Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
und elegant war, kündete von ihrem Talent, auch wenn es auf alarmierende Weise eng anlag und ihre Figur auf eine Art nachzeichnete, die keinen Zweifel daran ließ, was genau sich unter der Seide befand.
Tamores gleichgültiges Lächeln hellte sich auf, als sie die Bestellung vernahm, und das gehörte sich auch so. Nur wenige ihrer Kunden würden bei einem Besuch eine ganze Garderobe bestellen. Das heißt, es hellte sich bei Moiraine auf. Nach einigem Zureden hatte sich Siuan für sechs Kleider entschieden, damit sie mit den vieren, die sie bereits besaß, eines für jeden Wochentag hatte, aber sie wollte sie in Wolle. Moiraine bestellte zwanzig, die Hälfte davon als Reitgewand, alle in der besten Seide. Sie wäre auch mit weniger ausgekommen, aber möglicherweise überprüfte der Saal das. Eine Bestellung von zwanzig Gewändern würde sie glauben machen, dass sie in Tar Valon bleiben wolle.
Kurze Zeit später fanden sie sich in einem Hinterzimmer wieder, in dem Tamore zusah, wie vier ihrer Assistentinnen sie bis auf die Haut auszogen und Maß nahmen, sie in diese Richtung drehten und jene, damit die Schneiderin sehen konnte, womit sie hier zu arbeiten hatte. Unter fast allen anderen Umständen hätte sich Moiraine zu Tode geschämt. Aber das geschah für eine Schneiderin, und das war ein alles entscheidender Unterschied. Dann war die Zeit gekommen, den Stoff auszusuchen. Tamore wusste, was die Fransen an ihren Stolen zu bedeuten hatten, und blaue Farben hatten Vorrang.
»Ich will vernünftige Kleider haben, ja?«, sagte Siuan. »Hohe Kragen und nichts zu eng Anliegendes.« Und das mit einem bezeichnenden Blick auf Tamores Gewand. Moiraine hätte beinahe gestöhnt. Mochte das Licht dafür sorgen, dass Siuan nicht auf diese Weise weitermachen wollte.
»Ich glaube, das hier ist vielleicht zu hell für mich«, murmelte Moiraine, als ein hochgewachsenes blondes Mädchen in Grün mit einem rechteckigen Kragen, der zu viel Dekolleté zeigte, sie mit himmelblauer Seide bedeckte. »Ich dachte an cairhienischen Stil, ohne Haus-Farben oder Stickereien«, schlug sie vor. In der Burg hätte sie niemals Damodred-Farben tragen können.
»Natürlich im cairhienischen Schnitt«, sagte Tamore und zog nachdenklich an der Unterlippe. »Das wird Euch sehr gut stehen. Aber dieser Farbton hebt sich so schön von Eurer hellen Haut ab. Die Hälfte Eurer Gewänder muss in hellerer Farbe sein und zur Hälfte mit Stickereien versehen. Ihr braucht Eleganz, keine Schlichtheit.«
»Vielleicht nur ein Viertel bei jedem?« Ein cairhienischer Schnitt würde ihr gut stehen? Wollte die Frau etwa andeuten, dass sie kein Domani-Kleid tragen konnte? Nicht, dass sie es tun würde. Tamores Gewand war unschicklich! Aber hier ging es ums Prinzip.
Die Schneiderin schüttelte den Kopf. »Mindestens ein Drittel in hellen Farben«, sagte sie energisch. »Mindestens. Und die Hälfte bestickt.« Sie runzelte leicht die Stirn und rieb sich wieder mit dem Daumen über die Unterlippe.
»Etwas mehr als ein Drittel«, stimmte Moiraine zu, bevor die Frau noch erhöhen konnte. Mit einer guten Schneiderin war es immer eine Sache des Verhandelns. Mit ein paar Stickereien konnte sie leben.
»Habt Ihr nichts Billigeres, Frau Alkohima?«, verlangte Siuan zu wissen und starrte die feine blaue Wolle, die man an sie hielt, finster an. Beim Licht, sie hatte nach dem Preis gefragt! Kein Wunder, dass die Mädchen bei ihr so entsetzt aussahen.
»Würdet Ihr mich für einen Augenblick entschuldigen, Tamore?«, sagte Moiraine, und als die Schneiderin nickte, drückte sie dem andoranischen Mädchen die Seide in die Hand und eilte zu Siuan.
»Siuan, hör mir zu, diskutiere nicht«, flüsterte sie schnell. »Wir dürfen Tamore nicht lange warten lassen. Frage nicht nach den Preisen; sie wird uns sagen, was es kostet, nachdem wir unsere Wahl getroffen haben. Nichts von dem hier, was du kaufst, wird billig sein, aber die Kleider, die Tamore näht, werden dich genauso wie eine Aes Sedai aussehen lassen wie die Stola. Und es heißt Tamore, nicht Frau Alkohima. Du musst dich an die Anstandsregeln halten, oder sie wird glauben, du würdest sie verspotten. Versuch sie wie eine Schwester zu sehen, die ein kleines Stück über dir steht. Hier ist ein Funken Ehrerbietung erforderlich. Nur ein Funken, aber sie wird dir sagen, was dir steht.«
Siuan warf der Domani einen finsteren Blick über die Schulter zu. Beim Licht, sie warf ihr einen finsteren Blick zu! »Und wird uns der
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