Das Rad der Zeit 1. Das Original
Kopf.
Elyas drehte sich um und sah sie an. Sein
Blick schien nichtssagend. Er blinzelte nicht. »Nehmt euch noch mehr Tee, wenn
ihr wollt. Ich möchte, dass das Feuer vor Einbruch der Dunkelheit erloschen
ist.«
Perrin konnte das Auge nun deutlich
erkennen, obwohl das Tageslicht schwächer wurde. Es war gröÃer als der Kopf
eines Mannes, und in den schräg fallenden Schatten erschien es ihm wie das Auge
eines Raben: hart und schwarz und gnadenlos. Er wünschte, sie würden irgendwo
anders schlafen.
KAPITEL 30
Kinder des Schattens
E gwene blieb am Feuer sitzen und
blickte zu den Ãberresten der Statue auf, doch Perrin ging hinunter zum Teich,
um allein zu sein. Der Tag verblasste, und im Osten erhob sich bereits der Nachtwind
und kräuselte die Wasseroberfläche. Er nahm die Axt aus der Schlaufe an seinem
Gürtel und drehte sie in den Händen um. Der Eschenholzschaft war so lang wie
sein Arm und fühlte sich glatt und kühl an. Er hasste sie. Er schämte sich,
dass er daheim in Emondsfelde so stolz auf die Axt gewesen war. Bevor er
wusste, was er vielleicht einmal mit ihr anzurichten imstande war.
»Hasst du sie so sehr?«, sagte Elyas
hinter ihm.
Ãberrascht sprang er auf und hob die Axt,
bevor er sah, wer ihn angesprochen hatte. »Kannst ⦠du auch in meinen Gedanken
lesen? Wie die Wölfe?«
Elyas hielt den Kopf schräg und
betrachtete ihn abschätzend. »Deinen Gesichtsausdruck könnte auch ein Blinder
deuten, Junge. Also red schon! Hasst du das Mädchen? Verachtest du sie? Das muss
es sein. Du warst bereit, sie zu töten, weil du sie verachtest. Du schleifst
sie immer hinterher, und sie hält dich mit ihrem weiblichen Getue auf.«
»Ich musste Egwene noch nie
hinterherschleifen«, widersprach er. »Sie leistet immer ihren Anteil. Ich verachte
sie nicht, ich liebe sie.« Er funkelte Elyas an. Der sollte keinesfalls lachen!
»So war das nicht gemeint. Also, sie ist nicht gerade wie eine Schwester für
mich, aber sie und Rand â Blut und Asche! Ich weià nicht, was ich getan hätte,
wenn uns die Raben entdeckt hätten.«
»Natürlich weiÃt duâs. Wenn sie wählen
könnte, auf welche Art sie sterben will, wie, glaubst du, würde sie sich
entscheiden? Ein sauberer Schlag mit deiner Axt oder ein Tod wie bei den
Tieren, die wir heute gesehen haben? Ich weiÃ, wie sie sich entscheiden würde.«
»Ich habe kein Recht, für sie zu
entscheiden. Du sagst es ihr doch nicht, oder?« Seine Hände krampften sich um
den Schaft der Axt; die Muskeln seiner Arme waren stark für sein Alter,
aufgebaut in langen Stunden, während deren er in Meister Luhhans Schmiede den
Hammer geschwungen hatte. Einen Moment lang glaubte er, der dicke Holzschaft
werde brechen. »Ich hasse dieses blutige Ding«, murrte er. »Ich weià nicht, was
ich überhaupt damit anfange. Ich renne damit herum wie ein alter Narr. WeiÃt
du, ich hätte es nicht fertig gebracht â¦Â« Er seufzte, und seine Stimme wurde
schwächer. »Jetzt ist alles anders. Ich möchte sie nie mehr benutzen.«
»Du wirst sie benutzen.«
Perrin hob die Axt, um sie in den Teich
zu werfen, doch Elyas hielt seinen Arm auf.
»Du wirst sie benutzen, Junge, und
solange du es gegen deinen Willen tust, wirst du sie überlegter einsetzen als
die meisten Männer. Warte ab! Wenn du sie nicht mehr hasst, dann ist es an der
Zeit, sie so weit wie möglich wegzuwerfen und in entgegengesetzter Richtung
davonzulaufen.«
Perrin wog die Axt in beiden Händen. Er
war immer noch versucht, sie in den Teich zu werfen. Leicht
für ihn zu sagen, ich solle warten. Was ist, wenn ich warte und sie dann nicht
mehr wegwerfen kann ?
Er öffnete den Mund, um Elyas zu fragen,
brachte aber kein Wort heraus. Stattdessen empfing er eine Botschaft der Wölfe.
Sie war so dringend, dass seine Augen ganz glasig wurden. In diesem Augenblick
vergaà er, was er hatte sagen wollen, dass er überhaupt etwas sagen wollte, ja,
er vergaà sogar, wie man spricht und atmet. Auch Elyasâ Gesicht erschlaffte,
und seine Augen schienen gleichzeitig nach innen hinein und in weite Ferne zu
blicken. Dann war es vorüber, so schnell, wie es gekommen war. Es hatte nur
einen Herzschlag lang gedauert, aber das war genug.
Perrin schüttelte sich und sog tief Luft
ein. Elyas zögerte nicht; sobald sich der Schleier von seinen Augen
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