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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aus Versehen etwas zu zerbrechen oder jemanden zu verletzen,
da er um so vieles größer war als die Jungen, mit denen er aufwuchs –, aber er
zog es vor, die Dinge folgerichtig zu durchdenken, wenn er die Zeit hatte.
Vorschnelle Entschlüsse hatten Mat ein ums andere Mal in Schwierigkeiten
gebracht, und Mats Unbedachtheit hatte seine Freunde oft mit in den Schlamassel
hineingezogen. Sein Hals zog sich zusammen. Licht,
jetzt bloß nicht so viel nachdenken! Er
versuchte, sich wieder zu beruhigen. Er musste sorgfältig überlegen. Vor dem
Tor hatte sich einst ein großer Platz befunden, in dessen Mitte ein riesiger
Brunnen stand. Ein Teil des Brunnens war noch vorhanden; Fragmente einer
Statuengruppe standen in einem großen, runden Becken. Auch die Einfassung
außenherum war rund. Um das Tor zu erreichen, musste er fast einhundert
Schritte weit reiten, nur durch die Nacht vor den Augen von Beobachtern
geschützt. Auch das war kein angenehmer Gedanke. Er erinnerte sich noch zu gut
an die unsichtbaren Beobachter.
    Er dachte an die Hörner, die er kurze
Zeit zuvor in der Stadt gehört hatte. Beinahe wäre er zurückgeritten bei dem
Gedanken daran, dass vielleicht einige der anderen gefangen genommen worden
waren, doch dann wurde ihm klar: In diesem Fall konnte er allein nichts
ausrichten. Nicht gegen – was sagte Lan? – hundert
Trollocs und vier Blasse. Moiraine Sedai sagte, wir sollten zum Fluss kommen.
    Er wandte sich wieder dem Torbogen zu.
Sorgfältiges Nachdenken hatte ihn nicht weitergebracht, doch sein Entschluss
stand nun fest. Er ritt aus dem tieferen Schatten in die etwas lichtere
Dunkelheit. In dem Moment erschien auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes
ein anderes Pferd und verharrte. Er blieb ebenfalls stehen und fühlte nach
seiner Axt; ein besonderes Gefühl der Sicherheit verlieh sie ihm allerdings
nicht. Falls diese dunkle Gestalt ein Blasser war …
    Â»Rand?«, erklang ein leiser, zögernder
Ruf.
    Er atmete erleichtert aus. »Hier ist
Perrin, Egwene«, rief er genauso leise zurück. In der Dunkelheit klang es immer
noch zu laut. In der Nähe des Brunnens trafen sich die Pferde. »Hast du noch
jemand anderen gesehen?«, fragten sie beide gleichzeitig, und beide antworteten
mit einem Kopfschütteln.
    Â»Es wird ihnen schon gut gehen«, meinte
Egwene und tätschelte Belas Hals. »Oder?«
    Â»Moiraine Sedai und Lan werden sich um
sie kümmern«, erwiderte Perrin. »Sie werden sich um uns alle kümmern, sobald
wir den Fluss erreichen.« Er hoffte es zumindest.
    Er fühlte sich erleichtert, als sie sich
auf der anderen Seite des Torbogens befanden, selbst wenn sich wirklich
Trollocs im Wald aufhielten. Oder Blasse. Er unterbrach diesen Gedankengang.
Die kahlen Äste konnten nicht verhindern, dass er auf den roten Stern zuhielt,
und letzten Endes befanden sie sich nun außerhalb der Reichweite von Mordeth.
Der hatte ihm mehr Angst eingejagt als alle Trollocs zuvor.
    Bald würden sie den Fluss erreichen und
Moiraine treffen, und sie würde sie auch aus der Reichweite der Trollocs
hinausbringen. Daran glaubte er, weil er diesen Glauben einfach brauchte. Der
Wind ließ die Blätter rascheln, und der einsame Ruf eines Nachtfalken schallte
durch die Dunkelheit. Egwene und er brachten ihre Pferde näher aneinander, als
suchten sie Wärme. Sie waren sehr allein.
    Ein Trolloc-Horn erklang irgendwo hinter
ihnen – schnelle, klagende Töne – und forderte die Jäger zur Eile auf. Dann
ertönte kehliges, halb menschliches Heulen auf ihrer Spur, vom Horn
angetrieben. Das Heulen wurde schärfer im Tonfall, als ihre Verfolger den
Geruch von Menschen wahrnahmen. Perrin und Egwene gaben ihren Pferden die
Fersen, ohne auf das Geräusch der Hufe oder die Äste zu achten, die ihnen ins
Gesicht klatschten.
    Als sie zwischen den Bäumen
hindurchgaloppierten, gleichermaßen von ihrem Instinkt wie von dem düsteren
Mondlicht geleitet, fiel Bela zurück. Perrin blickte zurück. Egwene trat die
Stute und ließ die Zügel auf den Hals des Tiers klatschen, aber es half nicht
viel. Den Geräuschen nach zu urteilen, kamen die Trollocs näher. Er ließ sein
Pferd langsamer galoppieren. »Beeil dich!«, schrie er. Er konnte die Trollocs
nun erkennen, riesige, dunkle Gestalten, die zwischen den Bäumen rannten und
bellten und fauchten, dass einem das Blut gefrieren konnte. Er

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