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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Ich glaube, sie war in ihrer Jugend in der Burg.« Eine Frau, der man das Machtlenken nicht beibringen konnte, wurde fortgeschickt, aber sie würde Aes Sedai und Aufgenommenen begegnet sein.
    Siuan sah sie an, als hätte sie gesagt, dass Wasser nass ist. Manchmal konnte es ärgerlich sein, wenn Siuan die Dinge vor ihr begriff.
    Sie unterhielten sich wenig, während sie ihr Brot und den Käse und die Früchte aßen. Von Novizinnen wurde erwartet, dass sie ihre Mahlzeiten schweigend einnahmen, und dass Aufgenommene ein gewisses Maß an Würde einhielten, also hatten sie sich an das schweigsame Essen gewöhnt. Den Wein rührten sie kaum an – Aufgenommene erhielten zum Essen Wein serviert, aber mit Wasser verdünnt, und ein Schwips wäre nicht akzeptabel gewesen –, aber es überraschte Moiraine, als sie feststellte, dass sie jeden Bissen aufgegessen hatte, obwohl sie so sicher gewesen war, dass man ihnen viel zu viel eingepackt hatte. Vielleicht hatte der Aufenthalt an der kalten Luft ihren Appetit angeregt.
    Sie faltete das Tuch zusammen, in das das Essen eingeschlagen gewesen war, und wünschte sich, es wären mehr getrocknete Aprikosen dabei gewesen, da murmelte Siuan plötzlich: »O nein.«
    Moiraine schaute auf, und ihre Laune sank.
    Zwei Schwestern kamen ins Lager geritten und suchten sich langsam ihren Weg vorbei an den Zelten und Wagen. In der derzeitigen Situation mussten Frauen in Seide, die ohne Begleitung reisten, Schwestern sein, und den beiden folgte nur ein Mann, ein dunkler Bursche in einem Umhang, der ständig die Farbe änderte und mit dem verschmolz, was sich hinter ihm befand, sodass Teile von ihm und seinem schwarzen Wallach einfach nicht da zu sein schienen. Sein Blick verweilte nie lange an einem Ort; wenn man ihn mit einem jagenden Leoparden verglich, waren die Burgwächter wie dösende Hunde. Der Umhang eines Behüters war ein beunruhigender Anblick, und im Lager ertönte Gemurmel, als Leute in seine Richtung starrten und mit den Fingern zeigten. Die Schmiede senkten wieder ihre Hämmer.
    Es war nicht nur das Erscheinen von Schwestern, das Moiraines Magen sich verkrampfen ließ. Sie erkannte die von den Rändern ihrer Kapuzen umrahmten Gesichter. Meilyn Arganya mit ihrem silbergrauen Haar und dem spitzen Kinn gehörte zu den am meisten respektierten Frauen in der Burg. Es hieß, dass niemand etwas Schlechtes über Meilyn zu sagen wusste. Sie allein hätte Moiraine keinen Moment lang stocken lassen. Aber bei der anderen handelte es sich um Elaida a’Roihan. Beim Licht, was hatte sie denn hier zu suchen? Elaida war vor fast drei Jahren die Beraterin der Königin von Andor geworden. Sie besuchte die Burg gelegentlich, um sich mit der Amyrlin über die Ereignisse in Andor zu beraten, aber Siuan und Moiraine erfuhren zu ihrem Bedauern immer sehr schnell von ihrer Ankunft.
    Sobald die Schwestern näher kamen, machten sie tiefe Knickse. »Wir dürfen hier sein«, platzte Siuan heraus. Selbst Meilyn würde möglicherweise ungehalten werden, wenn sie sie schalt und erst danach erfuhr, dass es dazu gar keinen Grund gab. Elaida würde außer sich vor Zorn sein; sie hasste es aus ganzem Herzen, wie eine Närrin dazustehen. »Der Amyrlin-Sitz hat uns befohlen …«
    »Wir wissen Bescheid«, unterbrach Meilyn sie sanft. »So wie sich die Nachricht verbreitet, sind mittlerweile schon die Katzen in Seleisin im Bilde.« Man konnte ihrem Tonfall nicht entnehmen, ob sie Tamras Entscheidung guthieß. Meilyns glattes Gesicht verriet nie auch nur irgendeine Reaktion. In ihren blauen Augen, die durch einen hindurchzusehen schienen, lag eine heitere Ruhe so wie Wasser in einem Pokal. Mit der dunkel behandschuhten Hand richtete sie sorgfältig die eine Seite ihres Reitrocks, der so üppig mit Weiß geschlitzt war, dass er eher wie blau gesäumtes Weiß aussah. Sie gehörte zu den relativ wenigen Weißen Schwestern, die einen Behüter hatten; die meisten von ihnen sahen darin keine Notwendigkeit, da sie sich mit Fragen des Rationalismus und der Philosophie beschäftigten. Moiraine wünschte sich, sie würde absteigen. Meilyns Wallach war groß, und sie selbst war fast so groß wie ein Mann. Jedenfalls wie die meisten Cairhiener. Zu ihr im Sattel hochzuschauen drohte Moiraine Nackenschmerzen zu bereiten.
    »Seid ihr überrascht, mich zu sehen?«, sagte Elaida und schaute von ihrer braunen Stute mit den schlanken Fesseln zu ihnen herunter. Ihr mit Brokatstreifen versehenes Kleid war nicht in einem dezenten oder

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