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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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findet«, erklärte er, als er sah, wie sie dem Pferd stirnrunzelnd nachsah.
    In Wahrheit bedauerte sie, dass sie die Satteltaschen nicht hatte durchsuchen können. Aber Lan hatte eine überraschende Freundlichkeit gezeigt. Sie hatte nicht erwartet, so etwas in ihm vorzufinden. Dafür würde er den Wespen entgehen. Es hätte sowieso etwas Denkwürdiges sein müssen. Schließlich hatte sie nur noch zwei Nächte, um ihn zu brechen. Sobald sie Chachin erreicht hatten, würde sie zu beschäftigt sein, um sich um Lan Mandragoran kümmern zu können. Jedenfalls eine Zeit lang.

KAPITEL 22

    Bräuche
    W enn Canluum eine Stadt der Hügel war, dann war Chachin eine Stadt der Berge. Die drei höchsten ragten fast eine Meile empor, obwohl ihre Gipfel abgeschnitten waren, und auf allen funkelten bunte Ziegeldächer und verklinkerte Paläste in der Mittagssonne. Auf dem höchsten erstrahlte der Aesdaishar-Palast farbenfroher als alle anderen in Rot und Grün, und über seiner höchsten Kuppel flatterte das tänzelnde Rote Pferd. Drei turmbewehrte Mauern umgaben die Stadt ringförmig, dazu kam ein tiefer Graben von hundert Schritten Breite, der von zwei Dutzend Brücken überspannt wurde, jede mit einer Festung am Ende. Hier war der Verkehr so dicht und die Große Fäule so weit entfernt, dass die Wachen mit dem Roten Pferd auf der Brust nicht so gründlich sein konnten wie in Canluum. Aber dennoch dauerte es in dem Gedränge von Wagen und Leuten, die in beide Richtungen unterwegs waren, eine ganze Weile, die Brücke des Sonnenaufgangs zu passieren.
    Hinter der ersten Mauer zog Lan sofort die Zügel an und lenkte den Hengst aus dem Weg des schwer beladenen Kaufmannswagens hinter ihm. Obwohl Edeyn ihn erwartete, war er in seinem ganzen Leben noch nie so froh gewesen, eine Stadt zu sehen. Dem Buchstaben des Gesetzes nach waren sie eigentlich noch nicht in Chachin – die zweite, höhere Mauer lag noch hundert Schritte voraus, und die dritte, noch höher, war noch viel weiter entfernt –, aber er wollte diese Alys los sein. Wo beim Licht hatte sie zu dieser Jahreszeit Stechmücken gefunden? Und dann noch Schwarzbremsen! Es sollte noch mindestens einen Monat dauern, bevor es Schwarzbremsen gab! Er war eine Masse juckender Stiche. Wenigstens hatte sie keine Befriedigung darin gefunden. Da war er sich sicher.
    »Der Eid besagte Schutz bis Chachin, und er ist erfüllt worden«, sagte er zu der Frau. »Solange ihr die gefährlicheren Viertel der Stadt meidet, seid Ihr auf jeder Straße so sicher wie mit zehn Leibwächtern um Euch. Also könnt Ihr Euch um Eure Angelegenheiten kümmern, und wir kümmern uns um unsere. Behaltet Euer Geld«, fügte er kalt hinzu, als sie nach ihrer Börse griff. Er spürte Gereiztheit in sich aufsteigen, weil er die Selbstbeherrschung verloren hatte. Aber sie türmte eine Beleidigung auf die andere.
    Ryne legte sofort damit los, eine Aes Sedai nicht beleidigen zu wollen, und überhäufte sie mit lächelnden Entschuldigungen und tiefen Verneigungen im Sattel, die seine Glöckchen wie Alarmglocken läuten ließen, während Bukama mürrisch etwas über Männer mit dem Benehmen von Schweinen grollte, nicht ganz unberechtigt. Alys selbst sah ihn nur an, beinahe so ausdruckslos, dass sie möglicherweise tatsächlich das war, was sie zu sein vorgab. Eine gefährliche Behauptung, wenn sie nicht stimmte. Und wenn es doch die Wahrheit war … Dann wollte er erst recht nichts mit ihr zu tun haben.
    Er riss Katzentänzer herum und preschte die breite Straße hinauf, sodass Fußgänger und Reiter auseinanderstoben. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte das möglicherweise Duelle zur Folge gehabt. Der Hadori und der damit verbundene Ruf hätte bloß normale Bürger abgeschreckt. Aber er ritt zu schnell, um eine Herausforderung zu hören, umging Sänften und hochrädrige Karren und Träger mit ihren Lasten, ohne das Tempo zu drosseln. Nach der Stille des Landes erschienen das Grollen der eisenbeschlagenen Räder auf dem Straßenpflaster und die Rufe der fliegenden Händler und Ladenbesitzer überlaut. Die Flöten der Straßenmusikanten klangen kreischend. Der Geruch gerösteter Nüsse und Schinkenpasteten auf den Karren, die Essensgerüche aus den Küchen Dutzender Gasthäuser und Hunderter Häuser vermengten sich nach der sauberen Luft auf der Überlandstraße zu einem unangenehmen Gestank. Einhundert Ställe voller Pferde fügten ihren eigenen Geruch hinzu.
    Bukama und Ryne holten ihn mit dem Lastpferd ein, bevor er die

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