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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Trotz der Nähe zur Weinquelle war das kalte, schnell
fließende Wasser, das um die Beine der Pferde spülte und im Mondschein
schimmerte, tief genug, um gegen die Sohlen der Reitstiefel zu plätschern.
    Am gegenüberliegenden Ufer suchten die
Pferde sich ihren Weg unter der sicheren Anleitung des Behüters, wobei sie sich
von allen Häusern des Dorfes fern hielten. Von Zeit zu Zeit hielt Lan an und
bedeutete allen, sich ruhig zu verhalten, obwohl sonst niemand etwas sah oder
hörte. Jedes Mal allerdings kam kurz darauf eine weitere Patrouille von
Dorfbewohnern und Bauern vorbei. Langsam kamen sie dem Nordende des Dorfes
näher.
    Rand sah die Häuser mit ihren hohen
Giebeln im Dunklen so genau wie möglich an und versuchte, sie sich einzuprägen. Ich bin ein toller Abenteurer, dachte er. Er hatte noch nicht einmal das Dorf verlassen und
hatte schon Heimweh. Aber er betrachtete die Häuser weiterhin.
    Sie passierten die letzten Bauernhäuser
in den Außenbezirken des Dorfs und erreichten das unbewohnte Land. Sie hielten
sich parallel zur Nordstraße, die nach Taren-Fähre führte. Rand fand, dass es
sicherlich nirgendwo anders einen so schönen Nachthimmel gab wie über den Zwei
Flüssen. Das klare Schwarz schien in die Ewigkeit zu greifen, und Myriaden von
Sternen funkelten wie Lichtpunkte in einem Kristall. Der Mond, nur eine dünne
Sichelbreite schmaler als im vollen Zustand, schien greifbar nahe. Wenn er sich
streckte und …
    Eine schwarze Gestalt flog langsam über
den silbernen Mondball. Rands unwillkürlicher Ruck an den Zügeln brachte den
Grauen zum Stehen. Eine Fledermaus, dachte er mit weichen Knien, doch er
wusste, dass es keine gewesen war. Fledermäuse waren ein häufiger Anblick an
den Abenden, wenn sie im Zwielicht hinter Fliegen und Faltern herjagten. Die
Flügel des unbekannten Wesens mochten wohl die gleiche Form haben, aber sie
bewegten sich mit den langsamen, kraftvollen Schlägen eines Raubvogels. Und es
jagte. Die Art, wie es seine Kreise zog, ließ darüber keinen Zweifel aufkommen.
Am schlimmsten aber war seine Größe. Wenn eine Fledermaus sich so groß vom
Mondball abhob, dann musste sie schon die Reichweite von menschlichen Armen
haben. Er versuchte, ungefähr zu berechnen, wie weit entfernt und wie groß
dieses Wesen war. Der Körper hatte gewiss Menschengröße und die Flügel … Wieder
durchflog es die Mondsilhouette und kreiste dann plötzlich nach unten, um von
der Nacht verhüllt zu werden.
    Er hatte nicht bemerkt, dass Lan zu ihm
zurückgeritten war, bis ihn der Behüter am Arm packte. »Was sitzt du hier und
starrst in die Luft, Junge? Wir müssen weiter.« Die anderen warteten hinter
Lan.
    Er rechnete fast damit, dass man ihm
sagen würde, er hätte aus Angst vor den Trollocs die Nerven verloren. Trotzdem
berichtete Rand, was er gesehen hatte. Er hoffte, Lan werde es als Fledermaus
oder als Trugbild abtun.
    Lan grollte ein Wort, das klang, als
hinterließe es einen schlechten Geschmack im Mund: »Draghkar.« Egwene und die
anderen von den Zwei Flüssen suchten nervös den Himmel in allen Richtungen ab,
aber der Gaukler stöhnte leise auf.
    Â»Ja«, sagte Moiraine, »es wäre vermessen,
auf etwas anderes zu hoffen. Und wenn der Myrddraal einen Draghkar bei seinen
Truppen hat, dann wird er bald wissen, wo wir sind, wenn er es nicht bereits
weiß. Wir müssen noch schneller querfeldein reiten. Vielleicht erreichen wir
Taren-Fähre noch vor dem Myrddraal, und die Trollocs und er werden den Fluss
nicht so leicht überqueren wie wir.«
    Â»Ein Draghkar?«, fragte Egwene. »Was ist
das?«
    Es war Thom Merrilin, der ihr heiser
antwortete. »In dem Krieg, der das Zeitalter der Legenden beendete, wurden noch
schlimmere Wesen als Trollocs und Halbmenschen erschaffen.«
    Moiraines Kopf schnellte zu ihm herum,
als er das sagte. Nicht einmal die Dunkelheit konnte die Schärfe in ihrem Blick
verbergen.
    Bevor jemand den Gaukler bitten konnte,
mehr zu erzählen, begann Lan, Befehle zu erteilen. »Wir nehmen jetzt die
Nordstraße. Um euer Leben willen – folgt meiner Führung und bleibt dicht
zusammen.«
    Er riss sein Pferd herum, und die anderen
galoppierten wortlos hinterher.

KAPITEL 11

    Die Straße nach Taren-Fähre
    A uf der ausgetretenen Lehmdecke
der Nordstraße gaben sie den Pferden die Zügel frei. Mähnen und

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