Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
überzeugt gewesen, mit vier Schüssen vier Menschen töten zu können. Er war davon überzeugt gewesen, obwohl er Lan und Bukama gekannt hatte. Da er sie kannte, hatte er seinem Befehl nicht gehorcht und versucht, Lan zuerst zu töten. Den Gefährlichsten von ihnen, wie er geglaubt haben musste.
Wie sie den Mann musterte, kam ihr die Idee, dass er ihnen selbst tot vielleicht noch etwas verraten konnte. Mit dem Gürtelmesser schnitt sie den Beutel hinter dem Köcher ab und leerte den Inhalt im Gras aus. Ein Holzkamm, ein halber Laib Käse, ein kleines Taschenmesser, eine Rolle Garn, die sie abwickelte, um sich zu vergewissern, dass darin nichts versteckt war, ein schmutziges, zerknülltes Taschentuch, das sie mit ihrer Messerspitze entfaltete. Es war auch unwahrscheinlich gewesen, einen von Meister Gorthanes geschriebenen Brief zu finden, in dem er Anweisungen gab, wie man ihn finden konnte. Sie schnitt den Geldbeutel von Caniedrins Gürtel ab und entleerte ihn. Eine Handvoll Silber und Kupfer prasselte heraus. Und zehn Goldkronen. Aha! Der Preis für ihren Tod in Kandor entsprach dem eines Seidenkleids in Tar Valon. Schwere Münzen, mit der aufgehenden Sonne von Cairhien auf der einen Seite und dem Profil ihres Onkels auf der anderen. Eine passende Fußnote in der Geschichte des Hauses Damodred.
»Seid Ihr jetzt unter die Leichenfledderer gegangen?«, fragte Lan in diesem irritierend kühlen Tonfall. Nur eine Frage, keine Anschuldigung, aber trotzdem …?
Sie richtete sich ärgerlich in genau dem Moment auf, in dem Ryne das gefiederte Ende des Pfeils, das aus Lans Rücken ragte, abbrach. Bukama knotete einen schmalen Lederriemen hinter die Pfeilspitze. Sobald er festsaß, packte er den Riemen mit der Faust und zog den Pfeil mit einem gewaltigen Ruck heraus. Lan blinzelte. Der Mann bekam einen Pfeil aus dem Körper gezogen, und er blinzelte! Sie vermochte nicht zu sagen, warum sie das ärgerte, aber das tat es.
Ryne eilte zur Straße zurück, während Bukama Lan dabei half, Mantel und Hemd auszuziehen und vorn ein wulstiges Loch enthüllte. Sicherlich sah das auf der Rückseite nicht besser aus. Das Blut, das von Hemd und Mantel aufgesogen worden war, strömte jetzt ungehindert über Brust und Rippen. Keiner der Männer bat um eine Heilung, und sie war fast schon so weit, es ihnen nicht anzubieten. Lan wies mehr Narben auf, als sie bei einem so jungen Mann erwartet hätte, und eine Anzahl teilweise verheilter Wunden, die mit sauberen dunklen Nähten geschlossen waren. Anscheinend brachte er Männer genauso schnell in Wut wie Frauen. Ryne kam mit Bandagen und gekautem Brot für einen Breiumschlag zurück. Von ihnen würde keiner nach einer Heilung fragen, bis der Mann verblutet war!
»Akzeptiert Ihr eine Heilung?«, fragte sie kalt und griff nach Lans Kopf. Er wich vor ihrer Berührung zurück. Er wich zurück!
»Übermorgen in Chachin wirst du deinen rechten Arm vielleicht brauchen«, murmelte Bukama, rieb sich die Nase und mied jedermanns Blick. Eine seltsame Bemerkung, aber sie wusste, dass sie gar nicht erst zu fragen brauchte, was er damit meinte.
Nach kurzem Zögern nickte Lan und beugte sich nach vorn. Das war alles. Er bat nicht und nahm ihr Angebot nicht einmal an. Er beugte sich einfach nach vorn.
Beinahe schlug sie ihm die Hände gegen den Kopf und lenkte die Macht. Als ihn das Heilgewebe traf, durchfuhr ihn ein Krampf und entriss ihn ihrem Griff. Sehr befriedigend. Auch wenn er kaum mehr als schwer atmete, statt zu stöhnen. Seine alten Narben blieben, die zur Hälfte verheilten Wunden waren jetzt schmale rosafarbene Striche – die Fäden, die an der Außenseite gewesen waren, rieselten seine Arme und die Brust hinunter; möglicherweise würde er Schwierigkeiten haben, den Rest herauszuzupfen –, aber wo eben noch klaffende Wunden gewesen waren, spannte sich glatte Haut. Er konnte den Wespen in perfekter Gesundheit entgegentreten. Sie konnte ihn immer noch hinterher Heilen, aber nur, falls es nötig sein würde.
Sie ließen die Münzen neben Caniedrins Leiche liegen, obwohl die Männer sie offensichtlich hätten brauchen können. Sie wollten nichts von dem Toten. Bukama fand sein Pferd ein kurzes Stück entfernt im Wald angebunden, einen Wallach mit weißen Fesseln, der schnell aussah und umhertänzelte. Lan entfernte das Zaumzeug und schnallte es am Sattel fest, dann versetzte er dem Pferd einen Hieb auf die Flanken und schickte es in Richtung Ravinda.
»So kann er fressen, bis ihn jemand
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