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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schornsteinen trieben federleichte Rauchwölkchen
empor. Es waren Hunderte von Schornsteinen. Kein strohgedecktes Dach war zu
sehen. Eine breite Straße führte nach Osten aus der Stadt hinaus und eine
zweite nach Westen. Auf jeder waren zumindest ein Dutzend Wagen und doppelt so
viele Ochsenkarren zu sehen, die auf die Palisade zu rollten. Um die Stadt
herum verstreut lagen Bauernhöfe; die meisten im Norden, während nur wenige im
Süden den Wald unterbrachen. Es ist größer als Emondsfelde und Wachhügel und
Devenritt zusammen! Und vielleicht auch noch Taren-Fähre dazu.
    Â»Das ist also eine Stadt«, hauchte Mat
und beugte sich über den Hals seines Pferdes nach vorn, um genauer hinsehen zu können.
    Perrin konnte nur den Kopf schütteln.
»Wie können so viele Leute in einem Ort wohnen?«
    Egwene blickte stumm hinüber. Thom
Merrilin sah Mat an, rollte mit den Augen und pustete seine Schnurrbartenden
hoch. »Stadt!«, schnaubte er.
    Â»Und du, Rand?«, fragte Moiraine. »Was
hältst du von Baerlon?«
    Â»Ich glaube, es ist ziemlich weit von zu
Hause entfernt«, sagte er langsam, was ihm ein hartes Lachen von Mat
einbrachte.
    Â»Ihr müsst noch viel weiter gehen«, sagte
Moiraine. »Aber ihr habt keine andere Wahl, außer ihr wollt wegrennen und euch
verstecken und wieder wegrennen, und das für den Rest eures Lebens. Und es
würde ein kurzes Leben sein. Daran müsst ihr euch erinnern, wenn die Reise
beschwerlich wird. Ihr habt keine andere Wahl.«
    Rand, Mat und Perrin sahen sich an. Den
Gesichtern der anderen nach zu schließen, dachten sie dasselbe wie Rand. Wie
konnte sie so tun, als hätten sie je eine Wahl gehabt, nach allem, was sie
vorher schon gesagt hatte? Die Aes Sedai hatte für sie entschieden.
    Moiraine fuhr fort, als sei ihr nicht
klar, was sie dachten. »Die Gefahr beginnt hier erneut. Seid vorsichtig, was
ihr innerhalb dieser Mauern sagt. Und was am wichtigsten ist: Erwähnt keine
Trollocs oder Halbmenschen und Ähnliches. Ihr dürft nicht einmal an den Dunklen
König denken. Einige Leute in Baerlon mögen die Aes Sedai noch weniger als die
Emondsfelder, und es könnte dort sogar Schattenfreunde geben.« Egwene schnappte
nach Luft, und Perrin fluchte vor sich hin. Mat wurde blass, doch Moiraine fuhr
ganz ruhig fort. »Wir dürfen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen.« Lan
tauschte seinen zwischen Grau und Grüntönen wechselnden Umhang gegen einen
normalen braunen aus, der allerdings ebenfalls sehr fein geschnitten und gewebt
war. »Hier verwenden wir andere Namen«, eröffnete ihnen Moiraine. »Man kennt
mich hier als Alys, und Lan ist Andra. Merkt euch das. Gut. Wir sollten uns
noch vor Anbruch der Nacht in diesen Mauern befinden. Die Tore von Baerlon
werden von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen.«
    Lan führte sie den Hügel hinunter und
durch den Wald auf die Palisaden zu. Die Straße führte an einem halben Dutzend
Bauernhöfen vorbei – keiner sehr nahe, und die Menschen, die dort ihre letzten
Arbeiten verrichteten, schienen die Reisenden nicht zu bemerken – und endete an
einem schweren Holztor, das mit breiten schwarzen Eisenriegeln verschlossen
war, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war.
    Lan ritt nahe an die Palisade heran und
zog an dem ausgefransten Seil, das neben dem Tor herunterhing. Auf der anderen
Seite erklang eine Glocke. Unmittelbar darauf blickte ein verschrumpeltes
Gesicht unter einer zerknautschten Stoffmütze misstrauisch auf sie herab. Es
befand sich zwischen den abgesägten Enden zweier Pfähle, gute drei Spannen über
ihren Köpfen.
    Â»Was soll das heißen, eh? Es ist zu spät
am Tag, um dieses Tor zu öffnen. Zu spät, sage ich. Reitet zum Weißbrückentor,
wenn ihr …«
    Moiraines Stute schritt ein Stück vor,
sodass der Mann auf der Mauer sie sehen konnte. Plötzlich verzogen sich seine
Runzeln zu einem zahnlosen Lächeln, und er schien zwischen seiner Pflicht und
dem, was er sagen wollte, zu schwanken. »Ich wusste nicht, dass Ihr es seid,
Herrin. Wartet. Ich komme sofort hinunter. Ich komme, ich komme!«
    Der Kopf verschwand, und Rand hörte
gedämpfte Rufe, sie sollten bleiben, wo sie seien, er käme ja schon. Mit
schrillem Quietschen, der vom geringen Gebrauch zeugte, schwang der rechte
Torflügel langsam auf. Er verhielt in seiner Lage, als die Lücke

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