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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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jetzt, da man nichts mehr von den Zwei
Flüssen sah.
    Weder Moiraine noch Lan unternahmen einen
Versuch, sie zu beruhigen. Kein Wort, um ihnen zu sagen, dass sie zurückkehren
würden. Er versuchte, nicht daran zu denken, was das bedeuten mochte. Sogar in
ausgeruhtem Zustand wurde er von Zweifeln geplagt, sodass er nicht noch mehr
davon gebrauchen konnte. Im Sattel zusammengesunken, flüchtete er sich in einen
Tagtraum. Er hütete neben Tam Schafe auf einer Weide mit dichtem üppigem Gras.
Die Lerchen sangen von einem Frühlingsmorgen. Er träumte von einer Fahrt nach
Emondsfelde zum Bel Tine, so wie es gewesen war. Er tanzte auf dem Grün, und
seine einzige Sorge war, nicht beim nächsten Tanzschritt zu stolpern. Er
brachte es fertig, sich lange Zeit in diesen Traum zu versenken.
    Der Ritt nach Baerlon dauerte fast eine
Woche. Lan beschwerte sich zwar über ihre Bummelei, aber er war es, der die
Geschwindigkeit bestimmte und die anderen zwang, sie einzuhalten. Mit sich und
seinem Hengst Mandarb – er sagte, das heiße ›Klinge‹ in der Alten Sprache –
ging er nicht so rücksichtsvoll um. Der Behüter legte die doppelte Strecke der
anderen zurück. Er galoppierte mit im Wind flatterndem Umhang voraus, um zu
sehen, was vor ihnen lag, oder er ließ sich zurückfallen und suchte den Weg
hinter ihnen nach Verfolgern ab. Jeder andere jedoch, der sich schneller als im
Schritttempo zu bewegen versuchte, wurde ausgescholten, weil er keine Rücksicht
auf die Tiere nahm, und musste sich ein paar beißende Bemerkungen anhören, was
er wohl zu Fuß unternehmen würde, wenn die Trollocs erst erschienen. Nicht
einmal Moiraine war vor seiner scharfen Zunge sicher, wenn sie ihre weiße Stute
in Trab setzte. Aldieb war der Name der Stute; in der Alten Sprache hieß das
›Westwind‹ – der Wind, der den Frühlingsregen brachte.
    Der Behüter entdeckte keinerlei Anzeichen
von Verfolgern oder einem Hinterhalt. Er erzählte nur Moiraine, was er sah, und
das so leise, dass niemand sonst es verstehen konnte, und dann berichtete die
Aes Sedai den anderen, was sie für berichtenswert hielt. Anfangs blickte Rand
genauso oft nach hinten wie nach vorn. Er war nicht der Einzige. Perrin griff
oft nach seiner Axt, und Mat ritt mit einem Pfeil auf der Sehne, jedenfalls
anfangs. Aber weit und breit waren weder Trollocs noch Gestalten in schwarzen
Mänteln zu sehen, und am Himmel zeigte sich kein Draghkar. Allmählich glaubte
Rand daran, dass sie wirklich und wahrhaftig entkommen waren.
    Selbst die dichtesten Stellen des Waldes
boten keine ausreichende Deckung. Der Winter hielt sich nördlich des Taren
genauso zäh wie bei den Zwei Flüssen. Gruppen von Kiefern, Tannen oder
Lederblattbäumen und hier und da ein paar Gewürzsträucher oder Lorbeerbäumchen
hoben sich von den kahlen grauen Bäumen ab. Nicht einmal beim Holunder zeigten
sich Blätter. Nur vereinzelt lugten grüne Spitzen von neuem Gras aus den
braunen, vom Schnee niedergedrückten Wiesen hervor. Auch hier wuchsen vor allem
Brennnesseln, Disteln und Stinkkraut. Auf dem nackten Waldboden hielten sich
letzte Schneereste an schattigen Stellen oder in kleinen Mulden unter den
niedrigen Ästen der Tannen. Die Gefährten zogen die Umhänge fester um die
Schultern, denn das blasse Sonnenlicht verströmte keine Wärme, und die
nächtliche Kälte war beißend. Genauso wie bei den Zwei Flüssen flogen auch hier
keine Vögel, nicht einmal Raben umher.
    Wenn sie sich auch langsam vorwärts
bewegten, so konnten sie sich doch keineswegs entspannen. Die Nordstraße – Rand
nannte sie immer noch so, obwohl er vermutete, dass sie nördlich des Taren
einen anderen Namen hatte – verlief noch immer geradewegs Richtung Norden, aber
Lan bestand darauf, dass ihr Weg so oft wie möglich in dieser oder jener
Richtung abwich und durch den Wald führte, fast genauso oft, wie sie der festen
Lehmspur der Straße folgten. Ein Dorf, ein Bauernhof oder irgendein Anzeichen
von Menschen oder von menschlicher Besiedelung veranlasste sie zu meilenweiten
Umwegen. Sie begegneten aber nicht vielen solcher Spuren. Den ganzen ersten Tag
über sah Rand jenseits der Straße überhaupt kein Anzeichen dafür, dass sich
Menschen je in diesem Wald aufgehalten hatten. Ein Gedanke kam ihm, dass er
selbst zu jener Zeit, als er zum Fuß der Verschleierten Berge gewandert

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