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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dann wurden die Schreie schwächer, bis sie in der Ferne verklangen.
»Glück«, hauchte Lan. »Es sucht den Fluss nach uns ab.« Er zuckte kurz mit den
Achseln und klang plötzlich wieder ganz selbstsicher. »Gehen wir hinein. Ich
könnte heißen Tee trinken und mir den Magen füllen.«
    Rand war der Erste, der auf Händen und
Knien durch die Öffnung im Gestrüpp und einen kurzen Tunnel hinunterkroch. Am
Ende hielt er an, immer noch auf Knien. Vor ihm lag ein unregelmäßig geformter
Raum, eine Waldhöhle, die groß genug für alle war. Die Decke aus Baumstämmen
und Ästen war allerdings so niedrig, dass nur die Frauen aufrecht stehen
konnten. Rauch stieg von einem kleinen Feuer auf einem Fundament aus
Flusssteinen auf und trieb davon. Der Luftzug reichte aus, um den Raum vom
Rauch zu befreien, und das verwobene Gestrüpp war so dicht, dass kein
Feuerschein nach außen drang. Moiraine und Egwene hatten ihre Umhänge zur Seite
gelegt und saßen sich im Schneidersitz am Feuer gegenüber. »Die Eine Macht«,
sagte Moiraine gerade, »kommt aus der Wahren Quelle, der treibenden Kraft der
Schöpfung, der Kraft, die der Schöpfer erschuf, um das Rad der Zeit zu drehen.«
Sie presste die Handflächen gegeneinander. » Saidin , die männliche Hälfte der Wahren Quelle, und Saidar , die weibliche
Hälfte, arbeiten gleichzeitig gegeneinander und miteinander, um die Macht zu
erzeugen. Saidin « –
sie erhob eine Hand und ließ sie wieder fallen – »wurde durch die Berührung des
Dunklen Königs verdorben, wie Wasser, auf dessen Oberfläche ein dünner Film
ranzigen Öls schwimmt. Das Wasser ist immer noch rein, doch man kann es nicht
berühren, ohne gleichzeitig die Verunreinigung zu berühren. Nur Saidar kann noch gefahrlos
benutzt werden.« Egwene wandte Rand den Rücken zu. Er konnte ihr Gesicht nicht
sehen, doch sie beugte sich begierig lauschend vor.
    Mat stieß Rand von hinten an und murmelte
etwas, und so kroch Rand nach vorn in die Baumhöhle hinein. Moiraine und Egwene
nahmen sein Eintreten nicht wahr. Die anderen drängten sich hinter ihm hinein,
warfen die klammen Umhänge zur Seite, setzten sich ans Feuer und hielten die
Hände darüber, um sie zu wärmen. Lan, der zuletzt eintrat, zog Wasserbeutel und
Ledersäcke aus einer Nische in der Baumwand, holte einen Kessel hervor und
bereitete Tee zu. Er achtete nicht darauf, was die Frauen sagten, aber Rands
Freunde hörten auf, sich die Hände zu wärmen, und lauschten unverhohlen. Thom
gab vor, seine Aufmerksamkeit dem Stopfen seiner wunderschön geschnitzten
Pfeife zu widmen, aber die Art, wie er sich zu den Frauen hinüberbeugte,
verriet ihn. Moiraine und Egwene benahmen sich, als seien sie allein.
    Â»Nein«, antwortete Moiraine auf eine
Frage, die Rand nicht gehört hatte, »die Wahre Quelle kann nicht aufgebraucht
werden, genauso wenig wie ein Fluss durch das Mühlrad aufgebraucht wird. Die
Quelle ist der Fluss, die Aes Sedai sind das Mühlrad.«
    Â»Und Ihr glaubt wirklich, dass ich das
lernen kann?«, fragte Egwene. Ihr Gesicht glühte vor Eifer. Rand hatte sie noch
nie so schön gesehen und gleichzeitig so weit von ihm entfernt. »Ich kann eine
Aes Sedai werden?«
    Rand sprang auf und stieß mit dem Kopf
gegen einen Baumstamm an der niedrigen Decke. Thom Merrilin packte ihn am Arm
und zog ihn hinunter.
    Â»Sei kein Narr!«, zischte der Gaukler. Er
betrachtete die Frauen – keine schien etwas bemerkt zu haben – und blickte Rand
voller Mitgefühl an. »Darauf hast du keinen Einfluss mehr, Junge.«
    Â»Kind«, sagte Moiraine sanft, »nur wenige
lernen, die Wahre Quelle zu berühren und die Eine Macht anzuwenden. Einige von
denen lernen es besser, andere schlechter. Du gehörst zu der Hand voll
Menschen, die es nicht erst lernen müssen. Zumindest wirst du von selbst
wissen, wie man die Wahre Quelle berührt, ob du es willst oder nicht. Ohne das
Wissen, das du in Tar Valon erwerben kannst, wirst du allerdings nie lernen,
die Macht ganz zu beherrschen, und es könnte sein, dass du nicht überlebst.
Männer, denen die Fähigkeit angeboren ist, Saidin zu berühren, sterben natürlich, falls die Roten Ajah sie
nicht finden und dämpfen …«
    Thom grollte tief in seiner Kehle, und
Rand rutschte nervös hin und her. Männer wie jene, von denen die Aes

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