Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
nur die Waffen, er war eine Waffe, und das war nur die erste Bedingung. »Wie lautet ihr voller Name? Und der des Kindes?«
»Sie ist Careme Mowly, Aes Sedai, und ihr Mädchen heißt Ellya.« Erstaunlicherweise schien Lady a’Conlin kein Problem damit zu haben, ihre Dienerin antworten zu lassen. Nicht nur das, ihr Stirnrunzeln war verschwunden, und sie musterte Moiraine vorsichtig. Vielleicht war ein energischer Ton alles, was man brauchte. Das und für eine Aes Sedai gehalten zu werden.
»Aus welcher Stadt oder Dorf?«, fragte Moiraine und schrieb.
»Und wo genau wurde Euer Mädchen geboren?«, hörte sie Siuan sagen. Siuan hatte ihre Handschuhe ausgezogen, ein Namenstagsgeschenk von Moiraine, um sie vor Tintenflecken zu schützen. Die ungeduldige, in Seide gekleidete Frau vor ihr hätte als Schönheit gelten können, wäre da nicht diese unglückliche Nase gewesen. Die Frau war ziemlich groß, fast eine Handbreit größer als Siuan. »In einer Scheune eine Meile westlich von hier? Nein, nicht der Ort, in den man erwartet, seine Erbin zu gebären. Vielleicht hättet Ihr so nahe gegen Ende Eurer Schwangerschaft nicht mehr ausreiten sollen, ganz zu schweigen von den Kämpfen, die stattfanden. Nun, kennt Ihr eine Frau, die in den vergangenen sechzehn Tagen ein Kind bekommen hat und nicht anwesend ist? Wie ist ihr Name? Keine Gegenfragen, meine Lady. Beantwortet nur die Fragen.« Die Lady gehorchte ohne weitere Beschwerde. Aber Siuans Art ließ keinen Raum für Beschwerden oder Unmutsbekundungen. Sie hob weder die Stimme, noch war sie grob; sie hatte hier offensichtlich das Kommando. Wie machte sie das bloß?
Welche Gedanken auch immer Moiraine an das große Abenteuer bei der Jagd nach dem Wiedergeborenen Drachen gehabt haben mochte, sie verblichen schnell zusammen mit der Aufregung, außerhalb der Stadtmauern zu sein. Dieselben Fragen immer wieder zu stellen und die Antworten niederzuschreiben, die gefüllten Seiten vorsichtig zur Seite zu legen, damit die Tinte trocknen konnte und auf einem neuen Blatt von vorn anzufangen, das alles wurde schnell zu einer langweiligen Schinderei. Die einzigen Abwechslungen waren die Pausen, um sich an der Kohlenpfanne neben dem Tisch die Hände zu wärmen. Unter diesen Umständen ein unbeschreibliches Vergnügen, da ihre Finger von der Kälte schmerzten, aber kaum etwas, worüber man in Begeisterungsstürme hätte ausbrechen müssen. Die einzige Überraschung war die Anzahl der Frauen, die keine Murandianerinnen waren. Anscheinend nahmen Soldaten, die in den Krieg zogen, häufig in der Fremde geborene Frauen. Nach einiger Zeit fingen die Ambosse wieder an zu scheppern, und ein paar Männer, die an einem Wagen arbeiteten, fingen auch an zu hämmern, weil sie ein neues Rad montieren wollten. Das Hämmern drohte Moiraine Kopfschmerzen zu verursachen. Es war alles ziemlich unerfreulich.
Sie gab sich besondere Mühe, ihre Unzufriedenheit nicht an den Frauen auszulassen, mit denen sie sprach, auch wenn ihr eine Handvoll dazu durchaus Anlass gaben. Einige der Adligen mussten davon abgebracht werden, ihren kompletten Familienstammbaum bis zurück zu Artur Falkenflügel und darüber hinaus zu rezitieren, und ein paar der einfach gekleideten Frauen wollten nicht den Namen des Vaters oder ihren Herkunftsort nennen und schauten finster drein, als könnte dies ein Trick sein, sie um das Geld zu betrügen, aber bei den meisten bedurfte es nur eines strengen Blicks, um sie zum Schweigen zu bringen. Nicht einmal Murandianer wollten bei Frauen, die sie für Aes Sedai hielten, zu weit gehen, eine Ansicht, die sich bald verbreitete. Danach bewegten sich die Reihen etwas rascher, wenn auch nicht auf eine Weise, die man als zügig hätte bezeichnen können.
Moiraines Blicke schweiften immer wieder zu den vorbeigehenden schwangeren Frauen. Ein paar blieben kurz stehen und betrachteten den Tisch, als würden sie darüber nachdenken, sich ebenfalls anzustellen. Eine von ihnen würde möglicherweise die Mutter des Wiedergeborenen Drachen werden, sollte sie sich aus irgendeinem Grund dazu entscheiden, zum Drachenberg zu reisen, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen. An diesem Tag – dem Tag nach Gitaras Vorhersage – waren nur zwei Mädchen geboren worden, und wie alle Neugeborenen waren sie innerhalb einer Meile vom Lager zur Welt gekommen. Eine andere Aufgenommene würde den Jungen finden, ohne zu wissen, was sie da gefunden hatte. Sie selbst würde vermutlich die nächsten Jahre nichts mehr von der
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