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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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murmelte
sie und ließ sich zurücksacken, »wenn du nicht einmal eine Nacht wach bleiben
kannst.« Sie band die Zügel los und massierte beim Aufstehen ihr Handgelenk.
»Du hättest auch im Kochtopf eines Trollocs erwachen können.«
    Die welken Blätter raschelten, als sie
den sanften Abhang der Senke hinaufkletterte und über den Rand spähte. Nur eine
Hand voll Eschen standen am Ufer. Mit ihrer rissigen Rinde und den kahlen Ästen
wirkten sie wie tot. Dahinter floß der breite Strom mit seinem blaugrünen Wasser.
Leer. Nichts zu sehen. Vereinzelte Gruppen von Nadelbäumen und auch ein paar
Weiden boten dem Auge auf der anderen Seite des Flusses etwas Abwechslung.
Falls Moiraine oder irgendeiner der Jungen dort drüben war, hatten sie sich gut
versteckt. Natürlich gab es keinen Grund, warum sie den Fluss ausgerechnet in
ihrer Sichtweite hätten überqueren müssen oder es auch nur versuchen sollten.
Sie konnten sich überall befinden, zehn Meilen flussaufwärts oder flussabwärts … Wenn sie überhaupt noch am Leben sind nach dieser
letzten Nacht.
    Sie ärgerte sich über sich selbst, dass
sie überhaupt an eine solche Möglichkeit dachte. Nicht einmal die Winternacht
oder die Schlacht vor dem Erreichen von Shadar Logoth hatte sie auf die
vergangene Nacht und auf dieses Ding – Mashadar – vorbereitet. Diese
verzweifelte Flucht, die ständige Frage, ob noch jemand von den anderen am
Leben sei; das Warten darauf, dass sie plötzlich einem Blassen oder den
Trollocs von Angesicht zu Angesicht gegenüberstünde … Sie hatte die Trollocs in
einiger Entfernung knurren und schreien gehört, und das zitternde Schrillen der
Trolloc-Hörner war ihr eisiger den Rücken hinuntergelaufen, als es der Wind je
fertig bringen würde, aber von jenem ersten Zusammentreffen mit den Trollocs in
den Ruinen abgesehen, sah sie nur einmal noch welche, und das außerhalb der
Stadt. Zehn oder mehr schienen plötzlich – keine dreißig Schritte weit vor ihr – aus dem Boden aufzutauchen. Sie sprangen in der gleichen Sekunde auf sie zu,
heulten und schrien und schwenkten hakenbewehrte Fangstangen. Doch als sie ihr
Pferd herumriss, schwiegen sie unvermittelt und hoben die Schnauzen, um die
Luft zu prüfen. Sie war zu verblüfft, um schnell wegzureiten. Stattdessen
beobachtete sie, wie die Trollocs ihr den Rücken kehrten und in der Nacht
verschwanden. Und das hatte sie von allem am meisten geängstigt.
    Â»Sie kennen den Geruch von denen, die sie
verfolgen«, sagte sie zu dem Pferd, als sie wieder in der Senke stand, »und ich
gehöre nicht dazu. Die Aes Sedai hatte Recht, wie es scheint, der Schäfer der
Nacht verschlinge sie!«
    Sie entschloss sich, flussabwärts zu
gehen und ihr Pferd hinter sich herzuführen. Sie bewegte sich langsam und
beobachtete aufmerksam den sie umgebenden Wald. Nur weil die Trollocs sie
letzte Nacht hatten laufen lassen, musste das nicht bedeuten, dass sie sie auch
bei einem erneuten Zusammentreffen wieder ungeschoren lassen würden. So viel
Aufmerksamkeit sie auch dem Wald schenkte – noch mehr widmete sie dem Boden vor
ihr. Falls ihre Gefährten im Laufe der Nacht hier durchgekommen waren, sollte
sie einige Anzeichen dafür entdecken können, die sie vom Rücken des Pferdes aus
nicht sehen konnte. Vielleicht traf sie ja auch auf dieser Seite des Flusses
die ganze Gruppe. Wenn sie aber niemanden fand, dann würde der Fluss sie
irgendwann nach Weißbrücke führen, und von da gab es eine Straße nach Caemlyn
und auch bis Tar Valon, falls es sein musste.
    Die Aussichten waren ziemlich
niederschmetternd. Früher war sie noch nie weiter von Emondsfelde weggewesen
als die Jungen. Taren-Fähre war ihr fremd vorgekommen; in Baerlon hätte sie
sich nur staunend umgesehen, wäre sie nicht darauf bedacht gewesen, Egwene und
die anderen zu finden. Aber sie ließ nicht zu, dass irgendetwas ihren
Entschluss ins Wanken brachte. Früher oder später würde sie Egwene und die
Jungen finden, oder einen Weg, die Aes Sedai für alles zur Rechenschaft zu
ziehen, was ihnen zustieß. Entweder das eine oder das andere, schwor sie sich.
    In Abständen fand sie Spuren, eine ganze
Menge sogar. Doch für gewöhnlich konnte sie beim besten Willen nicht sagen, ob
diejenigen, die sie hinterlassen hatten, etwas gejagt hatten oder vielleicht
selbst verfolgt wurden. Einige

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