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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schweife
flatterten im Mondlicht, als sie nach Norden galoppierten. Lan führte sie an.
Der Rappe mit dem in Schatten gehüllten Reiter war in der kalten Nacht fast
nicht zu sehen. Moiraines weiße Stute hielt mit. Wie ein blasser Pfeil huschte
sie durch die Dunkelheit. Die anderen folgten in einer Linie, als hätte man sie
alle an einem Seil befestigt, dessen Ende in den Händen des Behüters lag. Rand
ritt als Letzter in dieser Reihe. Thom Merrilin war vor ihm, und die Gefährten
davor konnte er schon nicht mehr deutlich erkennen. Der Gaukler drehte sich
nicht um. Er sah nur nach vorn in die Richtung, in die sie flohen, und nicht
nach hinten, um zu sehen, wovor sie flohen. Falls hinter ihnen Trollocs, der
Blasse auf seinem lautlosen Pferd oder dieses fliegende Geschöpf, der Draghkar,
auftauchten, wäre es Rands Aufgabe, die anderen zu alarmieren.
    Alle paar Minuten verdrehte er den Hals,
um über die Schulter zu spähen, während er sich an den Zügeln und Wolkes Mähne
festhielt. Der Draghkar … Schlimmer als Trollocs und Blasse, hatte Thom gesagt.
Aber der Himmel blieb leer, und der Boden lag in Dunkelheit und Schatten.
Schatten, in denen sich eine ganze Armee verbergen konnte.
    Jetzt, da der Graue endlich rennen
durfte, huschte er wie ein Geist durch die Nacht und hielt leicht mit Lans
Hengst mit. Und Wolke wollte noch schneller galoppieren. Er wollte den
Schwarzen erreichen und strengte sich mächtig an. Rand musste die Zügel straff
halten, um ihn zu bremsen. Wolke stemmte sich gegen seine Hand, als hielte er
dies für ein Rennen. Mit jedem Schritt kämpfte er gegen ihn an. Rand klammerte
sich mit verkrampften Muskeln an Sattel und Zügel. Er hoffte inständig, dass
sein Reittier nicht merkte, wie unsicher er da oben saß. Falls Wolke das
erkannte, hatte Rand jeden Einfluss verloren, und sei er noch so gering.
    Er beugte sich tief über Wolkes Hals und
warf immer wieder ein wachsames Auge auf Bela und ihre Reiterin. Als er
behauptet hatte, die zottige Stute könne mit den anderen mithalten, hatte er
nicht vom vollen Galopp gesprochen. Sie hielt sich im Augenblick noch in der
Gruppe, weil sie schneller galoppierte, als er gedacht hatte. Lan hatte nicht
gewollt, dass Egwene mitkam. Würde er das Tempo drosseln, wenn Bela
zurückblieb? Oder würde er versuchen, sie auf diese Art zurückzulassen? Die Aes
Sedai und der Behüter hielten Rand und seine Freunde irgendwie für wichtig,
doch trotz Moiraines Erwähnung des Großen Musters glaubte er nicht, dass dies
auch Egwene betraf.
    Wenn Bela zurückblieb, würde er auch
zurückbleiben, gleichgültig, was Moiraine und Lan dazu sagten. Zurück dorthin,
wo der Blasse und die Trollocs waren. Zurück zu dem Draghkar. Voller
Verzweiflung im Herzen rief er lautlos Bela zu, sie solle rennen wie der Wind.
Ohne Worte versuchte er, Kraft auf sie zu übertragen. Renn! Seine Haut
prickelte, und seine Knochen schienen zu Eis zu erstarren und beinahe zu
zersplittern. Licht, hilf! Renn! Und Bela rannte.
    Weiter und weiter stürmten sie nach
Norden in die Nacht hinein. Von Zeit zu Zeit kamen die Lichter von
Bauernhäusern in Sicht, und dann verschwanden sie wieder im Nu. Das scharfe
Bellen von Wachhunden verklang rasch hinter ihnen oder brach mit einem Schlag
ab, wenn die Hunde zu dem Schluss kamen, dass man sie in die Flucht geschlagen
hatte. Sie flogen durch eine Dunkelheit, die nur vom wässrig-blassen Mondlicht
erhellt wurde, eine Dunkelheit, in der Bäume plötzlich am Straßenrand aufragten
und schon wieder unsichtbar zurückblieben. Ansonsten war alles düster in ihrer
Umgebung, und nur der Schrei eines Nachtvogels, einsam und traurig, mischte
sich in das stetige Trommeln der Hufe.
    Plötzlich wurde Lan langsamer und ließ
die Pferde anhalten. Rand war sich nicht sicher, wie lange sie geritten waren,
aber seine Beine schmerzten bereits, weil er sich so krampfhaft festgehalten
hatte. Vor ihnen flimmerten Lichter in der Nacht, als hätte sich ein großer
Schwarm Glühwürmchen zwischen den Bäumen niedergelassen. Rand betrachtete
verblüfft die Lichter und keuchte vor Überraschung. Die Glühwürmchen waren
Fenster von Häusern, die an den Hängen und der Höhe eines Hügels standen. Das
war Wachhügel. Er konnte kaum glauben, dass sie bereits so weit gekommen waren.
Sie hatten die Entfernung vielleicht schneller zurückgelegt als jemals ein
Reiter

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