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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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das
andere verdrängt. Die stärksten Eindrücke, die den Gaukler umgeben: ein Mann –
nicht er selbst –, der Feuer schluckt, und die Weiße Burg. Bei einem Mann
ergibt das überhaupt keinen Sinn. Die stärksten Eindrücke bei dem großen
krausköpfigen Burschen sind ein Wolf, eine zerbrochene Krone und Bäume, die um
ihn herum blühen. Und bei dem anderen – ein roter Adler, ein Auge auf einer
Waagschale, ein Dolch mit einem Rubin, ein Horn und ein lachendes Gesicht. Da
gibt es noch mehr, aber ich denke, du siehst, was ich meine. Diesmal kann ich
einfach nichts Rechtes damit anfangen.« Dann wartete sie, immer noch lächelnd,
bis er sich schließlich räusperte und fragte: »Wie steht’s bei mir?«
    Ihr Lächeln wurde zu einem offenen
Lachen. »Dieselben Dinge wie bei den anderen. Ein Schwert, das kein Schwert
ist, eine goldene Krone in Form von Lorbeerblättern, ein Bettelstab, du, wie du
Wasser auf Sand schüttest, eine blutende Hand und ein weiß glühendes Eisen,
drei Frauen, die bei einer Beerdigung an der Bahre stehen, auf der du liegst,
schwarzer Fels, nass von Blut …«
    Â»Ist schon gut«, unterbrach er sie
verlegen. »Du musst nicht alles aufzählen.«
    Â»Vor allem sehe ich Blitze um dich herum.
Manche zucken auf dich zu, manche kommen aus dir heraus. Ich weiß nicht, was
das alles bedeutet, außer bei einer Sache. Du und ich, wir werden uns
wiedersehen.« Sie sah ihn fragend an, als verstehe sie auch das nicht.
    Â»Warum auch nicht?«, fragte er. »Ich
werde auf dem Heimweg wieder hier durchkommen.«
    Â»Ich denke schon.« Plötzlich war ihr
Lächeln wieder da, versonnen und geheimnisvoll, und sie tätschelte ihm die
Wange. »Aber wenn ich dir alles erzähle, was ich sah, dann wäre dein Haar
genauso kraus wie bei deinem Freund mit den breiten Schultern.«
    Er zuckte vor ihrer Hand zurück, als sei
sie glühend heiß. »Was meinst du damit? Siehst du irgendetwas über Ratten? Oder
Träume?«
    Â»Ratten! Nein, keine Ratten. Und was die
Träume betrifft, vielleicht träumst du so was gern, aber ich habe sonst nie
davon geträumt.«
    Er fragte sich, ob sie übergeschnappt
sei, so lächelte sie ihn an. »Ich muss gehen«, sagte er und schob sich an ihr
vorbei. »Ich … ich muss meine Freunde treffen.«
    Â»Also geh. Aber du wirst nicht
entkommen.«
    Er rannte nicht gerade weg, wurde aber
doch mit jedem Schritt etwas schneller. »Renn, wenn du willst!«, rief sie ihm
nach. »Du kannst mir nicht entkommen.«
    Ihr Lachen verfolgte ihn über den Hof und
hinaus auf die Straße in das Menschengewühl hinein. Ihre letzten Worte glichen
zu sehr denen Ba’alzamons. Er rempelte Leute an, als er sich durch die Menge
schob, was ihm finstere Blicke und böse Worte einbrachte, aber er verlangsamte
seine Schritte nicht, bis er einige Straßen von der Schenke entfernt war.
    Nach einer Weile begann er, wieder auf
seine Umgebung zu achten. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Ballon, aber er sah
sich trotzdem um und genoss den Anblick. Baerlon war eine faszinierende Stadt,
wenn auch nicht auf dieselbe Art wie die Städte in Thoms Geschichten. Er
wanderte durch breite Straßen, meist mit großen Platten gepflastert, und durch
kleine gewundene Gassen, wohin auch immer der Zufall und die Menschenmenge ihn
trieben. Es hatte in der Nacht geregnet, und die ungepflasterten Straßen waren
matschig. Doch schlammige Straßen waren für ihn nichts Neues. Keine der Straßen
in Emondsfelde war gepflastert.
    Es gab nun bestimmt auch keine Paläste,
und nur wenige Häuser waren sehr viel größer als die zu Hause, aber jedes Haus
hatte ein Ziegel- oder Schieferdach, das genauso schön war wie das der
Weinquellen-Schenke. Er schätzte, dass es in Caemlyn vielleicht ein oder zwei
Paläste gab. Was Schenken betraf, so zählte er neun, und keine davon war
kleiner als die Weinquelle. Die meisten waren genauso groß wie der Hirsch und Löwe , und es gab ja
noch eine Menge Straßen, die er nicht gesehen hatte.
    An jeder Straße gab es Läden mit
Markisen, die mit Waren überhäufte Tische schützten. Man bekam alles – vom
Stoff, über Bücher bis zu Töpfen und Stiefeln. Es war, als hätten hundert
Händlerwagen ihren Inhalt verstreut. Er sah sich alles so auffällig an, dass er
mehr als einmal unter den

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