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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und
der rote Stern, der niedrig im Osten stand, war leicht auszumachen. Lebt sonst noch irgendjemand, der ihn sehen kann? Waren sie frei oder den Trollocs in die Hände gefallen? Egwene, Licht blende mich, warum bist du mir nicht gefolgt? Wenn sie am Leben und frei waren, würden sie diesem Stern
folgen. Wenn nicht … In den ausgedehnten Ruinenfeldern könnte er tagelang
suchen, ohne jemanden zu finden, falls er sich von den Trollocs fern halten
konnte. Und von den Blassen und Mordeth und Mashadar. Zögernd entschloss er
sich, zum Fluss zu reiten.
    Er ergriff die Zügel. Auf der Querstraße
fiel ein Stein mit einem scharfen Klicken auf einen anderen. Er erstarrte;
atmete nicht einmal. Er war im Schatten verborgen, nur einen Schritt von der
Ecke entfernt. Verzweifelt überlegte er, ob er umkehren sollte. Aber was befand
sich hinter ihm? Was konnte vielleicht ein Geräusch verursachen und ihn damit
verraten? Er konnte sich an nichts erinnern und fürchtete sich davor, den Blick
von der Ecke des Gebäudes zu wenden.
    Die Dunkelheit an der Ecke dehnte sich
aus, und die längere Dunkelheit einer Stange stach daraus hervor. Eine
Schlaufenstange! Im selben Moment, als dieser Gedanke durch Rands Kopf fuhr,
hieb er auch schon Wolke die Fersen in die Flanken, und das Schwert flog aus
seiner Scheide. Sein Angriff wurde von einem wortlosen Schrei begleitet, und er
schwang das Schwert mit aller Kraft. Nur mit einer verzweifelten Anstrengung
hielt er das Schwert zurück, bevor es auftraf. Mit einem Aufschrei taumelte Mat
rückwärts, fiel beinahe vom Pferd und verlor fast seinen Bogen.
    Rand atmete tief durch und senkte das
Schwert. Sein Arm zitterte. »Hast du sonst noch jemanden gesehen?«, brachte er
heraus.
    Mat schluckte schwer, bevor er sich
unbeholfen in den Sattel zog. »Ich … ich … Nur Trollocs.« Er legte eine Hand an
seine Kehle und leckte sich die Lippen. »Nur Trollocs. Und du?«
    Rand schüttelte den Kopf. »Sie werden
versuchen, den Fluss zu erreichen. Wir sollten das auch tun.« Mat nickte stumm,
wobei er immer noch über seine Kehle strich, und sie starrten den roten Stern
an. Bevor sie auch nur hundert Schritte weit gekommen waren, hörten sie den
schrillen Ruf eines Trolloc-Horns hinter ihnen in den Tiefen der Stadt. Ein
anderes antwortete von außerhalb der Stadtmauer.
    Rand zitterte, doch er behielt die
langsame Gangart bei und beobachtete die dunkleren Stellen, um sie nach
Möglichkeit zu umgehen. Nach einem Ruck an seinen Zügeln, so, als ob er
weggaloppieren wolle, tat Mat es ihm nach.
    Keines der Hörner erklang nochmals, und
so kamen sie in völliger Stille an eine Öffnung in der von Ranken überwachsenen
Mauer, wo sich einst ein Tor befunden hatte. Nur die Türmchen ragten mit
abgebrochenen Spitzen in den schwarzen Himmel.
    Mat zögerte an diesem Tor, doch Rand
sagte leise: »Ist es hier drinnen sicherer als dort draußen?« Er ließ den
Grauen weiterschreiten, und nach einem Augenblick folgte Mat ihm aus Shadar
Logoth hinaus. Er versuchte, nach allen Richtungen gleichzeitig zu schauen.
Rand stieß die Luft langsam aus; sein Mund war trocken. Wir werden es schaffen. Licht, wir schaffen es!
    Die Mauern verschwanden hinter ihnen,
wurden von der Nacht und dem Wald verschluckt. Rand lauschte auf das kleinste
Geräusch und behielt immer den roten Stern vor sich. Plötzlich galoppierte Thom
an ihnen vorbei. Er verlangsamte sein Tempo nur lange genug, um zu rufen:
»Reitet, ihr Narren!« Einen Augenblick später verrieten Jagdrufe und Krachen im
Unterholz die Anwesenheit von Trollocs, die ihn verfolgten.
    Rand gab Wolke die Fersen, und das Pferd
galoppierte hinter dem Wallach des Gauklers her. Was
geschieht, wenn wir ohne Moiraine den Fluss erreichen? Licht, Egwene!
    Perrin saß im Schatten auf seinem Pferd, beobachtete den
nahen Torbogen und fuhr abwesend mit dem Daumen an der Schneide seiner Axt
entlang. Er schien einen ungehinderten Weg aus der Ruinenstadt zu bieten, doch
nun saß er schon fünf Minuten lang hier und hielt Ausschau. Der Wind spielte
mit seinen verfilzten Locken und zerrte an seinem Umhang, aber er zog ihn
wieder fester zusammen, ohne eigentlich zu bemerken, was er tat.
    Er wusste, dass Mat und die meisten
anderen Leute in Emondsfelde ihn für ziemlich langsam im Denken hielten. Zum
Teil kam das daher, weil er so groß war und sich bedächtig bewegte – er
fürchtete immer,

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