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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf jeder Reise erwartet hätte. Rynes Dummheit und Bukamas Beschwerden hätte man auch als unvermeidlich hinnehmen können. Aber Alys war in vielerlei Hinsicht blind, und das machte den Unterschied.
    In jener ersten Nacht hatte er im Nassen gesessen, um sie wissen zu lassen, dass er akzeptierte, was sie getan hatte. Wenn sie schon zusammen reisten, war es besser, es auf ehrenvolle Weise zu Ende zu bringen, so wie sie es auch verstehen würde. Aber sie tat es nicht. In der zweiten Nacht blieb sie bis zur Morgendämmerung wach und sorgte dafür, dass er es auch tat, und zwar mit Hieben einer unsichtbaren Peitsche, wenn er einnickte. In der dritten Nacht kam irgendwie Sand in seine Kleidung und seine Stiefel, und zwar eine dicke Schicht. Er hatte ihn ausgeschüttelt, so gut es ging, und ohne Wasser zum Waschen ritt er den ganzen nächsten Tag mit Sand in den Kleidern. Die Nacht nach den Straßenräubern … Er konnte nicht begreifen, wie es ihr gelungen war, Ameisen in seine Unterwäsche krabbeln und alle zur gleichen Zeit zubeißen zu lassen. Es konnte nur ihr Werk gewesen sein. Sie stand über ihm, als er die Augen aufriss, und schien überrascht, dass er nicht aufschrie.
    Offensichtlich wollte sie eine Erwiderung sehen, irgendeine Reaktion, aber er wusste nicht, was. Falls sie das Gefühl hatte, für die Landung im Teich nicht ausreichend entschädigt worden zu sein, dann war sie eine sehr harte Frau, aber eine Frau konnte den Preis für eine Beleidigung festsetzen, und es war keine andere Frau in der Nähe, um für ein Ende zu sorgen, wenn sie über das hinausging, was man als gerecht bezeichnen konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu ertragen, bis sie Chachin erreichten. In der folgenden Nacht entdeckte sie eine Stelle mit Brandnesseln in der Nähe ihres Lagers, und zu seiner Schande hätte er beinahe die Beherrschung verloren.
    Natürlich erwähnte er die Vorfälle gegenüber Bukama oder Ryne nicht, obwohl er sich sicher war, dass sie es wussten, doch er fing an zu beten, dass Chachin hinter dem nächsten Hügel auftauchte. Vielleicht hatte Edeyn die Frau auf ihn angesetzt, um ihn zu beobachten, aber so langsam hatte es den Anschein, dass sie ihn doch umbringen wollte. Aber langsam.
    Moiraine konnte die Sturheit dieses Lan Mandragoran einfach nicht verstehen, obwohl Siuan die Meinung vertrat, dass Sturheit und Männer ein und dasselbe waren. Sie wollte doch nur, dass er Reue zeigte, weil er sie untergetaucht hatte. Nun, das und eine Entschuldigung. Eine unterwürfige Entschuldigung. Und die angebrachte Ehrerbietung für eine Aes Sedai. Aber er zeigte nicht das kleinste Anzeichen von Zerknirschung. Er bestand bis ins Mark aus starrer Arroganz! Sein Unglauben, dass sie das Recht auf die Stola hatte, war so offensichtlich, dass er es genauso gut laut hätte aussprechen können. Ein Teil von ihr bewunderte seine Standhaftigkeit, aber nur ein Teil. Und sie würde ihn noch richtig zu Kreuze kriechen lassen. Nicht, um ihn ganz zu zähmen – ein handzahmer Mann war für niemanden mehr zu gebrauchen, weder für sich selbst noch für andere –, aber um dafür zu sorgen, dass er seine Fehler in aller Deutlichkeit erkannte.
    Sie erlaubte ihm, den ganzen Tag darüber nachzudenken, während sie darüber nachsann, was sie nachts mit ihm anstellen würde. Die Ameisen waren eine große Enttäuschung gewesen. Das war eines der Geheimnisse der Blauen Ajah, eine Methode, Insekten abzuschrecken oder sie sich zusammenrotten und beißen oder stechen zu lassen, die allerdings nicht für den Zweck gedacht war, für den sie sie benutzt hatte. Aber auf die Brandnesseln war sie ziemlich stolz, die hatten ihn wenigstens etwas zusammenzucken lassen und bewiesen, dass er doch aus menschlichem Fleisch bestand. Langsam hatte sie angefangen, das zu bezweifeln.
    Seltsamerweise hatte keiner der anderen Männer ein Wort des Mitleids für ihn übrig, obwohl sie doch wissen mussten, was sie da tat. Wenn er sich ihr gegenüber nicht beschwerte, was schon für sich genommen seltsam genug war, tat er das doch bestimmt seinen Freunden gegenüber; dafür waren Freunde schließlich da. Selbst in Cairhien erzählten die Leute von sich, jedenfalls in Maßen, und man hatte ihr beigebracht, dass die Grenzlandbewohner nichts vom Spiel der Häuser hielten, aber sie enthüllten nichts über sich, nicht einmal, nachdem sie ihnen mit Geschichten über ihre Jugend in Cairhien oder über die Burg den Weg bereitet hatte. Ryne lachte wenigstens, wenn die

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