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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war,
menschlichen Siedlungen näher gewesen war als heute.
    Der erste Bauernhof, den er sah – ein
großes Holzhaus mit einer hohen Scheune, spitzen strohgedeckten Giebeldächern
und einem gemauerten Schornstein, aus dem eine Rauchwolke drang –, erschreckte
ihn deshalb einigermaßen.
    Â»Es ist nicht anders als zu Hause«, sagte
Perrin, der finster zu den fernen Gebäuden hinüberblickte. Menschen bewegten
sich im Hof. Sie hatten die Reisenden noch nicht entdeckt.
    Â»Natürlich ist es anders«, sagte Mat. »Wir
sind einfach noch nicht nahe genug.«
    Â»Ich sage euch, es ist nicht anders«,
beharrte Perrin.
    Â»Doch! Wir sind schließlich nördlich des
Taren.«
    Â»Ruhig, ihr beiden!«, grollte Lan. »Wir
wollen nicht gesehen werden, ja? Hier entlang!« Er wandte sich Richtung Westen,
um den Hof durch den Wald zu umgehen.
    Beim Zurückschauen musste Rand Perrin
Recht geben. Der Hof sah aus wie alle in der Gegend um Emondsfelde. Da war ein
kleiner Junge, der Wasser aus dem Brunnen schöpfte, und ältere Jungen hüteten
Schafe hinter einem Lattenzaun. Es gab sogar einen Trockenschuppen für Tabak.
Aber Mat hatte auch Recht. Wir befinden uns nördlich
des Taren. Es muss einfach anders sein.
    Sie machten jedes Mal Rast, wenn es noch
hell war, um einen Platz auszusuchen, der einen leichten Abhang aufwies und sie
vor dem Wind schützte, der sich nur selten ganz legte. Meist änderte er
lediglich die Richtung. Ihr Lagerfeuer war immer klein und so geschickt
versteckt, dass man es auf wenige Schritte Entfernung nicht mehr sehen konnte.
Sobald der Tee gekocht war, wurden die Flammen gelöscht und die Kohlen
vergraben.
    Beim ersten Halt, bevor die Sonne sank,
begann Lan damit, die Jungen im Umgang mit ihren Waffen zu unterweisen. Er nahm
zuerst den Bogen. Nachdem er beobachtet hatte, wie Mat drei Pfeile in dem als
Ziel markierten Stumpf eines toten Lederblattbaums landete – auf hundert
Schritt Entfernung –, nahm er die anderen an die Reihe. Perrin wiederholte Mats
Leistung, und Rand, der die Flamme und das Nichts in sich beschwor und damit die
leere Ruhe, die den Bogen zu einem Teil seiner selbst werden ließ, brachte
seine drei Pfeile so eng nebeneinander ins Ziel, dass sich die Spitzen beinahe
berührten. Mat schlug ihm anerkennend auf die Schulter.
    Â»Wenn ihr jetzt alle einen Bogen hättet«,
sagte der Behüter trocken, als er ihr Grinsen sah, »und wenn die Trollocs so
nett wären, euch so weit vom Leib zu bleiben, dass ihr den Pfeil abschießen
könntet …« Das Grinsen verging den Freunden sogleich. »Wir werden sehen, was
ich euch beibringen kann, falls sie einmal zu nahe kommen.«
    Er zeigte Perrin den Gebrauch einer
Streitaxt mit großer Schneide; wenn man eine Axt gegen einen bewaffneten Gegner
erhob, war das nicht mit Holzhacken oder einem probeweisen Axtschwingen zu
vergleichen. Er ließ den großen Schmiedlehrling eine Reihe von Übungen
durchführen – blockieren, parieren und zuschlagen –, und dann wiederholte er
diese Prozedur mit Rand und seinem Schwert. Nicht das wilde Herumspringen und
Zuschlagen, das Rand im Sinn hatte, wenn er über den Gebrauch der Waffe
nachdachte, sondern flüssige Bewegung, bei der eine in die andere überging wie
bei einem Tanz.
    Â»Es genügt nicht, die Klinge zu bewegen«,
erklärte Lan, »auch wenn einige das glauben. Der Verstand ist ein wesentlicher
Teil des Ganzen. Leere deinen Verstand, Schafhirte, leere ihn von Hass oder
Angst, von allem. Brenne alles weg. Ihr anderen, hört mir auch zu. Ihr könnt
das genauso mit der Axt oder dem Bogen, mit einem Speer oder Stock oder sogar
mit euren bloßen Händen anwenden.«
    Rand starrte ihn an. »Die Flamme und das
Nichts«, sagte er erstaunt. »Das meint Ihr doch, nicht wahr? Mein Vater hat
mich das gelehrt.«
    Der Behüter blickte ihn ausdruckslos an.
»Halte das Schwert, wie ich es dir gezeigt habe, Schafhirte. Ich kann in einer
Stunde aus einem plattfüßigen Dorfbewohner keinen Schwertmeister machen, aber
vielleicht kann ich dich davor bewahren, dir den eigenen Fuß abzuschneiden.«
    Rand seufzte und hielt das Schwert
aufrecht mit beiden Händen vor sich. Moiraine beobachtete sie ohne äußere Gefühlsregung,
aber am nächsten Abend bat sie Lan, er solle den Unterricht fortsetzen.
    Zum Abendbrot gab es stets das Gleiche
wie am Mittag oder

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