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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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finden? Salias Kind war auf der falschen Seite des Erinin geboren worden und sechs Tage zu früh, aber wenn die Mutter des Wiedergeborenen Drachen ähnlich gehandelt hatte, wie sollte man ihn je finden? Die Seiten standen voller ähnlicher Namen, obwohl es für gewöhnlich Frauen zu sein schienen, von denen andere gehört hatten, also waren die Informationen möglicherweise anderswo vollständig erfasst. Oder auch nicht. Die Aufgabe war so einfach erschienen, als Tamra sie ihnen gestellt hatte.
    Das Licht stehe uns bei, dachte Moiraine. Das Licht stehe der Welt bei.
    Sie schrieben beständig, steckten manchmal die Köpfe zusammen, um eine Handschrift zu entziffern, die tatsächlich Hühnergekrakel ähnelte, machten mittags eine Stunde Pause, um zu Brot und Linsensuppe in den Speisesaal zu gehen, und kehrten dann zu ihrer Arbeit zurück. Elaida kam vorbei und schritt um den Tisch und starrte wortlos zuerst über Moiraines und dann über Siuans Schulter, als wollte sie ihre Schrift kontrollieren. Sie trug ein hochgeschlossenes Kleid, das noch roter war als das vom Vortag. Ihre rot befranste Stola war reichhaltig mit blütenbewachsenen Ranken verziert. Blütenbewachsen und, viel passender, mit langen Dornen ausgestattet. Sie fand nichts zu kritisieren und verschwand so abrupt, wie sie gekommen war, und Moiraines erleichterter Seufzer ähnelte Siuans. Davon abgesehen ließ man sie in Ruhe. Als Moiraine ihre letzte Seite mit feinem Sand bestreute und ihn dann in das Holzkästchen rieseln ließ, das zwischen den Stühlen stand, war es Zeit fürs Abendessen. Gestern waren einige Jungen geboren worden – die Geburt hatte nach Gitaras Vorhersage stattfinden müssen –, aber keiner kam auch nur im Entferntesten als das Kind infrage, das sie suchten.
    Nach einer Nacht unruhigen Schlafs musste Siuan sie nicht dazu drängen, in das kleine Zimmer zurückzukehren, statt sich den anderen Aufgenommenen anzuschließen, die zu den Ställen eilten. Auch wenn einige es heute nicht so eilig wie zuvor hatten. Anscheinend konnte selbst ein Ausflug außerhalb der Stadt seinen Glanz verlieren, wenn man nur auf einer Bank saß und den ganzen Tag Namen notierte. Moiraine freute sich darauf, Namen niederzuschreiben. Schließlich hatte ihnen niemand gegenteilige Anweisungen gegeben. Und sie waren vom Lärm der anderen Frauen erwacht, die sich fertig machten, und nicht durch eine Novizin, die ihnen den Befehl überbrachte, zusammen mit dem Rest auszureiten. Wie Siuan oft zu sagen pflegte, es war einfacher, um Verzeihung statt um Erlaubnis zu bitten. Auch wenn die Burg nicht viel davon hielt, Aufgenommenen zu verzeihen.
    Die Erhebungen des Vortags warteten auf dem Tisch, ein unordentlicher Stapel von der Höhe des vorherigen. Während sie die leserlichen Listen aussortierten, kamen zwei Schreiber herein und blieben überrascht stehen, eine stämmige Frau mit der Flamme von Tar Valon auf dem dunklen Ärmel, die ihr graues Haar zu einem ordentlichen Knoten im Nacken gebunden hatte, und ein junger Bursche, der eher in eine Rüstung zu gehören schien als in einen einfachen grauen Wollmantel. Er hatte wunderschöne braune Augen. Und ein umwerfendes Lächeln.
    »Ich mag es nicht, einen Auftrag erteilt zu bekommen, nur um dann erfahren zu müssen, dass ihn jemand anders bereits erledigt«, sagte die Frau erbittert. Sie bemerkte das Lächeln des jungen Schreibers und warf ihm einen kalten Blick zu. Ihr Tonfall wurde eisig. »Ihr solltet es besser wissen, wenn Ihr hierbleiben wollt, Martan. Kommt mit.« Das Lächeln verschwand und wurde durch rote Wangen und Verlegenheit ersetzt. Martan folgte ihr aus dem Zimmer.
    Moiraine sah Siuan besorgt an, aber Siuan hielt nicht inne mit dem Sortieren. »Mach weiter«, sagte sie. »Wenn wir beschäftigt genug aussehen …« Sie verstummte. Es war eine verschwindend geringe Hoffnung, falls man Schreiber mit der Arbeit beauftragt hatte, aber es war alles, was sie hatten.
    Als Tamra höchstpersönlich eintrat, hatten sie schon einige Namen kopiert. Die Amyrlin trug heute einfache blaue Seide, und sie war fleischgewordene Aes-Sedai-Gelassenheit. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dass vor zwei Tagen ihre Freundin vor ihren Augen gestorben war oder dass sie auf einen Namen wartete, der die Welt retten würde. Dicht hinter Tamra kam die grauhaarige Schreiberin, die Zufriedenheit auf dem Gesicht trug wie zu viel Rouge, und der junge Martan, der über ihre Schulter hinweg Moiraine und Siuan anlächelte. Wenn er das

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