Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Aber, und da soll man mich doch zu Asche verbrennen, dein Plan wird niemals funktionieren. Man wird uns sofort gefangen nehmen. Möglicherweise schicken sie nach einer Schwester. Falls nicht schon eine da ist. Ich sage dir, wir müssen einen anderen Weg finden.«
Moiraine tat so, als wäre sie zu sehr damit beschäftigt, ihr eigenes Brot zu essen, das noch immer ofenwarm war, um antworten zu können. Davon abgesehen war sie hungrig. Wenn sie anderen Aes Sedai begegneten … Das war der Abgrund, den sie überwinden mussten, wenn sie davorstanden. Sie überzeugte sich davon, dass das Kribbeln im Bauch Hunger war und keine Angst. Eine Lüge konnte man denken. Ihr Plan musste funktionieren. Es gab keine andere Möglichkeit.
Wie in Tar Valon ähnelte die Bank einem kleinen Palast; dieser hier funkelte im Morgenlicht wie die echten Paläste weiter oben auf dem Berg, mit goldenen Fliesen auf jeder Wand und zwei hohen, weißen Kuppeln. Der Türsteher, der sie unter Verbeugungen einließ, hatte einen dunkelroten Mantel an, dessen Ärmelaufschläge mit aufgestickten silbernen Bienen verziert waren, und die Diener trugen kurze schwarze Mäntel, die ihre Hinterteile in den engen Hosen entblößten. Moiraines Kleid mit den Farben einer cairhienischen Adligen auf der Vorderseite reichte aus, damit sie ein Gespräch mit der Bankiersfrau bekamen statt mit einem Untergebenen; es fand in einem ruhigen holzgetäfelten Raum statt, in dem es Silberkandelaber und vergoldete Intarsien an den Möbeln gab.
Kamile Noallin war eine hübsche schlanke Frau in mittleren Jahren, deren langsam grau werdendes Haar zu vier Zöpfen geflochten und deren Blick streng und neugierig war. Immerhin lag Kandor weit von Cairhien entfernt und auch von Tar Valon. Trotzdem hatte sie kein Recht, Ilain Dormailes Siegel am unteren Rand von Moiraines Kreditbrief mit dem Vergrößerungsglas zu studieren. Der Brief selbst war nur etwas mitgenommen vom Sturz in den Teich. Es war nicht der größte, den sie mit sich trug, trotzdem erbrachte er einen eindrucksvollen Goldstapel in zehn Lederbeuteln, die sich auf dem Schreibtisch der Bankiersfrau stapelten – und das selbst nach dem heftigen Abschlag wegen der Entfernung, die zwischen den beiden Banken lag.
»Ich hoffe, Ihr habt Leibwächter«, murmelte Frau Noallin höflich. Große Mengen Gold neigten dazu, Höflichkeit zu erzeugen.
»Ist Chachin so gesetzlos, dass zwei Frauen am helllichten Tag nicht sicher sind?«, fragte Moiraine sie kühl. Ein Vergrößerungsglas! »Ich glaube, unser Geschäft ist erledigt.«
Zwei ausgesprochen große Diener brachten die Geldbeutel hinaus und stapelten sie auf den Boden der Sänfte; der Anblick von Frau Tolvinas beiden Beobachtern mit ihren Keulen schien sie zu beruhigen. Die Träger bewältigten das zusätzliche Gewicht scheinbar mühelos.
»Selbst dieser Schmied muss getaumelt sein, bepackt wie ein Maulesel«, murmelte Siuan und stupste mit dem Zeh gegen die zwischen ihnen sich auftürmenden Geldbeutel. »Wer hätte ihm auf diese Weise so den Rücken brechen können? Fischscheiße! Aus welchen Gründen auch immer, es muss die Schwarze Ajah gewesen sein.«
Die Träger konnten das deutlich hören, aber sie trotteten ohne zu zögern weiter, da sie nicht wussten, was der Begriff Schwarze Ajah bedeutete oder, was das anging, was eine Ajah überhaupt war. Eine imposante Frau mit Elfenbeinkämmen im Haar andererseits, die vorbeiging, hörte es, zuckte zusammen, raffte die Röcke bis zu den Knien und rannte weg, sodass ihre beiden verblüfften Dienerinnen Mühe hatten, ihr durch die Menschenmenge zu folgen.
Moiraine bedachte Siuan mit einem vorwurfsvollen Blick. Sie konnten sich nicht darauf verlassen, dass andere keine Ahnung hatten. Siuan errötete, erwiderte aber trotzig Moiraines Blick.
Der Abendstern hatte einen kleinen Tresorraum, in dem Kaufleute ihre Münzen sicher aufbewahren konnten, jedenfalls die, die keine Geldkisten in ihren Zimmern haben wollten, aber das Abladen eines Großteils des Goldes ließ Frau Tolvina nicht höflicher werden, nicht einmal, nachdem ihr Moiraine eine Goldkrone für ihre Mühe gegeben hatte. Zweifellos hatte sie zu viele Kaufleute gesehen, die alles verloren hatten, um beeindruckt zu sein, nur weil jemand im Augenblick Geld hatte.
»Die beste Schneiderin in Chachin dürfte Silene Dorelmin sein«, beantwortete sie Moiraines Frage. »Aber sie ist sehr teuer, das habe ich zumindest gehört. Sehr teuer.« Moiraine nahm einen der prallen
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