Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Trollocs erschien und noch eines und noch
eines. Die hinteren rempelten ihre Kameraden an und blieben ebenfalls abrupt
stehen, als sie die Menschen erblickten. Allerdings erstarrten sie eben nur
diesen Augenblick lang. Kehliges Heulen hallte von den Gebäuden wider, und die
Trollocs stürmten vorwärts. Die Menschen stoben auseinander wie aufgescheuchte
Hühner. Rands Grauer brauchte nur drei Schritte, um in vollem Galopp
loszujagen. »Hier entlang!«, schrie er, doch er hörte den gleichen Ruf aus fünf
weiteren Kehlen. Ein hastiger Blick über die Schulter zeigte ihm, dass seine
Begleiter jeder in eine andere Richtung verschwanden. Trollocs verfolgten alle.
    Drei Trollocs blieben ihm auf den Fersen.
Ihre schlingenbewehrten Stangen wedelten durch die Luft. Ihm sträubten sich die
Haare, als er erkannte, dass sie Schritt für Schritt mit Wolke mithalten
konnten. Er beugte sich tief über Wolkes Hals und trieb den Grauen voran, von
kehligen Schreien gejagt.
    Voraus verengte sich die Straße. Gebäude
mit eingestürzten Dächern neigten sich gefährlich zur Straße hin. Langsam
füllten sich die leeren Fenster mit silbrigem Leuchten. Ein dichter Dunst schob
sich aus ihnen hervor. Mashadar.
    Rand riskierte einen weiteren Blick
zurück. Die Trollocs rannten ihm immer noch in etwa fünfzig Schritten Abstand
hinterher; das Leuchten des Nebels reichte aus, um sie deutlich zu sehen.
Hinter ihnen ritt nun ein Blasser, und sie schienen im gleichen Maße vor dem
Halbmenschen zu fliehen, wie sie Rand verfolgten. Ein Stück vor Rand schob sich
ein halbes Dutzend grauer Fühler schwankend aus den Fenstern, dann ein Dutzend.
Sie prüften die Luft. Wolke warf den Kopf hoch und wieherte, doch Rand hieb ihm
die Fersen in die Flanken, und das Pferd stürmte vorwärts.
    Die Fühler versteiften sich, als Rand
zwischen ihnen hindurchgaloppierte, aber er beugte sich tief über Wolkes Hals
und weigerte sich, sie anzusehen. Der Weg dahinter war frei. Wenn einer davon mich berührt … Licht! Er ließ Wolke noch härter die Stiefel fühlen, und das Pferd
sprang vorwärts in die willkommenen Schatten hinein. In vollem Galopp blickte
Rand zurück, sobald das Leuchten Mashadars nachließ.
    Die schwankenden grauen Fühler
versperrten die halbe Straße, und die Trollocs wichen zurück, doch der Blasse
riss eine Peitsche von seinem Sattelhorn und ließ sie wie einen Blitz über den
Köpfen der Trollocs knallen. Funken stoben durch die Luft. Die Trollocs
krümmten sich zusammen und stürmten hinter Rand her. Der Halbmensch zögerte.
Die schwarze Kapuze betrachtete Mashadars ausgestreckte Arme, bevor auch er
seinem Pferd die Sporen gab.
    Die Nebeltentakel schwangen einen
Augenblick lang unsicher hin und her, und dann schlugen sie wie Vipern zu.
Mindestens zwei saugten sich an jedem der Trollocs fest und übergossen sie mit
grauem Leuchten; schnauzenbewehrte Köpfe legten sich in die Nacken, um zu
heulen, doch der Nebel wallte in die geöffneten Mäuler und verschlang das
Heulen. Vier beinstarke Tentakel wickelten sich um den Blassen, und der
Halbmensch und sein Pferd wanden sich wie im Tanz, bis die Kapuze zurückfiel
und das augenlose Gesicht enthüllte. Der Blasse kreischte.
    Das Kreischen war völlig lautlos, genau
wie bei den Trollocs, aber etwas kam doch durch: ein durchdringendes Schrillen
gerade jenseits des Hörbereichs, wie das Surren aller Hornissen der Welt
zusammengenommen, das in Rands Ohren drang und in ihm ein Höchstmaß an Angst
erzeugte. Wolke krümmte sich, als habe auch er den Laut gehört, und er
galoppierte noch schneller als zuvor. Rand hielt sich ächzend fest. Seine Kehle
war völlig ausgetrocknet.
    Nach einer Weile wurde ihm klar, dass er
den lautlosen Todesschrei des Blassen nicht mehr hören konnte, und plötzlich
kam ihm das Hufegeklapper so laut vor, als ob er schrie. Er riss an den Zügeln,
und Wolke blieb an einer zerbröckelnden Mauer stehen, genau an einer
Straßenkreuzung. Ein namenloses Standbild erhob sich vor ihm in der Dunkelheit.
Im Sattel zusammengesunken, lauschte er, aber es gab nichts zu hören als das
Blut, das in seinen Schläfen pochte. Kalter Schweiß lief ihm über die Stirn,
und er zitterte vor Kälte, als der Wind seinen Umhang flattern ließ.
    Schließlich richtete er sich wieder auf.
Sterne glitzerten am Himmel, wo sie nicht von den Wolken verdeckt wurden,

Weitere Kostenlose Bücher