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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht erleichtert. Gelegentlich schaute sie über die Schulter zu dem riesigen schwarzen Gipfel des Drachenbergs – die Hälfte der Zeit brauchte sie eine stützende Hand von Moiraine, um dabei nicht aus dem Sattel zu fallen –, und mehr als einmal knirschte sie deutlich hörbar mit den Zähnen. Sie hatten oft darüber gesprochen, welcher Ajah sie beitreten wollten, und Moiraine hatte sich schon vor langer Zeit für die Blauen entschieden, aber sie glaubte, dass sich Siuan am Ende möglicherweise doch für die Grünen entschied.
    Das erste Lager, auf das sie zweieinhalb Meilen unterhalb von Alindaer stießen, war eine breitgefächerte Ansammlung aus Wagen und Karren und Zelten jeder Größe und jeden Zustands, zwischen denen sich primitive Unterstände aus Zweigen und Ästen erhoben. Überall brannten Kochfeuer. Bei drei verschiedenen Schmieden hallten Hämmer auf Ambosse, schreiende Kinder spielten im heruntergetretenen, schmutzigen Schnee, als hätten sie keine Ahnung, dass da eine Schlacht gewesen war oder ihre Väter möglicherweise tot waren. Vielleicht wussten sie es wirklich nicht. Es wäre eine Gnade gewesen. Die Pferdekoppeln waren fast leer, und von den Schmieden abgesehen gab es nur wenige Männer zu sehen, aber eine lange Reihe Frauen – es mussten über fünfzig sein! – hatte vor einem Segeltuchpavillon Aufstellung genommen, in dem eine Aufgenommene an einem Tisch saß, hinter sich vier Burgwächter, also verlangsamte Steler nicht einmal das Tempo. Moiraine umarmte kurz die Quelle und spürte, dass Siuan es ebenfalls tat. Natürlich nur, um besser sehen zu können, wer da saß. Das Gesicht der Aufgenommenen wurde von vielen dünnen tarabonischen Zöpfen verdeckt. Sarene war die schönste Frau in den Quartieren der Aufgenommenen, mit Ausnahme von Ellid, aber sie schien sich dessen nicht im Mindesten bewusst zu sein, was bei Ellid nun ganz anders war; allerdings verfügte sie für die Tochter eines Ladenbesitzers über erstaunlich wenig Takt. Ihre Mutter musste froh gewesen sein, dass Sarenes scharfe Zunge nach Tar Valon abgereist war.
    »Ich hoffe, sie bringt sie wenigstens diesmal nicht in heißes Wasser«, sagte Siuan leise, als könnte sie Moiraines Gedanken lesen. Andererseits kannten sie beide Sarene nur zu gut. Sie war eine Freundin, wenn auch manchmal eine schwierige. Zu ihrer Ehrenrettung musste man sagen, dass sie sich genauso wenig bewusst zu sein schien, dass sie das Falsche sagte, wie sie sich ihres Aussehens nicht bewusst war.
    Hundert Schritte später verschwand das Licht um Siuan, und auch Moiraine ließ die Macht los. Schließlich war immer damit zu rechnen, dass eine Schwester sie sah.
    Das nächste Lager, das weniger als eine Meile südlich lag, war sogar noch größer und unordentlicher, und hier sammelte keiner Namen. Es war auch viel lauter, da sechs Schmieden in Betrieb waren und doppelt so viele Kinder lautstark herumliefen. Relativ gesehen waren hier genauso viele Männer abwesend und die Pferdekoppeln waren auch fast leer, aber überraschenderweise standen eine Anzahl von geschlossenen Kutschen im Lager verteilt. Moiraine zuckte zusammen, als sie beim Betreten des Lagers überall den murandianischen Akzent hörte. Murandianer waren ein streitsüchtiger Haufen, schrecklich empfindlich wegen Ehrensachen, die kein anderer verstehen konnte, und ständig waren sie dabei, sich zu duellieren. Aber als Steler den Grund für ihr Kommen mit einer Lautstärke verkündete, die einen Bullen in Angst und Schrecken versetzt hätte, wollte sich niemand streiten. Nach kurzer Zeit trugen zwei dürre junge Männer in abgenutzten Umhängen einen Tisch und zwei Stühle herbei. Sie stellten den Tisch unter freiem Himmel ab, aber zwei andere Jugendliche brachten dreibeinige Kohlenpfannen, die sie zu beiden Seiten des Tisches aufstellten. Möglicherweise würde das ja doch nicht so unerfreulich werden.

KAPITEL 5

    Die menschliche Natur
    S obald Moiraine auf einem der Stühle saß, das Schoßpult aufgeklappt vor sich auf dem Tisch, änderte sie die Meinung, was das Unerfreuliche anging. Die Wärme der Kohlenpfannen verpuffte schnell an der offenen Luft und verdrängte die Kälte kaum, davon abgesehen wehten ihr dünne graue Rauchfahnen ins Gesicht, ließen ihre Augen brennen und brachten sie gelegentlich zum Husten. Dem festen Schuhwerk und den zusätzlichen Strümpfen zum Trotz waren ihre Füße auf dem Ritt ganz kalt geworden; als sie nun in dem zertrampelten Schnee standen, wurden sie sehr

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