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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bestimmt als gut aussehend betrachtet hätten. »Wieder einmal
stehen wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber«, sagte der Mann, und einen
Augenblick lang wurden seine Augen und sein Mund zu Toren in endlose
Flammenhöhlen. Mit einem Schrei warf sich Rand rückwärts aus dem Zimmer, so
heftig, dass er über den Flur taumelte, gegen die Tür auf der anderen Seite
prallte und diese aufstieß. Er drehte sich um und griff nach der Klinke, um
sich vor einem Sturz zu bewahren – und starrte mit weit aufgerissenen Augen in
einen Raum mit Steinwänden, Torbögen, die auf einen Balkon führten, einen
unmöglichen Himmel dahinter und einen Kamin …
    Â»So leicht kannst du mir nicht
entkommen«, sagte der Mann.
    Rand drehte sich um, taumelte aus dem
Zimmer und versuchte sich auf den Beinen zu halten, ohne langsamer zu werden.
Diesmal erreichte er keinen Korridor. Er erstarrte verkrümmt unweit des
glänzend polierten Tisches und sah den Mann am Kamin an. Das war besser, als
die Steine des Kamins anzusehen oder diesen Himmel.
    Â»Das ist ein Traum«, sagte er beim
Aufrichten. Hinter sich hörte er das Klicken der sich schließenden Tür. »Es ist
ein Albtraum.« Er schloss die Augen und dachte angespannt an das Erwachen. Als
er noch ein Kind gewesen war, hatte ihm die Dorfheilerin gesagt, wenn ihm das
in einem Albtraum gelinge, werde der Traum verschwinden. Die … Dorfheilerin? Was? Wenn ihm nur die Gedanken nicht so schnell entglitten wären! Wenn nur sein Kopf
aufgehört hätte zu schmerzen, dann könnte er klar denken.
    Wieder öffnete er die Augen. Der Raum war
derselbe wie vorher mit dem Balkon und dem Himmel und dem Mann am Kamin. »Ist
es ein Traum?«, fragte der Mann. »Spielt es eine Rolle?« Wieder wurden seine
Augen und sein Mund einen Augenblick lang zu Gucklöchern in einem Brennofen,
der sich in die Ewigkeit erstreckte. Seine Stimme änderte sich nicht; er schien
es gar nicht zu bemerken.
    Rand fuhr ein wenig zusammen, aber er
beherrschte sich rechtzeitig, um nicht aufzuschreien. Das ist ein Traum. Es muss so sein. Trotzdem ging er ein paar Schritte rückwärts zur Tür, ohne den Blick von dem
Mann am Feuer abzuwenden, dann drückte er die Klinke hinunter. Die Tür bewegte
sich nicht; sie war verschlossen.
    Â»Du scheinst Durst zu haben«, sagte der
Mann am Kamin. »Trink!«
    Auf dem Tisch stand ein Pokal aus
glänzendem Gold, mit Rubinen und Amethysten verziert. Er hatte sich schon
vorher dort befunden. Wenn er nur nicht jedes Mal so zusammengefahren wäre! Es
war doch nur ein Traum. In seinem Mund schien sich nur Staub zu befinden.
    Â»Ich bin tatsächlich ein wenig durstig«,
sagte er und nahm den Pokal. Der Mann beugte sich gespannt vor, eine Hand auf
der Lehne eines Stuhls, und beobachtete ihn. Der Geruch nach Glühwein machte
Rand erst richtig bewusst, wie durstig er war, als hätte er seit Tagen nichts
mehr zu trinken bekommen. Stimmt das?
    Der Pokal befand sich schon auf halbem
Weg zu seinem Mund, als er innehielt. Kleine Rauchwölkchen erhoben sich von der
Stuhllehne, wo die Finger des Mannes lagen. Und diese Augen beobachteten ihn
eindringlich und wechselten schnell zwischen richtigen Augen und Flammen. Rand
leckte sich die Lippen und stellte den Kelch zurück auf den Tisch. »Ich habe
nicht so viel Durst, wie ich glaubte.« Der Mann richtete sich brüsk auf. Sein
Gesicht zeigte keine Regung. Seine Enttäuschung hätte nicht deutlicher sein
können, wenn er geflucht hätte. Rand fragte sich, was der Wein wohl enthielt.
Aber das war natürlich eine dumme Frage. Dies war ja alles ein Traum. Warum endet er dann nicht? »Was willst du?«, fragte er scharf. »Wer bist du?«
    Flammen erhoben sich aus Augen und Mund
des Mannes. Rand glaubte sie prasseln zu hören. »Einige nennen mich Ba’alzamon.«
    Rand stand an der Tür und rüttelte
verzweifelt an der Klinke. Alle Gedanken an Träume waren verschwunden. Der
Dunkle König. Die Klinke gab nicht nach, aber er hörte nicht auf mit dem
Rütteln. »Bist du der, den ich erwarte?«, fragte Ba’alzamon unvermittelt. »Du
kannst es nicht vor mir verbergen. Du kannst dich nicht vor mir verstecken,
nicht auf dem höchsten Berg oder in der tiefsten Höhle. Ich kenne dich bis zum
kleinsten Haar.«
    Rand drehte sich um und sah dem Mann in
die Augen. Er schluckte schwer. Ein Albtraum. Er

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