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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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misstrauischen Blicken eines Ladeninhabers flüchten
musste. Beim ersten Ladeninhaber hatte er noch nicht verstanden, warum er ihn
so ansah. Als er endlich kapierte, wurde er zuerst wütend, bis er sich daran
erinnerte, dass er hier der Fremde war. Er hätte sowieso nicht viel kaufen
können. Er schnappte nach Luft, als er sah, wie viele Kupfermünzen man für ein
Dutzend verfärbte Äpfel oder eine Hand voll verschrumpelter Rüben hinlegen
musste – die man bei den Zwei Flüssen an die Pferde verfüttert hätte –, aber
die Leute zahlten eifrig.
    Es gab hier für seinen Geschmack wirklich
mehr als genug Leute. Für eine Weile überwältigte ihn der Anblick der Massen
beinahe. Einige trugen feinere Kleider, als irgendjemand in den Zwei Flüssen
besaß – beinahe die Qualität von Moiraines Kleidung –, und viele waren in
pelzbesetzte Mäntel gehüllt, die bis zu den Knöcheln reichten. Die
Bergarbeiter, von denen man in der Schenke so viel geredet hatte, gingen
gebeugt einher wie alle Männer, die unter der Erde gruben. Doch die meisten
Menschen sahen auch nicht anders aus als jene, mit denen er aufgewachsen war,
weder was die Gesichter noch was die Kleidung betraf. Er hatte irgendwie mehr
Unterschiede erwartet. Und nun erinnerten ihn manche Gesichter so sehr an die
Zwei Flüsse, dass er sich vorstellen konnte, sie gehörten der einen oder
anderen Familie an, die er aus der Gegend von Emondsfelde kannte. Ein zahnloser
grauhaariger Bursche mit Ohren wie die Henkel an einem Bierkrug, der auf einer
Bank vor einer Schenke saß und trauernd in den leeren Humpen blickte, hätte
sehr wohl ein Vetter Bili Congars sein können. Der Schneider mit dem kantigen
Kinn, der vor seinem Laden nähte, mochte Jon Thanes Bruder sein – bis hin zu
dem kahlen Fleck auf dem Hinterkopf. Ein Bursche, der Samel Crawe täuschend
ähnlich sah, drängte sich an Rand vorbei, als er um eine Ecke kam und …
    Ungläubig starrte er den kleinen hageren
Mann mit langen Armen und großer Nase an, der sich hastig durch die Menge
schob. Seine Kleider wirkten wie ein Bündel Lumpen. Die Augen waren von dunklen
Ringen umgeben, und das Gesicht wirkte eingefallen, als hätte er tagelang nicht
geschlafen und nichts gegessen, aber Rand hätte schwören können … Der zerlumpte
Mann sah ihn und erstarrte mitten im Schritt. Er achtete nicht auf die
Menschen, die ihn aus Versehen anrempelten. Rands letzter Zweifel verschwand.
    Â»Meister Fain!«, rief er. »Wir dachten
alle, Ihr wärt …«
    Schnell wie der Blitz eilte der Händler
davon, aber Rand lief ihm hinterher. Er rief den Leuten, die er anrempelte,
über die Schulter Entschuldigungen zu. Durch die Menge hindurch erhaschte er
einen Blick auf Fain, als dieser gerade in eine Gasse rannte. Rand bog hinter
ihm in die Gasse ein. Der Händler war nach ein paar Schritten stehen geblieben.
Ein hoher Zaun machte die Gasse zu einer Sackgasse. Als Rand abrupt stehen
blieb, tat Fain so, als wolle er gleich über ihn herfallen. Er duckte sich, zog
sich dann aber zurück. Mit schmutzigen Händen bedeutete er Rand, nicht näher zu
kommen. In seinem Mantel war mehr als ein Riss zu erkennen, und der Umhang war
abgetragen und zerfetzt. »Meister Fain«, fragte Rand zögernd, »was ist los? Ich
bin es, Rand al’Thor aus Emondsfelde. Wir dachten alle, die Trollocs hätten
Euch gefangen genommen.«
    Fain gestikulierte mit abgehackten
Bewegungen und rannte gebückt ein paar Schritte in Richtung auf das offene Ende
der Gasse zu. Er versuchte aber nicht, an Rand vorbeizukommen oder sich ihm
auch nur zu nähern. »Nicht!«, krächzte er. Sein Kopf war ständig in Bewegung,
da er sich bemühte, die Straße jenseits von Rand immer im Auge zu behalten.
»Erwähne nicht …« Seine Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern. Er drehte den
Kopf weg und beobachtete Rand von der Seite her. »Erwähne sie nicht! Es sind
Weißmäntel in der Stadt.«
    Â»Sie haben keinen Grund, uns zu
belästigen«, sagte Rand. »Kommt mit zum Hirsch und
Löwen ! Ich bin dort mit meinen Freunden. Ihr
kennt die meisten von ihnen. Sie werden sich freuen, Euch zu sehen. Wir dachten
alle, Ihr wärt tot.«
    Â»Tot?«, fauchte der Händler beleidigt. »Nicht
Padan Fain. Padan Fain weiß, wie man wieder auf den Füßen landet.« Er

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