Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
breite Blätter aufwies. Er war nahe genug, um Moiraine und Egwene zu
verstehen, die mit einer kleinen Laterne auf einem umgestürzten Baumstamm
saßen.
    Â»Frag«, sagte Moiraine gerade, »und wenn
ich dir darauf antworten kann, werde ich es tun. Begreif aber, dass vieles für
dich noch zu früh kommt, Dinge, die du nicht lernen kannst, bevor du nicht
andere Dinge gelernt hast, die wiederum weitere Vorkenntnisse erfordern. Aber
frag, was du willst.«
    Â»Die Fünf Mächte«, sagte Egwene langsam,
»Erde, Wind, Feuer, Wasser und Geist. Es scheint mir nicht gerecht, dass Männer
Erde und Feuer am besten beherrschten. Warum sollten gerade sie die stärksten
der Mächte für sich haben?«
    Moiraine lachte. »Glaubst du das, Kind?
Gibt es einen Felsen, der so hart ist, dass Wind und Wasser ihn nicht abtragen
können, ein so starkes Feuer, dass es nicht mit Wasser gelöscht oder vom Wind
ausgeblasen werden kann?«
    Egwene schwieg eine Weile und runzelte
die Stirn. »Sie … sie waren diejenigen, welche versuchten, den Dunklen König
und die Verlorenen zu befreien, nicht wahr? Die männlichen Aes Sedai?« Sie
holte tief Luft und sprach schneller. »Die Frauen hatten nichts damit zu tun.
Die Männer wurden wahnsinnig und zerstörten die Welt.«
    Â»Du hast Angst«, sagte Moiraine ernst. »Wenn
du in Emondsfelde geblieben wärst, dann wärst du nach einer Weile Dorfheilerin
geworden. Das war Nynaeves Plan, nicht wahr? Oder du hättest im Frauenkreis
gesessen und die Geschicke von Emondsfelde gelenkt, während der Dorfrat dächte,
er leite das Ganze. Und doch hast du das Unglaubliche getan. Du hast
Emondsfelde und die Zwei Flüsse auf der Suche nach Abenteuern verlassen. Du
wolltest es, und gleichzeitig hast du Angst davor. Und du weigerst dich ganz
entschieden, deiner Angst nachzugeben. Sonst hättest du mich nicht gefragt, wie
eine Frau eine Aes Sedai werden kann. Du hättest eure Sitten und Gebräuche
sonst nicht aufgegeben.«
    Â»Nein«, protestierte Egwene, »ich habe
keine Angst. Ich will eine Aes Sedai werden.«
    Â»Besser für dich, wenn du Angst hättest,
aber ich hoffe, du bleibst bei deiner Überzeugung. Nur wenige Frauen haben
heutzutage die Fähigkeiten, Geweihte zu werden, und noch viel weniger wollen
es.« Moiraines Stimme klang, als führe sie ein gedankenverlorenes
Selbstgespräch. »Sicher waren es noch nie zuvor gleich zwei in einem Dorf. Das
alte Blut fließt tatsächlich noch sehr stark im Land der Zwei Flüsse.«
    Rand verlagerte sein Gewicht im Schatten,
wo er kauerte. Ein Ästchen zerbrach unter seinem Fuß. Er erstarrte und hielt
die Luft an. Er schwitzte, doch keine der beiden Frauen sah sich um.
    Â»Zwei?«, rief Egwene. »Wer denn noch? Ist
es Kari? Kari Thane? Lara Ayellan?«
    Moiraine schnalzte verärgert mit der
Zunge und sagte dann ernst: »Du musst vergessen, dass ich das gesagt habe. Ich
fürchte, ihre Straße verläuft in einer anderen Richtung. Besinne dich auf deine
eigenen Angelegenheiten. Es ist kein leichter Weg, den du erwählt hast.«
    Â»Ich werde nicht umkehren«, sagte Egwene.
    Â»Wie du meinst. Aber du suchst immer noch
Rückendeckung, und die kann ich dir nicht geben, jedenfalls nicht so, wie du es
willst.«
    Â»Das verstehe ich nicht.«
    Â»Du willst darin bestärkt werden, dass
die Aes Sedai gut und rein sind und dass es diese gemeinen Männer aus den
Legenden waren, die die Zerstörung der Welt verursachten, und nicht die Frauen.
Nun, es waren zwar die Männer, doch sie waren keineswegs schlimmer als alle
anderen Männer. Sie waren wahnsinnig, nicht böse. Die Aes Sedai, die du in Tar
Valon antreffen wirst, sind menschlich und unterscheiden sich nicht von anderen
Frauen, außer eben durch die Fähigkeiten, die uns von ihnen trennen. Sie sind
tapfer und feige, stark und schwach, freundlich und grausam, warmherzig und
kalt. Wenn du eine Aes Sedai wirst, dann bleibst du trotzdem diejenige, die du
immer warst.«
    Egwene atmete schwer. »Ich glaube, gerade
davor hatte ich Angst: dass die Macht mich verändern würde. Und die Trollocs
und der Blasse … Moiraine Sedai, im Namen des Lichts: Warum kamen die Trollocs
nach Emondsfelde?«
    Der Kopf der Aes Sedai drehte sich, und
sie blickte in die Richtung von Rands Versteck. Die Luft blieb ihm weg. Ihre
Augen waren genauso hart wie zu der Zeit, als sie

Weitere Kostenlose Bücher