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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie bedroht hatte, und er
hatte das Gefühl, ihr Blick könne die starken Äste des Lederblatts
durchdringen. Licht, was wird sie tun, wenn sie mich
hier als Lauscher findet?
    Er bemühte sich, mit den tieferen
Schatten hinter sich zu verschmelzen. Seine Augen waren auf die Frauen
gerichtet, und so blieb er mit dem Fuß an einer Wurzel hängen. Er fing sich
gerade noch, sonst wäre er in totes Unterholz getaumelt, und das hätte ihn mit
einem Feuerwerk zerbrechender Zweige sofort verraten. Nach Luft schnappend,
kroch er auf allen vieren davon. Wie immer war es vor allem Glück, das es ihm
ermöglichte, sich lautlos zu bewegen. Sein Herz schlug so stark, dass er
fürchtete, es könne ihn verraten. Narr! Eine Aes
Sedai belauschen!
    Als er wieder bei seinen Gefährten war,
schlich er leise an seinen Platz zurück. Lan bewegte sich, als er sich auf den
Boden legte. Der Behüter riss die Decke hoch, ließ sich dann aber mit einem
Seufzer wieder zurückfallen. Er hatte sich im Schlaf nur umgedreht. Rand stieß
einen Stoßseufzer aus.
    Einen Augenblick später tauchte Moiraine
aus der Nacht auf. Sie blieb stehen, als sie die schlummernden Gestalten sah.
Das Mondlicht webte einen Strahlenkranz um sie. Rand schloss die Augen und
atmete ganz gleichmäßig, während er angestrengt lauschte, ob sich Schritte
näherten. Er hörte nichts. Als er die Augen wieder öffnete, war sie weg.
    Als der Schlaf endlich kam, schwitzte er
und hatte Träume, in denen alle Männer von Emondsfelde behaupteten, sie seien
der Wiedergeborene Drache, und alle Frauen trugen blaue Edelsteine im Haar, die
so aussahen wie der von Moiraine. Er versuchte danach nie mehr, Moiraine und
Egwene zu belauschen.
    Der sechste Tag ihrer quälend langsamen
Reise brach an. Die blasse, kalte Sonne glitt auf die Baumwipfel zu, während
eine Hand voll dünner Wolken hoch droben in Richtung Norden trieb. Der Wind
erhob sich zu einer Bö, und Rand zog den Umhang wieder einmal leise schimpfend
über die Schultern. Er fragte sich, ob sie wohl jemals Baerlon erreichen
würden. Die Entfernung, die sie seit ihrer Flussüberquerung zurückgelegt
hatten, war größer als von Taren-Fähre bis zum Weißen Fluss, doch Lan behauptete
stets, es sei eine kurze Reise, kaum wert, eine solche genannt zu werden. Rand
fühlte sich verloren.
    Lan erschien im Wald vor ihnen. Er kehrte
von einem Erkundungsritt zurück. Er straffte die Zügel und ließ sein Pferd
langsam neben Moiraines Pferd herschreiten, während er den Kopf zu Moiraine
hinüberneigte.
    Rand schnitt eine Grimasse, aber er
stellte keine Frage. Lan weigerte sich gewöhnlich, Fragen zu beantworten.
    Von den anderen schien nur Egwene Lans
Rückkehr bemerkt zu haben, und sie hielt sich mit Fragen ebenfalls zurück. Die
Aes Sedai verhielt sich Egwene gegenüber vielleicht so, als sei das Mädchen für
die Emondsfelder verantwortlich, doch wenn der Behüter Bericht erstattete,
hatte Egwene nichts zu sagen. Perrin trug Mats Bogen. Auch ihn umgab dieses
nachdenkliche Schweigen, das sie alle mehr und mehr packte, je weiter sie sich
von den Zwei Flüssen entfernten. Die langsame Gangart der Pferde gestattete es
Mat, vor den kritischen Augen Thom Merrilins mit drei kleinen Steinen zu
jonglieren. Denn der Gaukler hatte sie jeden Abend unterrichtet, genau wie Lan.
    Lan beendete seinen Bericht, und Moiraine
drehte sich im Sattel um und sah die hinter ihr Reitenden an. Rand bemühte
sich, sich nicht zu verkrampfen, als ihr Blick über ihn glitt. Sah sie ihn
einen Moment länger an als die anderen? Er wurde das unangenehme Gefühl nicht
los, dass sie wusste, wer sie in der Dunkelheit jener Nacht belauscht hatte.
    Â»He, Rand!«, rief Mat. »Ich kann mit
vieren jonglieren!« Rand winkte ihm zur Antwort zu, ohne sich umzudrehen. »Ich
habe dir gesagt, dass ich noch vor dir vier schaffe. Ich – schau!«
    Sie hatten die Kuppe eines niedrigen
Hügels erreicht, und unter ihnen, kaum eine Meile weit entfernt, hinter kahlen
Bäumen und länger werdenden Schatten, lag Baerlon. Rand schnappte nach Luft,
als er versuchte, zur gleichen Zeit zu lächeln und mit offenem Mund zu starren.
    Eine Palisadenwand, beinahe drei Spannen
hoch, umgab die Stadt. Hölzerne Wachtürme waren entlang der Palisade verteilt.
Drinnen schimmerten mit Ziegeln und Platten gedeckte Dächer im Licht der
sinkenden Sonne, und aus den

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