Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
kurzen Sprüngen, damit er
nicht wieder zu Boden gerissen wurde. Er atmete stoßartig und voller
Verzweiflung. Er konnte Wolke nicht fortrennen lassen. Mit seiner freien Hand
griff er zitternd zu und erwischte gerade noch den Zügel. Wolke bäumte sich auf
und hob ihn mit sich hoch. Rand klammerte sich hilflos fest. Er hoffte gegen
besseres Wissen, dass sich das Pferd beruhigen werde.
    Rand schlug mit einem solchen Ruck auf
dem Boden auf, dass es ihn bis zu den Zähnen durchschüttelte; doch plötzlich
stand der Graue still, mit geblähten Nüstern und rollenden Augen, steifbeinig
und zitternd. Rand zitterte auch und hing beinahe nur noch an dem Zügel. Der Ruck muss das närrische Tier auch erschüttert haben, dachte er. Er atmete ein paarmal unregelmäßig aus und ein.
Dann war er in der Lage, sich nach den anderen umzusehen.
    In der Gruppe war das blanke Chaos
ausgebrochen. Sie klammerten sich an die Zügel, die von ruckartigen Bewegungen
der Pferdeköpfe hin und her gerissen wurden, und versuchten mit wenig Erfolg,
die sich aufbäumenden Pferde zu beruhigen, von denen sie in diesem
Durcheinander herumgezerrt wurden. Nur zwei von ihnen hatten offensichtlich
keine Schwierigkeiten mit ihren Reittieren. Moiraine saß aufgerichtet im
Sattel. Die weiße Stute trat einen Schritt zurück, um dem Durcheinander zu
entgehen, als sei nichts Außergewöhnliches geschehen. Lan stand am Boden und
beobachtete den Himmel. In der einen Hand hielt er sein Schwert, in der anderen
die Zügel. Der schlanke schwarze Hengst stand ruhig neben ihm.
    Aus Wachhügel hörte man keinen Laut mehr.
Die Dorfbewohner mussten den Schrei auch gehört haben. Sie würden eine Weile
lauschen und vielleicht Ausschau halten, was ihn verursacht hatte, sich dann
aber wieder ihrer Feier zuwenden. Bald würden sie den Vorfall vergessen. Die
Erinnerung würde in Liedern, Essen, Tanz und Unterhaltung untergehen.
Vielleicht würden sich einige wieder daran erinnern, wenn sie davon hörten, was
in Emondsfelde geschehen war. Eine Fiedel erklang, und einen Augenblick später
fiel eine Flöte mit ein. Das Dorf setzte die Feier fort.
    Â»Sitzt auf!«, kommandierte Lan knapp. Er
schob sein Schwert in die Scheide und sprang mit einem Satz auf den Hengst.
»Der Draghkar hätte sich nicht gezeigt, wenn er nicht zuvor dem Myrddraal
berichtet hätte, wo wir uns befinden.« Ein weiterer schriller Schrei drang zu
ihnen herab, schwächer, doch genauso beängstigend. Die Musik in Wachhügel
verstummte mit einem Misston. »Er folgt uns nun in der Luft und zeigt dem Halbmenschen,
wo wir sind. Er wird nicht weit weg sein.«
    Die Pferde, die nun ausgeruht, aber
verängstigt waren, tänzelten und scheuten vor den Reitern, die sie zu besteigen
versuchten. Der fluchende Thom Merrilin war zuerst im Sattel, aber dann saßen
auch die anderen bald auf. Alle bis auf einen.
    Â»Mach schnell, Rand!«, rief Egwene. Der
Draghkar schrie erneut schrill auf, und Bela wollte weggaloppieren, bevor sie
sie mit straffem Zügel unter Kontrolle bekam. »Beeil dich!«
    Aufgeschreckt merkte Rand, dass er,
anstatt auf Wolke aufzusitzen, die ganze Zeit dagestanden und in den Himmel
gestarrt hatte in einem vergeblichen Versuch, die Quelle dieser bösartigen
Schreie auszumachen. Und noch mehr: Unbewusst hatte er Tams Schwert gezogen,
als wolle er mit der fliegenden Kreatur kämpfen.
    Sein Gesicht rötete sich. Er war froh,
dass die Nacht es verbarg. Ungeschickt – eine Hand war ja mit dem Zügel
beschäftigt – steckte er die Klinge in die Scheide zurück, während er sich
hastig nach den anderen umsah. Moiraine, Lan und Egwene sahen ihn an, aber er
war nicht sicher, was sie im Mondlicht erkennen konnten. Die anderen schienen
zu sehr damit beschäftigt, ihre Pferde unter Kontrolle zu halten, um auf ihn zu
achten. Er fasste das Sattelhorn mit einer Hand und sprang mit einem Satz in
den Sattel, als habe er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Falls
einer seiner Freunde etwas bemerkt hatte, würde er sicherlich noch etwas zu
hören bekommen. Zeit genug, um sich dann Gedanken darüber zu machen.
    Sobald er im Sattel saß, ging es im
Galopp weiter die Straße hinauf und an dem kuppelförmigen Hügel vorbei. Hunde
bellten im Dorf – ihr Vorbeireiten war nicht ganz unbemerkt geblieben. Vielleicht haben die Hunde auch Trollocs gerochen, dachte Rand. Sowohl das

Weitere Kostenlose Bücher