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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zuvor. Lans Beispiel folgend, stiegen Rand und Thom Merrilin ab. Wolke
stand mit gesenktem Kopf und bebenden Flanken da. Schaum, der sich kaum von dem
nebelgrauen Körper des Pferds abhob, lag auf Hals und Schultern des Grauen.
Rand dachte, Wolke werde diese Nacht wohl kaum noch einen Reiter weitertragen
können. »So gern ich diese Dörfer hinter mich brächte«, kündigte Thom an,
»wären ein paar Stunden Schlaf nicht übel. Sicher haben wir genügend Vorsprung,
um uns das leisten zu können.«
    Rand streckte sich und rieb sich den
Nacken. »Wenn wir den Rest der Nacht hier Rast machen, können wir genauso gut
hinaufreiten.«
    Ein einzelner Windstoß trug Bruchstücke
von Gesang aus dem Dorf und den Geruch von Essen herüber. Das Wasser lief ihm
im Mund zusammen. In Wachhügel feierten sie immer noch. Ihr Bel Tine war nicht
von Trollocs gestört worden. Er sah sich nach Egwene um. Sie lehnte sich
erschöpft gegen Bela. Die anderen stiegen ebenfalls ab. Mancher Seufzer wurde
hörbar, und man streckte die schmerzenden Glieder. Nur der Behüter und die Aes
Sedai zeigten kein Anzeichen von Erschöpfung.
    Â»Mir stünde auch der Sinn nach Singen«,
warf Mat müde ein. »Und vielleicht ein heißes Hammelragout im Weißen Keiler .« Er holte Luft
und fügte hinzu: »Ich bin niemals über Wachhügel hinausgekommen. Der Weiße Keiler ist nicht annähernd
so gut wie die Weinquellen-Schenke.«
    Â»Der Weiße Keiler ist nicht so schlecht«, sagte Perrin. »Für mich bitte auch
ein Hammelragout. Und viel heißen Tee, um die Kälte aus den Knochen zu
vertreiben.«
    Â»Wir können nicht rasten, bevor wir über
den Taren sind«, fuhr Lan in scharfem Ton dazwischen. »Nicht mehr als ein paar
Minuten.«
    Â»Aber die Pferde!«, protestierte Rand.
»Wir schinden sie zu Tode, wenn wir versuchen, heute Nacht noch weiterzureiten.
Moiraine Sedai, Ihr …«
    Er hatte bemerkt, dass sie zwischen den
Pferden umherging, hatte aber nicht weiter darauf geachtet, was sie tat. Jetzt
streifte sie an ihm vorbei und legte die Hände auf Wolkes Hals. Rand schwieg.
Plötzlich warf das Pferd den Kopf mit leisem Wiehern hoch und zog Rand beinahe
die Zügel aus der Hand. Der Graue tänzelte einen Schritt zur Seite und schien
so ausgeruht, als habe er eine Woche im Stall verbracht. Wortlos ging Moiraine
weiter zu Bela.
    Â»Ich wusste nicht, dass sie das kann«,
sagte Rand leise zu Lan. Rands Wangen waren gerötet.
    Â»Von allen Leuten solltest gerade du das
eigentlich geahnt haben«, antwortete der Behüter. »Du hast beobachtet, was sie
mit deinem Vater getan hat. Sie befreit sie von ihrer Müdigkeit. Zuerst sind
die Pferde dran und dann ihr alle.«
    Â»Nur wir? Ihr nicht?«
    Â»Ich nicht, Schäfer. Ich brauche das
nicht, noch nicht jedenfalls. Und sie auch nicht. Was sie für andere tun kann,
kann sie für sich nicht selbst tun. Sie allein muss müde weiterreiten.
Hoffentlich ist sie nicht zu erschöpft, bis wir Tar Valon erreichen.«
    Â»Zu erschöpft – wofür?«, fragte Rand den
Behüter.
    Â»Du hattest Recht mit Bela, Rand«, sagte
Moiraine, die neben der Stute stand. »Sie hat ein gutes Herz und genauso viel
Sturheit und Durchhaltevermögen wie ihr Leute von den Zwei Flüssen. So seltsam
es klingen mag, aber sie ist von allen am wenigsten erschöpft.«
    Ein Schrei zerriss die Dunkelheit. Es
klang, als würde ein Mensch mit scharfen Messern zerschnitten. Schwingen fegten
in niedriger Höhe über die Gruppe hinweg. Der über sie hinweggleitende Schatten
machte die Nacht noch dunkler. Unter angsterfülltem Schreien bäumten sich die
Pferde wild auf.
    Der Luftzug von den Schwingen des
Draghkars traf Rand und löste in ihm das Gefühl aus, mit Schleim beschmiert zu
werden. Er bewegte sich durch die feuchte Düsternis eines Albtraums, hatte aber
keine Zeit, Angst zu spüren, denn Wolke schrie laut auf und wand sich
verzweifelt, als versuche er, etwas abzuschütteln, was an ihm festhing. Rand,
der die Zügel nicht losließ, wurde von den Füßen gerissen und über den Boden
geschleift. Wolke schrie, als hätten sich große graue Wölfe in seine Fesseln
verbissen.
    Irgendwie behielt Rand die Zügel in der
Hand. Er benutzte die freie Hand zusammen mit den Beinen, um wieder auf die
Füße zu kommen. Seine taumelnden Schritte wurden zu

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