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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich, doch sie brachte
keinen Laut hervor. Schließlich zuckte sie die Achseln, und Elyas wandte sich
wortlos ab und machte sich daran, den sanften Abhang zu erklimmen. Perrin eilte
ihm nach.
    Ein gutes Stück vor Erreichen des
Hügelkammes machte Elyas eine Bewegung nach unten, und einen Augenblick später
lag er schon flach am Boden und wand sich die letzten paar Schritte vorwärts.
Perrin ließ sich auf den Bauch fallen.
    Oben angekommen, nahm Elyas seinen Hut
ab, bevor er den Kopf ganz langsam hob. Perrin lugte durch ein Dornengestrüpp
hindurch, sah aber nur die gleiche wellige Ebene, wie sie hinter ihnen lag. Der
Abhang auf der ihnen abgewandten Seite war kahl; nur unten an seinem Fuß stand
eine kleine Baumgruppe – vielleicht hundert Schritte im Durchmesser – etwa eine
halbe Meile südlich des Kamms. Die Wölfe waren bereits hier durchgekommen und
hatten keine Witterung von Trollocs oder Myrddraal aufgenommen.
    Im Osten wie im Westen sah das Land
gleich aus, so weit Perrin blicken konnte – welliges Grasland und hier und dort
etwas Unterholz. Nichts bewegte sich. Die Wölfe befanden sich mehr als eine
Meile voraus außer Sichtweite; auf diese Entfernung konnte er sie kaum fühlen.
Sie hatten nichts gesehen, als sie diesen Fleck erkundeten. Wonach sucht er? Es gibt hier nichts.
    Â»Wir verschwenden unsere Zeit«, sagte er
und wollte sich aufrichten, da brach aus den Bäumen ein ganzer Schwarm Raben
hervor, fünfzig, hundert schwarze Vögel, und kreiste zum Himmel empor. Er
erstarrte zusammengekauert, als sie über die Bäume flatterten. Die Augen des Dunklen Königs. Haben sie mich gesehen? Schweiß lief ihm übers Gesicht.
    Als ob ein einziger Gedanke gleichzeitig
hundert winzige Hirne erfasst hätte, flogen alle Raben in die gleiche Richtung
los: Süden. Der Schwarm verschwand hinter der nächsten Erhebung, wobei er sich
bereits wieder dem Boden entgegensenkte. Im Osten spie ein anderes Dickicht
weitere Raben aus. Die schwarze Masse kreiste zweimal und flog dann nach Süden
weiter.
    Zitternd ließ er sich am Boden nieder. Er
versuchte zu sprechen, doch sein Mund war ausgetrocknet. Nach einer Minute
brachte er wieder ein wenig Speichel hervor. »War es das, wovor du Angst
hattest? Warum hast du nichts gesagt? Wieso haben die Wölfe sie nicht gesehen?«
    Â»Wölfe schauen nicht oft zu den Bäumen
hinauf«, grollte Elyas. »Und nein, danach habe ich nicht gesucht. Ich habe dir
bereits gesagt, ich wusste nicht, was …« Weit weg im Westen erhob sich eine
schwarze Wolke über einem anderen Hain und schwang sich Richtung Süden durch
die Luft. Sie waren zu weit weg, um einzelne Vögel ausmachen zu können. »Dem
Licht sei Dank, dass es noch nicht so viele sind. Sie wissen nichts. Selbst
nach dem …« Er drehte sich um und blickte zurück, woher sie gekommen waren.
    Perrin schluckte. Selbst nach diesem
Traum, hatte Elyas sagen wollen. »Nicht viele?«, bemerkte er. »Zu Hause sehen
wir so viele Raben nicht einmal in einem ganzen Jahr.«
    Elyas schüttelte den Kopf. »In den
Grenzlanden habe ich Schwärme gesehen, das waren bestimmt tausend Raben auf
einmal. Nicht zu oft – es gibt dort Raben im Überfluss –, aber es kam vor.« Er
blickte immer noch nach Norden. »Ruhig jetzt!«
    Perrin fühlte es jetzt: das Bemühen,
Verbindung mit den entfernten Wölfen aufzunehmen. Elyas wollte, dass Scheckie
und ihre Begleiter das Land voraus nicht weiter auskundschafteten; stattdessen
sollten sie zurückkommen und ihre Spur nach hinten absichern. Bei der
Anstrengung wurde sein sowieso schon hageres Gesicht noch schmaler und spannte
sich an. Die Wölfe waren so weit entfernt, dass Perrin sie nicht einmal fühlen
konnte. Beeilt euch. Beobachtet den Himmel. Schnell.
    Schwach empfing Perrin eine Antwort von
weit weg aus dem Süden. Wir kommen. Ein Bild huschte durch seinen Verstand – rennende Wölfe, die
Schnauze in den Wind gestreckt, als sei ein Steppenfeuer hinter ihnen her,
rennen, rennen –, blitzte auf und war einen Augenblick später verschwunden.
    Elyas sank in sich zusammen und atmete
tief ein. Mit gerunzelter Stirn spähte er über den Hügelkamm hinweg und dann
wieder nach Norden. Er murmelte etwas in seinen Bart.
    Â»Glaubst du, dass hinter uns noch mehr
Raben sind?«, fragte Perrin.
    Â»Könnte sein«, antwortete Elyas
unbestimmt.

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