Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
über sie. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte für ein Verbrechen oder so etwas.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Im grellen Neonlicht des Polizeireviers wirkten meine Sorgen plötzlich tatsächlich ein wenig albern. Mir wurde klar, dass ich heute hier nichts erreichen würde.
    »Manchmal rufen die Frauen einen einfach nicht an«, sagte der Beamte plötzlich wohlwollend. »Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie sich aus.«
    »Mach ich«, antwortete ich und versuchte, beim Aufstehen möglichst klar und vernünftig zu wirken. Nicht, dass der Beamte noch auf komische Ideen kam.
    »Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, junger Mann!«
    Wir gingen zum Empfangstresen zurück, wo der Polizist mir aufmunternd auf die Schulter klopfte. Ich ignorierte diese Geste und marschierte weiter auf den Ausgang zu, während der Beamte stehen blieb und mir mit einem amüsierten Lächeln hinterherschaute.
    Kurz bevor ich die Glastür erreicht hatte, hörte ich die Stimme des Polizeibeamten hinter mir rufen: »Sagten Sie vorhin wirklich Perpetuum mobile?«
    Ich drehte mich um und schaute in sein Gesicht, das aussah wie das eines Witzeerzählers Sekunden vor der Pointe.
    »Ja«, entgegnete ich knapp und beeilte mich, hinauszukommen.
    Als ich in die Kälte der Nacht trat, hörte ich hinter mir das schallende Gelächter eines nun überhaupt nicht mehr müden Gesetzeshüters. Offensichtlich hatte auch er in der Schule im Physik-Unterricht gut aufgepasst.
    Auf dem Weg von der Polizeistation nach Hause hielt ich an einer McDonald’s-Filiale, ging hinein und bestellte einen Filterkaffee. Es war kurz vor ein Uhr, und das Restaurant war fast leer. Zwei Männer in Warnwesten aßen an einem Tisch.
    Ich nippte an meinem zu heißen Filterkaffee und sinnierte über die Geschehnisse des Tages. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatten Julia und ich noch gemeinsam in meiner Wohnung gesessen und über das Buch von Orffyreus gegrübelt. Nun war sie verschwunden. Ich schaute zum wiederholten Mal auf mein Handy und sah, dass es sich abgeschaltet hatte; höchstwahrscheinlich war der Akku leer. Dennoch versuchte ich, es einzuschalten, doch das Display blieb schwarz.
    Ein Mann betrat das Restaurant. Er schaute sich um und steuerte auf den Verkaufstresen zu. Irgendwie kam er mir bekannt vor, doch ich konnte mich nicht erinnern, wo ich ihn schon einmal gesehen hatte. Ich verfolgte, wie er etwas bestellte. Mit einer Apfeltasche und einem Getränk auf dem Tablett fischte er sich einen Strohhalm aus dem Behälter an der Servicestation und suchte sich dann einen Platz direkt neben dem Eingang. Er blickte weder nach links noch nach rechts, sodass ich sein Gesicht nicht genau erkennen konnte. Er war unauffällig gekleidet und trug einen grauen Anzug ohne Krawatte. Er nahm ein Handy aus seiner Tasche, wählte eine Nummer und telefonierte, während er trank. Einmal schaute er flüchtig zu mir hinüber, drehte den Kopf jedoch sofort wieder weg, als er bemerkte, dass ich ihn beobachte. Wen er mitten in der Nacht wohl anrief?
    Erneut griff ich nach meinem Mobiltelefon, bekam es jedoch nicht eingeschaltet. Zu gern hätte ich gewusst, ob Julia versucht hatte, mich zu erreichen. Immer, wenn man es dringend brauchte, war das Handy leer. Verfluchte Akkus! Wann erfand endlich mal jemand eine Batterie, die nicht ständig aufgeladen werden musste? Ewige Energie. Ich musste lachen, als mir bewusst wurde, dass das Perpetuum mobile genau eine solche Erfindung war.
    Die Männer mit den Warnwesten stellten ihre Tabletts in den Rückgabewagen und verließen das Restaurant. Ich trank den letzten Schluck Kaffee und ging ebenfalls zum Ausgang. Als ich an dem Mann vorbeikam, konnte ich wieder sein Gesicht nicht richtig erkennen, da er auf den leeren Parkplatz blickte.
    Draußen regnete es, als ich zu meinem Auto ging. Kaum hatten die ersten Tropfen meine Stirn berührt, erinnerte ich mich an den Mann im hellblauen Regenmantel, der mir im Park aufgefallen war. Nun saß er mitten in der Nacht mit mir in einem Schnellrestaurant. Konnte das ein Zufall sein, dass mir dieser Kerl in einer so großen Stadt wie Hamburg innerhalb kurzer Zeit an verschiedenen Orten begegnete?
    Ich drehte mich schnell um, damit ich durch die Fensterscheibe einen genaueren Blick auf ihn werfen konnte. Der Platz, auf dem er eben noch gesessen hatte, war leer. Ich eilte zurück ins Restaurant und riss die Tür auf. Mein Blick fiel auf das irritierte Gesicht einer Mitarbeiterin, die hinter dem Tresen

Weitere Kostenlose Bücher