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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original
Autoren: Robert Jordan
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weiß ich nicht«, erwiderte Rands
Vater ruhig. »Ich glaube nicht, dass es überhaupt jemand weiß. Vielleicht nicht
mal die Aes Sedai.« Er ließ das Schaf los, das er geschoren hatte, und gab ein
Zeichen, das nächste zu bringen. Egwene wurde klar, dass er schon eine ganze
Zeit damit fertig gewesen war. Er hatte wohl seine Geschichte nicht
unterbrechen wollen.
    Meister Cole öffnete die Augen und
grinste. »Der Drache. Das klingt wild, nicht wahr?«, sagte er, bevor er die
Augen wieder schloss.
    Â»Ich schätze schon«, sagte Egwenes Vater.
»Aber das alles ist vor so langer Zeit und so weit weg passiert, und es hat
nichts mit uns zu tun. Nun, ihr hattet eure Pause und eure Geschichte. Zurück
an die Arbeit mit euch.« Als die Jungen zögernd aufstanden, fügte er hinzu: »Es
gibt hier eine Menge Jungs von den Höfen, die vermutlich noch keiner von euch
kennt. Es ist immer gut, seine Nachbarn zu kennen, also solltet ihr euch mit
ihnen bekannt machen. Ich will nicht, dass einer von euch heute
zusammenarbeitet; ihr kennt euch bereits. Und jetzt los.«
    Die Jungen tauschten überraschte Blicke
aus. Hatten sie wirklich geglaubt, er würde sie zu dem Unsinn zurückgehen
lassen, den sie ausgeheckt hatten? Mat und Dav sahen besonders niedergeschlagen
aus, als sie losgingen und dabei Blicke austauschten. Egwene erwog, ihnen zu folgen,
aber sie teilten sich bereits auf, und sie hätte Rand nachgehen müssen, um
etwas zu erfahren. Sie verzog das Gesicht. Wenn es ihm auffiel, würde er sie
für genauso albern wie Cilia Cole halten. Davon abgesehen, waren da diese
fernen Länder. Sie hatte vor, sie zu sehen.
    Abrupt wurde sie sich der Raben bewusst;
es waren viel mehr als zuvor; sie flatterten aus den Bäumen und flogen nach
Westen, auf die Verschleierten Berge zu. Sie bewegte die Schultern. Sie hatte
das Gefühl, von hinten beobachtet zu werden. Von jemandem oder …
    Sie wollte sich nicht umdrehen, aber sie
tat es dennoch, hob den Blick zu den Bäumen hinter den die Schafe scherenden
Männern. Auf halber Höhe einer hohen Kiefer hockte ein einzelner Rabe auf einem
Ast, und starrte sie direkt an! In ihrem Inneren breitete sich sofort Kälte
aus. Sie wollte nur eines: weglaufen. Stattdessen zwang sie sich dazu
zurückzustarren, versuchte, Nynaeves energischen Blick zu imitieren. Nach einem
Augenblick stieß der Rabe ein raues Krächzen aus und warf sich von dem Ast, die
schwarzen Schwingen trugen ihn nach Westen, den anderen hinterher.
    Vielleicht kriege ich diesen Blick ja endlich
richtig hin, dachte sie und kam sich sofort
albern vor. Sie hatte zugelassen, dass ihre Vorstellungskraft mit ihr durchging.
Es war bloß ein Vogel. Und sie hatte wichtige Dinge zu tun, sie wollte die
beste Wasserträgerin aller Zeiten sein. Die beste Wasserträgerin aller Zeiten
würde sich nicht vor Vögeln fürchten und auch vor nichts anderem. Sie nahm die
Schultern zurück und tauchte in die Menge ein, wobei sie nach Berowyn Ausschau
hielt. Aber diesmal ging es darum, Berowyn die Schöpfkelle anzubieten. Wenn sie
einem Raben standhalten konnte, dann konnte sie auch ihrer Schwester
standhalten. Hoffte sie.
    Im nächsten Jahr musste Egwene erneut Wasser tragen, was
eine große Enttäuschung für sie darstellte, aber sie versuchte wieder die Beste
zu sein. Wenn man schon etwas tun musste, dann konnte man auch genauso gut das
Beste geben, zu dem man fähig war. Es musste funktioniert haben, denn im darauf
folgenden Jahr erlaubte man ihr, beim Essen zu helfen, ein Jahr früher als
gewöhnlich! Da setzte sie sich ein neues Ziel: die Erlaubnis zu bekommen, sich
das Haar in jüngeren Jahren zu einem Zopf flechten zu dürfen, als es jemals
jemandem zuvor gelungen war. Zwar glaubte sie nicht, dass der Frauenkreis es
erlauben würde, aber ein Ziel, das leicht war, war kein richtiges Ziel.
    Sie hörte auf, von den Erwachsenen
Geschichten hören zu wollen, obwohl sie gelegentlich gern einem Gaukler gelauscht
hätte, aber es machte ihr noch immer Spaß, von fernen Ländern mit seltsamen
Sitten zu lesen, und sie träumte davon, sie zu sehen. Auch die Jungen hörten
auf, nach Geschichten zu verlangen. Egwene konnte sich nicht vorstellen, dass
sie sehr viel lasen. Sie alle wurden älter, glaubten, dass sich ihre Welt
niemals verändern würde, und viele dieser Geschichten verblichen zu geliebten
Erinnerungen, während
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