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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zum Frühstück: Fladenbrot, Käse und Trockenfleisch, nur dass
sie am Abend heißen Tee statt Wasser tranken, um das Essen hinunterzuspülen. Am
Abend unterhielt Thom die Gesellschaft. Lan untersagte dem Gaukler zwar, Laute
oder Flöte zu spielen – nicht nötig, das ganze Land aufzuwecken, meinte er –,
aber Thom jonglierte und erzählte Geschichten. ›Mara und die drei närrischen
Könige‹ oder eine der vielen hundert Erzählungen über Anla, die weise
Ratgeberin, oder Geschichten von Ruhm und Abenteuern wie ›Die Wilde Jagd nach
dem Horn‹, doch immer mit einem glücklichen Ausgang und einer freudigen
Heimkehr.
    Wenn das Land um sie herum auch friedlich
war, keine Trollocs zwischen den Bäumen erschienen, kein Draghkar unter den
Wolken, so brachten sie es doch fertig, ihre Angst immer dann erneut zu
schüren, wenn sie gerade am Erlöschen war.
    Da war beispielsweise jener Morgen, an
dem Egwene aufwachte und anfing, ihren Zopf zu lösen. Rand beobachtete sie aus
den Augenwinkeln, während er seine Decken einrollte. Jeden Abend, wenn das
Feuer gelöscht wurde, zogen sich alle in ihre Decken zurück, bis auf Egwene und
die Aes Sedai. Immer setzten sich die beiden Frauen abseits von den anderen hin
und unterhielten sich ein oder zwei Stunden lang. Sie legten sich hin, wenn die
anderen längst schliefen. Egwene kämmte ihr Haar aus – hundertmal zog sie den
Kamm durch, zählte Rand –, während er Wolke sattelte und seine Satteltaschen
und Decken hinter dem Sattel festschnallte. Dann steckte sie den Kamm weg,
schob ihr loses Haar über die Schulter und zog die Kapuze des Umhangs darüber.
    Ãœberrascht fragte er: »Was tust du da?«
Sie blickte ihn von der Seite an, ohne zu antworten. Ihm wurde klar, dass er
sie zum ersten Mal seit zwei Tagen angesprochen hatte, seit dem Abend in der
Baumhöhle am Ufer des Taren, aber er ließ sich davon nicht aufhalten. »Dein
ganzes Leben lang hast du darauf gewartet, dein Haar endlich als Zopf tragen zu
dürfen, und jetzt gibst du ihn auf? Warum? Weil sie auch keinen Zopf trägt?«
    Â»Aes Sedai tragen ihr Haar nicht als
Zopf«, sagte sie einfach. »Jedenfalls nicht, solange sie das nicht wollen.«
    Â»Du bist keine Aes Sedai. Du bist Egwene
al’Vere aus Emondsfelde, und die Frauen dort wären empört, wenn sie dich so
sähen.«
    Â»Der Frauenkreis geht dich nichts an,
Rand al’Thor. Und ich werde eine Aes Sedai, sobald wir Tar Valon erreichen.«
    Er schnaubte. »Sobald wir Tar Valon erreichen.
Warum? Licht, sag mir, warum! Du bist doch keine Schattenfreundin.«
    Â»Denkst du, Moiraine gehört zu den
Schattenfreunden? Glaubst du das wirklich?« Sie drehte sich mit geballten
Fäusten zu ihm um, und es sah so aus, als wolle sie ihn schlagen. »Nachdem sie
das Dorf gerettet hat? Nachdem sie deinen Vater gerettet hat?«
    Â»Ich weiß nichts über sie, aber wie auch
immer – das sagt nichts über die anderen Aes Sedai aus. Die Geschichten …«
    Â»Werde erwachsen, Rand! Vergiss die
Geschichten, und gebrauch deine Augen!«
    Â»Mit meinen Augen habe ich gesehen, wie
sie die Fähre versenkte. Oder willst du das leugnen? Wenn du erst mal Flausen
im Kopf hast, gibst du nicht mehr nach, selbst wenn dir jemand beweist, dass du
auf dem Wasser zu gehen versuchst. Wenn du keine so vom Licht geblendete Närrin
wärst, würdest du bemerken …!«
    Â»Versucht ihr zwei, alle Leute innerhalb
von zehn Meilen aufzuwecken?«, fragte der Behüter.
    Rand stand mit offenem Mund da und wollte
noch etwas hinzufügen, da fiel ihm auf, dass er geschrien hatte. Sie hatten
beide geschrien.
    Egwenes Gesicht lief scharlachrot an. Sie
drehte sich mit einem halblauten »Männer!« ab, das sowohl dem Behüter wie auch
ihm zu gelten schien. Beklommen sah sich Rand im Lager um. Alle sahen ihn an,
nicht nur der Behüter. Mat und Perrin waren ganz blass. Thom wirkte so angespannt,
als wolle er gleich wegrennen oder kämpfen. Moiraines Gesicht war ausdruckslos,
doch ihr Blick schien sich in seinen Kopf zu bohren. Verzweifelt versuchte er,
sich daran zu erinnern, was er über Aes Sedai und Schattenfreunde gesagt hatte.
    Â»Es ist Zeit zum Aufbruch«, sagte
Moiraine. Sie wandte sich Aldieb zu, und Rand schauderte erleichtert, als sei
er einer Falle entkommen. Er fragte sich, ob er wirklich entkommen war.
    Zwei

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