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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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euch unterhalten, wenn ihr wollt. Ich will mein Frühstück.« Aber als sie sich wieder umdrehte, um loszugehen, blieb sie wie angewurzelt stehen und keuchte schockiert auf.
    Merean hatte in der weichenden Dunkelheit die Galerie betreten, die Stola so über die Arme gebreitet, dass die blauen Fransen fast über den Boden strichen. Sie zog viele schockierte Blicke von Aufgenommenen auf sich. Abgesehen von offiziellen Anlässen trugen Schwestern im Inneren der Burg nur selten ihre Stolen. Das Erscheinen der Herrin der Novizinnen mit ihrer Stola bedeutete, dass jemand in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Oder jemand zur Prüfung geholt wurde. Ein paar der Frauen verweilten hoffnungsvoll auf der Galerie, während eine Handvoll so schnell loseilten, wie sie konnten, ohne zu laufen, zweifellos vom schlechten Gewissen angetrieben. Sie hätten es besser wissen sollen. Sie erreichten nur, dass Merean sie sich mit einem Blick merkte, und sie würde graben, bis sie den Grund für ihre Schuld entdeckt hatte. In Cairhien hätte das jeder Gänsehirte gewusst. Aber sie schenkte ihnen jetzt keine weitere Aufmerksamkeit, während sie ruhig die Galerie entlangrauschte, und die Aufgenommenen, an denen sie vorüberging, richteten sich mit Bedauern auf dem Gesicht wieder aus ihren Knicksen auf.
    Sheriam gehörte zu denen, die blieben, und Merean hielt vor ihr, Siuan und Moiraine an. Moiraines Herz schlug schneller, und sie bemühte sich, gleichmäßig weiterzuatmen, während sie ihren Knicks machte. Tatsächlich bemühte sie sich, überhaupt weiterzuatmen. Vielleicht hatte Siuan recht gehabt. Nun, sie hatte recht. Wenn Merean behauptete, dass eine Aufgenommene vermutlich bald geprüft wurde, dann geschah es immer innerhalb des nächsten Monats. Aber sie war nicht bereit! Siuans Gesicht leuchtete natürlich vor Bereitschaft, ihre Augen funkelten. Sheriams Lippen waren in hoffnungsfroher Erwartung leicht geöffnet. Beim Licht, jede Aufgenommene musste sich mehr bereit fühlen als Moiraine Damodred.
    »Kind, Ihr werdet Euch verspäten, wenn Ihr Euch nicht beeilt«, sagte die Blaue Schwester scharf zu Sheriam. Überraschenderweise benutzte Merean niemals einen scharfen Tonfall, nicht einmal, wenn eine Bestrafung anstand. Wenn sie einen über seine Missetaten belehrte, während sie Rute, Riemen oder den verhassten Schuh schwang, war ihre Stimme grundsätzlich lediglich fest.
    Während die feuerhaarige Frau davonstürmte, richtete die Herrin der Novizinnen ihre Aufmerksamkeit auf Siuan und Moiraine. Moiraine glaubte, ihr Herz würde gleich zerspringen. Noch nicht. Beim Licht, bitte, noch nicht!
    »Moiraine, ich habe mit der Amyrlin gesprochen, und sie stimmt mir zu, dass Ihr noch unter einem Schock steht. Die anderen Aufgenommenen werden heute ohne Euch auskommen müssen.« Einen Augenblick lang spannten sich Mereans Lippen, bevor die Ruhe in ihr Gesicht zurückkehrte. Ihre Stimme blieb allerdings nadelspitz. »Ich hätte Euch alle hierbehalten, aber die Leute werden eher mit Schülerinnen der Burg kooperieren als mit Schreibern, selbst Schreibern der Weißen Burg, und die Schwestern würden protestieren, falls man sie um die Arbeit bitten würde. Da hat die Mutter schon recht.«
    Beim Licht! Sie musste sich mit Tamra gestritten haben, wenn sie so aufgebracht war, das alles zu Aufgenommenen zu sagen. Kein Wunder, dass sie so scharf klang. In Moiraine stieg Erleichterung auf, dass sie nicht auf der Stelle die Prüfung für die Stola ablegen sollte, aber die Erleichterung konnte nicht mit der Enttäuschung mithalten. Sie konnten heute zu den Lagern am Drachenberg reiten. Nun, wenigstens zu einem der Lager. Es war möglich!
    »Bitte, Merean, ich …«
    Die Schwester hob einen Finger. Das war ihre Warnung an einen, nicht zu widersprechen, und so freundlich und sanft sie normalerweise auch war, gab sie dennoch niemals eine zweite. Moiraine schloss sofort den Mund.
    »Ihr solltet aber nicht weiter über die Sache grübeln«, fuhr Merean fort. Glattes Gesicht oder nicht, die Art und Weise, wie sie ihre Stola richtete, zeigte deutlich ihre Gereiztheit. »Die Schrift einiger Mädchen ist wie Hühnergekrakel.« Ja, sie war eindeutig gereizt. Wenn sie etwas zu kritisieren hatte, und wenn es noch so geringfügig war, bekam es immer nur die betreffende Person ab und niemand anders. »Die Mutter hat eingewilligt, dass Ihr die Listen ins Reine schreibt, die fast unleserlich sind. Ihr habt eine saubere Handschrift. Etwas geblümt, aber lesbar.«
    Moiraine

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