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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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werde im Schankraum
musizieren und ein, zwei Geschichten zum Besten geben. Sie erwähnte das Mädchen
nicht, falls es überhaupt ein Mädchen gewesen war. Der private Speisesaal wies
einen großen glänzenden Eichentisch auf, um den ein Dutzend Stühle stand. Auf
dem Boden lag ein dicker Teppich. Als sie eintraten, drehte sich eine frisch
gewaschene Egwene mit glänzendem, feuchtem, glatt ausgekämmtem Haar nach ihnen
um. Sie hatte sich die Hände an dem im Herd prasselnden Feuer gewärmt. Rand
hatte während der langen Stille im Baderaum viel Zeit zum Nachdenken gehabt.
    Lans ständige Mahnungen, niemandem zu
trauen, und besonders die Tatsache, dass Ara davor zurückscheute, ihnen zu
vertrauen, hatten ihm klar gemacht, wie einsam sie nun waren. Es schien, als
könnten sie niemandem außer sich selbst trauen, und er war sich immer noch
nicht sicher, inwieweit sie Moiraine oder Lan vertrauen konnten. Sie waren auf
sich allein gestellt. Und Egwene? Moiraine behauptete, es sei so oder so
geschehen, dass sie die Wahre Quelle berühren würde. Sie konnte das nicht
bestimmen, und das hieß: Es war nicht ihre Schuld. Sie war immer noch dieselbe
Egwene wie vorher.
    Er öffnete den Mund, um sich zu
entschuldigen, doch Egwene versteifte sich und wandte ihm den Rücken zu, bevor
er ein Wort herausbringen konnte. Er blickte mürrisch ihren Rücken an und
schluckte hinunter, was er hatte sagen wollen. Auch
gut. Wenn sie es so will, dann kann ich nichts daran ändern.
    Meister Fitch schlüpfte herein. Vier
Frauen in weißen Schürzen folgten ihm. Sie trugen ein Tablett mit Brathähnchen,
Silberbestecken, verdeckten Schüsseln und Steinguttellern. Die Frauen begannen
sofort mit dem Tischdecken. Derweil verbeugte sich der Wirt vor Moiraine.
    Â»Entschuldigt vielmals, Frau Alys, dass
ich Euch warten ließ, aber bei so vielen Gästen in meiner Schenke wundere ich
mich manchmal, dass überhaupt jemand bedient wird. Ich fürchte, das Essen ist
auch nicht das, was Euch gebührt. Nur das Geflügel, ein paar Rüben und Erbsen
und hinterher ein wenig Käse. Nein, es ist wirklich nicht das, was es sein
sollte. Ich möchte mich ehrlich entschuldigen.«
    Â»Ein Festessen.« Moiraine lächelte. »In
diesen schweren Zeiten ist das wirklich ein Festessen, Meister Fitch.«
    Der Wirt verbeugte sich abermals. Sein
büscheliges Haar, das nach allen Seiten abstand, als fahre er ständig mit den
Händen hindurch, machte die Verbeugung eher komisch, doch sein Grinsen war so
sympathisch, dass jeder, der lachte, mit ihm und nicht über ihn lachte. »Vielen
Dank, Frau Alys, vielen Dank!« Als er sich aufrichtete, runzelte er die Stirn
und wischte mit einem Schürzenzipfel ein eingebildetes Staubkorn vom Tisch.
»Natürlich ist es nicht das, was ich Euch noch vor einem Jahr auf den Tisch
gestellt hätte. Nicht annähernd. Der Winter. Ja, der Winter. Meine Keller sind
fast leer, und auf dem Markt gibt es kaum etwas zu kaufen. Aber wer kann es den
Bauern übel nehmen? Wer? Niemand kann vorhersagen, wann sie wieder eine Ernte
einfahren können. Niemand weiß es. Und die Wölfe bekommen das Hammelfleisch
oder Rindfleisch, das eigentlich auf den Tischen der Menschen landen sollte …«
    Plötzlich schien ihm bewusst zu werden,
dass dies wohl kaum das richtige Thema war, um seine Gäste zu einem angenehmen
Mahl zu laden. »Ich lasse mich wieder einmal hinreißen. Ein alter Windbeutel
bin ich. Mari, Cinda, lasst diese guten Leute in Ruhe speisen.« Gestenreich
scheuchte er die Frauen aus dem Raum, und als sie hinauseilten, wandte er sich
erneut Moiraine zu und verbeugte sich. »Ich hoffe, Ihr genießt das Mahl, Frau
Alys. Falls Ihr irgendetwas braucht, dann sagt es nur, und ich werde es
besorgen. Sagt nur, was Ihr braucht. Es ist ein Vergnügen, Euch und Meister Andra
zu bedienen. Ein Vergnügen.« Er verbeugte sich noch einmal tief und war weg.
Sanft schloss sich die Tür hinter ihm.
    Lan hatte sich währenddessen an die Wand
gelehnt, als schliefe er schon beinahe. Nun sprang er auf und war mit zwei
langen Schritten an der Tür. Er drückte ein Ohr dagegen und lauschte
angespannt, bis er langsam auf dreißig gezählt hatte; dann riss er die Tür auf
und steckte den Kopf in den Flur. »Sie sind weg«, sagte er schließlich und
schloss die Tür wieder. »Wir können frei sprechen.«
    Â»Ich

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