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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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packte den Griff
seiner Axt, die am Gürtel hing, so fest, dass seine Knöchel schmerzten.
»Schnell, Egwene! Schnell!«
    Plötzlich wieherte sein Pferd, und er
taumelte aus dem Sattel, als das Pferd unter ihm wegsackte. Er breitete die
Arme aus, um sich abzufangen, und klatschte mit dem Kopf voraus in eiskaltes
Wasser. Er war geradewegs über die Kante einer steilen Klippe in den Arinelle geritten.
    Das eisige Wasser ließ ihn keuchen, und
er schluckte eine ganze Menge, bevor er es schaffte, sich wieder an die
Oberfläche zu kämpfen. Das andere Klatschen fühlte er mehr, als dass er es
hörte. Er glaubte, Egwene müsse gleich nach ihm in den Fluss gestürzt sein.
Schnaufend und prustend trat er Wasser. Es war nicht leicht, an der Oberfläche
zu bleiben; Mantel und Umhang waren bereits durchnässt, und seine Stiefel
hatten sich mit Wasser gefüllt. Er sah sich nach Egwene um, doch er konnte nur
das Glitzern des Mondscheins auf dem vom Wind gerippten schwarzen Wasser
erkennen.
    Â»Egwene? Egwene!«
    Ein Speer huschte gerade vor seinen Augen
vorbei und spritzte ihm Wasser ins Gesicht. Weitere klatschten um ihn herum ins
Wasser. Kehlige Stimmen stritten sich am Ufer, und es kamen keine
Trolloc-Speere mehr geflogen, aber er gab es vorerst auf, nach Egwene zu rufen.
    Die Strömung trieb ihn flussabwärts, aber
die gurgelnden Rufe und das Fauchen folgten ihm am Ufer, hielten Schritt mit
ihm. Er löste seinen Umhang und überließ ihn dem Fluss – ein bisschen weniger
Gewicht, das ihn hinunterziehen konnte. Verbissen begann er, auf das entfernte
Ufer zuzuschwimmen. Dort waren keine Trollocs – hoffte er.
    Er schwamm so, wie sie es zu Hause in den
Seen des Wasserwalds taten, zog beide Arme durchs Wasser und schlug kräftig mit
beiden Beinen aus, wobei der Kopf aus dem Wasser schaute. Zumindest versuchte
er, den Kopf über Wasser zu halten; es war nicht leicht. Auch ohne seinen
Umhang schienen Mantel und Stiefel genauso viel zu wiegen wie er selbst. Und
die Axt zerrte an seiner Hüfte. Sie drohte ihn herumzudrehen oder gar
hinunterzuziehen. Er spielte mit dem Gedanken, sie ebenfalls dem Fluss zu
opfern; mehrmals ging ihm das durch den Kopf. Es wäre viel leichter, als sich beispielsweise
die Stiefel abzustreifen. Aber jedes Mal, wenn ihm dieser Gedanke kam, stellte
er sich vor, wie er auf das andere Ufer kroch und lauernden Trollocs in die
Hände fiel. Die Axt könnte ihm im Kampf gegen ein halbes Dutzend Trollocs kaum
viel helfen – vielleicht noch nicht einmal gegen einen –, aber es war immer
noch besser, als mit bloßen Händen zu kämpfen.
    Nach einer Weile war er sich nicht mehr
sicher, ob er die Axt überhaupt noch schwingen konnte, falls dort Trollocs
wären. Seine Arme und Beine wurden bleischwer; es kostete Mühe, sie zu bewegen,
und sein Gesicht hob sich nicht mehr bei jedem Armzug aus dem Wasser. Er
hustete, als ihm Wasser in die Nase kam. Kein
Vergleich mit einem Tag in der Schmiede, dachte er erschöpft, und in diesem Augenblick traf sein Fuß auf irgendetwas
Festes. Erst beim nächsten Schwimmzug erkannte er, was es gewesen war: der
Grund. Er war in seichtem Wasser. Er war am anderen Ufer angelangt.
    Er holte durch den Mund Luft und
versuchte zu stehen. Als seine Beine fast versagten, musste er um sich
schlagen. Er fuchtelte herum, bis er die Axt aus ihrer Schlaufe hatte, und
stieg aus dem Fluss. Er zitterte im Wind. Trollocs sah er nicht. Er sah auch
Egwene nicht. Nur ein paar vereinzelte Bäume am Ufer und einen Streifen Mondlicht
auf dem Wasser.
    Als er wieder zu Atem gekommen war, rief
er wieder und wieder die Namen seiner Freunde. Schwach hörbare Rufe von der
anderen Seite her antworteten ihm; sogar auf diese Entfernung konnte er die
harten Stimmen von Trollocs erkennen. Seine Freunde antworteten nicht.
    Der Wind frischte auf. Sein Heulen
übertönte die Trollocs, und er zitterte. Es war nicht kalt genug, um seine
durchnässte Kleidung gefrieren zu lassen, aber er fühlte sich trotzdem so; der
eisige Wind fuhr ihm in die Knochen. Die Arme fest um den Oberkörper zu
schlingen war nur eine Geste, die das Zittern nicht verhindern konnte. Einsam
und müde erkletterte er die Uferböschung, um Schutz vor dem Wind zu suchen.
    Rand tätschelte Wolkes Hals und flüsterte beruhigend auf
ihn ein. Das Pferd warf den Kopf hoch und tänzelte leichtfüßig. Die Trollocs
hatten sie hinter sich

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