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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dass einige der Emondsfelder mit dem Schiff geflohen sein könnten.
Die Aes Sedai hörte geduldig zu und nickte, bis sie ausgeredet hatte.
    Â»Vielleicht«, sagte Moiraine dann, doch
sie klang nicht überzeugt.
    Am Platz stand immer noch eine Schenke,
deren Schankraum durch eine schulterhohe Mauer in zwei Bereiche unterteilt war.
Moiraine blieb einen Moment stehen, als sie die Schenke betrat. Sie fühlte mit
der Hand nach der Luft. Sie lächelte, was immer sie auch dabei fühlen mochte,
aber sie sagte ihnen nichts darüber.
    Sie aßen stumm, aber nicht nur an ihrem
Tisch herrschte Schweigen, sondern im gesamten Schankraum. Die Hand voll
Menschen, die hier aßen, konzentrierten sich auf ihre eigenen Teller und ihre
eigenen Gedanken. Der Wirt, der mit dem Schürzenzipfel Tische abwischte, führte
andauernd Selbstgespräche, aber immer zu leise, als dass sie etwas davon hätten
verstehen können. Nynaeve fand, es sei nicht gerade angenehm, hier übernachten
zu müssen; selbst die Luft war von Angst geschwängert.
    Ungefähr zu der Zeit, als sie ihre Teller
wegschoben, nachdem sie sie mit den letzten Brotresten sauber gewischt hatten,
erschien einer der rot uniformierten Soldaten in der Tür. Nynaeve kam er
prachtvoll vor, mit seinem Pikenhelm und dem polierten Brustpanzer, bis er im
Eingang verharrte, eine Hand auf dem Knauf seines Schwerts und mit strengem
Blick, und sich mit einem Finger in den zu engen Kragen fuhr. Das erinnerte sie
an Cenn Buie, wenn er versuchte, sich wie ein richtiger Dorfrat zu benehmen.
    Lan warf einen Blick auf ihn und
schnaubte: »Miliz. Unbrauchbar.«
    Der Soldat ließ den Blick durch den Raum
schweifen. Seine Augen ruhten schließlich auf ihnen. Er zögerte und atmete dann
tief durch, bevor er herüberstampfte und hastig zu wissen verlangte, wer sie
seien, was sie in Weißbrücke wollten und wie lange sie zu bleiben gedachten.
»Wir reisen ab, sobald ich mein Bier ausgetrunken habe«, sagte Lan. Er nahm
einen weiteren langen Schluck, bevor er zu dem Soldaten aufblickte. »Das Licht
beschütze die gute Königin Morgase.«
    Der rot uniformierte Mann öffnete den
Mund, sah Lans Augen und trat zurück. Er fing sich sofort wieder, nach einem
Blick auf Moiraine und sie. Sie glaubte einen Augenblick lang, er werde irgendetwas
Närrisches tun, um nicht vor den beiden Frauen als Feigling dazustehen. Ihrer
Erfahrung nach benahmen sich Männer in solchen Situationen oft wie Idioten.
Aber in Weißbrücke war schon zu viel geschehen, zu viel Unsicherheit stieg aus
den Tiefen des Bewusstseins dieser Männer hoch. Der Milizsoldat blickte noch
einmal zu Lan zurück und überlegte. Das kantige Gesicht des Behüters war
ausdruckslos, aber da waren diese kalten blauen Augen. So kalt.
    Der Milizsoldat entschied sich
schließlich für ein zackiges Nicken. »Seht, dass Ihr weiterkommt. Es sind
heutzutage mehr Fremde hier, als für den Frieden der Königin gut ist.« Er
drehte sich auf dem Absatz um und stampfte wieder hinaus, wobei er unterwegs
seinen strengen Blick ausprobierte. Keiner der Gäste schien davon Notiz zu
nehmen.
    Â»Wohin gehen wir?«, wollte Nynaeve von
dem Behüter wissen. Im Raum herrschte eine Atmosphäre, die sie die Stimme
senken ließ, aber sie sprach trotzdem energisch genug. »Dem Schiff nach?«
    Lan sah Moiraine an, die aber andeutungsweise
den Kopf schüttelte, und sagte: »Zuerst muss ich den finden, den ich
tatsächlich finden kann, und im Moment hält er sich irgendwo nördlich von uns
auf. Ich glaube ohnehin nicht, dass die anderen beiden mit dem Schiff geflohen
sind.« Ein befriedigtes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Sie waren hier in
diesem Raum, vielleicht vor einem Tag, höchstens aber vor zweien. Sie hatten
Angst, aber sie entkamen lebend. Die Spur hätte sich ohne diese starken
Gefühlsregungen nicht gehalten.«
    Â»Welche beiden?« Nynaeve beugte sich
gespannt über den Tisch. »Wisst Ihr das?« Die Aes Sedai schüttelte den Kopf,
nur eine ganz leichte Bewegung, und Nynaeve sank zurück. »Wenn sie uns nur
einen oder zwei Tage voraus sind, warum folgen wir ihnen dann nicht?«
    Â»Ich weiß, dass sie hier waren«, sagte
Moiraine in diesem unerträglich ruhigen Tonfall, »aber abgesehen davon kann ich
nicht sagen, ob sie sich nach Osten oder Norden oder Süden wandten. Ich hoffe,
sie sind schlau genug, in

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