Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
erwiesen, als diese im Gewand einer Aufgenommenen gekommen war. Schließlich wusste sie genau, wie viel Geld Moiraine bei ihrem Eintreffen in der Stadt bei der Bank deponiert hatte und wie viel ihre Güter im Verlauf der Jahre geschickt hatten. Aber das Lächeln kam von Herzen.
»Darf ich Euch gratulieren, Moiraine Sedai?«, sagte sie freundlich und eskortierte Moiraine zu einem gepolsterten Stuhl mit hoher, reich mit Schnitzereien verzierter Rückenlehne. »Möchtet Ihr gewürzten Wein oder Tee? Vielleicht ein paar Honigküchlein?«
»Wein, vielen Dank«, erwiderte Moiraine mit einem Lächeln. »Das reicht.« Es war das erste Mal, dass sie jemand so genannt hatte, und ihr gefiel, wie es klang.
Sobald die Frau dem Diener seine Befehle gegeben hatte, setzte sie sich ohne zu fragen gegenüber von Moiraine auf einen Stuhl. Man erwartete von seinem Bankier nicht, sich zu sehr mit Förmlichkeiten aufzuhalten. »Ich nehme an, Ihr seid gekommen, um Eure Bezüge zu deponieren.« Natürlich wusste ein Bankier darüber Bescheid. »Wenn Ihr weitere Informationen wünscht, fürchte ich, dass ich das alles in dem Brief geschrieben habe, den ich Euch geschickt habe, und ich habe nicht mehr in Erfahrung bringen können.«
Einen Augenblick lang gefror Moiraines Lächeln. Sie gab sich alle Mühe, ihre Stimme unbeteiligt klingen zu lassen. »Erzählt mir doch einfach alles noch einmal. Wenn ich es wieder höre, kann ich dem allen vielleicht etwas Neues entnehmen.«
Frau Dormaile neigte leicht den Kopf. »Wie Ihr wünscht. Vor neun Tagen kam ein Mann zu mir, ein Cairhiener, der die Uniform eines Hauptmanns der Burgwache trug und den Namen Ries Gorthanes nannte. Er sprach mit vornehmem Akzent, ein gebildeter Mann, vielleicht sogar von Adel, und er war groß, gute drei Handbreit größer als ich, breitschultrig, mit der Haltung eines Soldaten. Er war natürlich glatt rasiert, sein Gesicht war wohlproportioniert und sah trotz einer Narbe hier gut aus.« Mit dem Finger zog sie einen Strich vom Rand des linken Auges bis zum Ohr.
Weder der Name noch die Beschreibung waren Moiraine geläufig, nicht, dass sie etwas gesagt hätte, wenn dem so gewesen wäre. Sie bedeutete der Bankiersfrau mit einer kleinen Geste fortzufahren.
»Er präsentierte einen Befehl, der augenscheinlich vom Amyrlin-Sitz unterzeichnet und versiegelt war und der mich anwies, ihm Eure Finanzen offenzulegen. Zu seinem Pech kenne ich Tamra Ospenyas Unterschrift gut, und die Weiße Burg weiß, dass ich die Angelegenheiten meiner Kunden niemals und in keiner Weise aufdecken würde. Ich ließ ihn von mehreren Dienern überwältigen und in einen Lagerraum einsperren, dann habe ich nach Burgwächtern geschickt. Ich bedauere, dass ich die Möglichkeit nicht dazu benutzt habe, den Namen seines Auftraggebers aus ihm herausprügeln zu lassen, aber wie Ihr wisst, hält das Burggesetz nicht viel davon.«
Der Diener kam mit einer verzierten Silberkanne und zwei silbernen Pokalen auf einem Tablett zurück, und die Bankiersfrau schwieg, bis er gegangen war. »Er entkam, bevor die Wächter eintreffen konnten«, fuhr sie fort und schenkte dunklen Wein ein, der den süßen Geruch von Gewürzen verströmte. »Eine Bestechung.« Sie verzog kurz angewidert den Mund, während sie Moiraine einen Pokal mit einer kleinen Verbeugung anbot. »Ich ließ den jungen Mann, der darin verwickelt war, prügeln, und ich wette, er spürt es noch immer, wenn er sich hinsetzt. Dann habe ich ihn als Bilgenjungen auf einem Flussschiff weitervermietet; es befördert Pfeffer nach Tear, wo man ihn ohne einen Pfennig an Land bringen wird, falls er die Kapitänin nicht überreden kann, ihn zu behalten. Ich habe sie davon überzeugt, mir seinen vollen Lohn vorher auszuhändigen. Er ist ein hübscher Bursche. Vielleicht kann er sie ja überreden. Ich glaube, sie hat daran gedacht, als sie mir das Geld gab.«
Moiraine sah die andere Frau über den Pokal an und hob eine fragende Braue. Sie war recht stolz auf ihre äußere kühle Teilnahmslosigkeit, die so groß war wie jene, die sie während ihrer Prüfung gezeigt hatte.
»Der falsche Burgwachen-Hauptmann hat das Burggesetz gebrochen, Moiraine Sedai«, beantwortete Frau Dormaile tonlos die unausgesprochene Frage. »Ich war verpflichtet, ihn der Justiz der Burg zu übergeben, aber interne Dinge ziehe ich vor, intern zu regeln. Ich erzähle Euch das nur, weil es Euch betrifft. Ihr versteht?«
Moiraine nickte. Natürlich. Keine Bank konnte es sich erlauben, dass
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