingt vielleicht ein wenig verrückt. Aber ich mache mir wirkliche Sorgen um meine Bekannte und bin daher vielleicht ein wenig durcheinander. Ich bin im Besitz eines alten Buches über die Erfindung des Perpetuum mobile; vor zwei Tagen wurde bei mir zu Hause eingebrochen, und Frau Dr. Julia Wall ist Expertin für alte Bücher. Ich habe sie heute Morgen oder besser letzte Nacht zuletzt gesehen, heute tagsüber entgegen jeder Logik nichts von ihr gehört und befürchte daher, ihr könnte etwas zugestoßen sein.« Diese Zusammenfassung war mir gelungen.
    Der Polizist schien nachzudenken.
    »Haben Sie die Adresse dieser Frau?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete ich. »Sie arbeitet in der Staatsbibliothek.«
    Der Beamte stöhnte auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wenigstens die Telefonnummer?«
    Ich verneinte. »Ich kenne sie erst seit einigen Tagen«, ergänzte ich entschuldigend.
    Nach kurzer Gedankenpause beugte er sich vor, griff nach einem Stück Papier und einem Kugelschreiber. »Frau Dr. Julia Wall? Zwei Ludwig?«
    »Ludwig?«, fragte ich irritiert zurück.
    »Schreibt man den Namen Wall mit zwei ›l‹«, wollte er wissen und steckte bei der Aussprache dieses Buchstabens seine große Zunge zwischen seine Zähne.
    »Ja, richtig«, bestätigte ich, während er den Namen endlich aufschrieb.
    »Und Sie heißen wie?«
    »Robert Weber.«
    »Wie man’s spricht?«, fragte der Polizist.
    Ich bemühte mich, rasch zu nicken. Kurz überlegte ich, ob ich irgendetwas zu befürchten hatte, da ich noch unter Bewährung stand, verwarf diesen Gedanken aber sogleich wieder. Auch Vorbestrafte hatten das Recht, eine Vermisstenanzeige aufzugeben.
    »Ich schaue im Computer nach. Sie warten hier.«
    Der Mann stand auf, ging in einen kleinen Nebenraum und schloss hinter sich die Tür. Durch das in der Tür eingelassene Glas konnte ich sehen, wie er etwas in einen uralten Computer mit Röhrenbildschirm eintippte. Dann griff er zu einem Telefonhörer. Nach einigem Warten legte er auf und kam zu mir zurück.
    »Es meldet sich niemand unter der Telefonnummer, die ich hier im Computer gefunden habe«, sagte er mit Bedauern in der Stimme. »Ich werde nachher mal einen Streifenwagen bei ihr zu Hause vorbeischicken. Aber gehen Sie nicht davon aus, dass wir gleich die Tür eintreten. Sie wissen ja überhaupt nichts

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