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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den
Steigbügel stellte. Die Scheide verfing sich in seinen langen Beinen. Es war
kein Zufall, dass die Freunde Wolke verschmäht hatten. Meister Thane hatte mit
dem lebhaften Grauen den Pferden der Kaufleute häufig Rennen geliefert, und
Thane hatte noch keine Niederlage erlebt, aber Wolke hatte es seinem Reiter
noch nie leicht gemacht. Lan musste einen hohen Preis bezahlt haben, damit der
Müller das Pferd verkaufte. Als Rand sich im Sattel niederließ, wurde Wolkes
Tänzeln noch heftiger, als freue sich der Graue darauf, losgaloppieren zu
können. Rand umklammerte die Zügel und versuchte sich einzureden, dass es keine
Schwierigkeiten geben werde. Wenn er sich selbst überzeugen konnte, dann
vielleicht auch das Pferd.
    Eine Eule schrie durch die Nacht, und
alle außer Moiraine und Lan fuhren zusammen, bevor sie erkannten, dass es nur
ein Vogel war. Dann lachten sie nervös und sahen sich verschämt an.
    Â»Als Nächstes werden wir noch vor einer
Feldmaus auf die Bäume klettern«, sagte Egwene mit einem unsicheren Auflachen.
Lan schüttelte den Kopf. »Es wäre besser, wenn es Wölfe gewesen wären.«
    Â»Wölfe!«, rief Perrin, und der Behüter
bedachte ihn mit einem teilnahmslosen Blick.
    Â»Wölfe können Trollocs nicht leiden,
Schmied, und Trollocs mögen keine Wölfe oder Hunde. Wenn ich Wölfe hören würde,
könnte ich sicher sein, dass da draußen keine Trollocs auf uns warten.« Er
schritt mit seinem hoch gewachsenen Schwarzen langsam hinaus in die mondhelle
Nacht.
    Moiraine ritt ihm ohne einen Moment des
Zögerns nach, und Egwene hielt sich an der Seite der Aes Sedai. Rand und der
Gaukler kamen zum Schluss, nach Mat und Perrin.
    Die Rückseite der Schenke war finster und
still, und der Mond warf Schatten in den Stallhof. Das sanfte Klappern der Hufe
verflog schnell und wurde von der Nacht verschluckt. In der Dunkelheit machte
der Umhang den Behüter gleichermaßen zum Schatten. Nur die Notwendigkeit, sich
von ihm führen zu lassen, hielt die anderen davon ab, sich ängstlich um ihn zu
scharen. Aus dem Dorf herauszukommen, ohne gesehen zu werden, war keine leichte
Aufgabe. Das wurde Rand klar, als sie sich dem Tor näherten. Zumindest sollten
sie von den Dorfbewohnern nicht gesehen werden. Hinter vielen Fenstern im Dorf
glimmten blasse gelbe Lichter, und obwohl diese Lichter in der Nacht winzig
wirkten, sah man häufig Schatten von Dorfbewohnern, die hinausblickten, um zu
sehen, was diese Nacht mit sich brachte. Keiner wollte nochmals überrascht
werden.
    Im tiefsten Schatten neben der Schenke,
gerade als sie den Stallhof verlassen wollten, hielt Lan plötzlich an und
forderte sie mit einer scharfen Geste zum Schweigen auf.
    Stiefel polterten über die Wagenbrücke,
und hier und da blinzelte Metall im Mondlicht auf. Die Stiefel verließen die
Brücke – Kies knirschte unter ihren Sohlen – und kamen auf die Schenke zu. Kein
Laut war von den im Schatten Wartenden zu hören. Rand hatte den Verdacht, dass
zumindest seine Freunde viel zu viel Angst hatten, um irgendein Geräusch zu
machen. Genau wie er.
    Die Schritte verstummten vor der Schenke
im Dämmerlicht jenseits der trübe beleuchteten Fenster des Schankraums. Erst
als Jon Thane vortrat, einen Speer über die kräftige Schulter gelegt, ein altes
Lederwams mit aufgenähten Stahlscheiben um den Oberkörper geschnallt, erkannte
Rand, wer es war: ein Dutzend Männer aus dem Dorf oder den umliegenden
Bauernhöfen, einige mit Helmen oder Teilen von Rüstungen bewehrt, die generationenlang
auf den Speichern Staub gesammelt hatten, alle mit einem Speer, einer
Holzfälleraxt oder einer verrosteten Pike bewaffnet.
    Der Müller spähte durch eines der Fenster
in den Schankraum und wandte sich dann mit einem zufriedenem Nicken wieder ab.
Die anderen formierten sich in zwei unregelmäßigen Reihen hinter ihm, und die
Patrouille marschierte in die Nacht hinaus, als gehorche sie drei verschiedenen
Trommelwirbeln gleichzeitig.
    Â»Zwei Dha’vol Trollocs würden genügen, um
sie alle zum Frühstück zu verspeisen«, murmelte Lan, als das Geräusch der
Stiefel verklungen war, »aber sie haben Augen und Ohren.« Er drehte seinen
Hengst herum. »Kommt!«
    Langsam und leise führte der Behüter sie
zurück durch den Stallhof, die Uferböschung hinunter, an den Weiden vorbei und
in den Weinquellenbach.

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