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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Artur Falkenflügel brachte Frieden und
Gerechtigkeit, aber das tat er mit Feuer und Schwert. Ein Kind konnte ganz
allein mit einem Beutel voll Gold vom Aryth-Meer zum Rückgrat der Welt reiten
und musste dabei keinen Augenblick lang Angst haben, aber die Gerechtigkeit des
Königs war hart wie ein Fels, sobald jemand seine Macht infrage stellte, selbst
wenn sie sich eben nur so gaben, wie sie waren, oder dachten, sie könnten ihn
herausfordern. Die einfachen Menschen hatten Frieden und Gerechtigkeit und
volle Bäuche, aber er belagerte Tar Valon zwanzig Jahre lang und setzte einen
Preis von tausend Goldkronen auf den Kopf jeder Aes Sedai aus.«
    Â»Ich dachte, du magst die Aes Sedai
nicht«, sagte Egwene.
    Elyas lächelte sie trocken an. »Es spielt
keine Rolle, wen ich mag, Mädchen. Artur Falkenflügel war ein stolzer Narr.
Eine Aes Sedai-Heilerin hätte ihn retten können, als er krank wurde – oder vergiftet,
wie manche behaupten –, aber jede noch lebende Aes Sedai war hinter der
Leuchtenden Mauer eingesperrt, und sie mussten all ihre Kräfte gebrauchen, um
einem Heer zu widerstehen, dessen Lagerfeuer die Nacht zum Tage machten. Er
hätte sowieso keine in seine Nähe gelassen. Er hasste die Aes Sedai genauso
inbrünstig wie den Dunklen König.«
    Egwenes Lippen strafften sich, doch als
sie sprach, sagte sie lediglich: »Was hat das alles mit Artur Falkenflügels
Auge zu tun?«
    Â»Nur so viel, Mädchen. Nachdem Friede
herrschte und ihm die Menschen überall zujubelten, wo er auch auftauchte – seht
ihr, sie liebten ihn wirklich; er war ein strenger Mann, aber niemals zu den
einfachen Leuten – also, in dieser Lage beschloss er, es sei an der Zeit, sich
eine Hauptstadt zu erbauen. Eine neue Stadt, die im Geist der Menschen nicht
mit irgendeinem alten Zweck oder einem alten Zwist oder einer Rivalität
verbunden war. Er wollte sie hier erbauen, im Mittelpunkt des vom Meer und der
Wüste und der Fäule begrenzten Landes. Hier, wohin keine Aes Sedai jemals
freiwillig kommen oder ihre Macht benützen würde, falls sie doch kam. Eine
Hauptstadt, aus der eines Tages die ganze Welt Frieden und Gerechtigkeit
empfangen würde. Als sie seine Proklamation vernahmen, sammelten die einfachen
Leute genug Geld, um ihm ein Denkmal zu setzen. Die meisten betrachteten ihn
mit einer Ehrfurcht, als befinde er sich nur eine Stufe unterhalb des
Schöpfers. Es dauerte fünf Jahre, bis sie aus Stein gehauen und vollendet war.
Eine Statue Falkenflügels, hundertmal größer als der Mann selbst. Sie stellten
sie genau hier auf, und die Stadt sollte darum herum entstehen.«
    Â»Hier stand niemals eine Stadt«, spottete
Egwene.
    Â»Falls doch, wäre irgendetwas davon übrig
geblieben.«
    Elyas nickte, gab aber seinen
Beobachtungsposten nicht auf. »Sie wurde tatsächlich nicht gebaut. Artur
Falkenflügel starb an dem Tag, an dem die Statue fertig gestellt wurde, und
seine Söhne und der Rest seiner Familie stritten sich darum, wer auf
Falkenflügels Thron sitzen solle. Die Statue stand verlassen inmitten dieser
Hügel. Die Söhne und Neffen und Vettern starben, und die letzte Spur von
Falkenflügels Blut verschwand vom Angesicht der Erde – abgesehen vielleicht von
denjenigen, die über das Aryth-Meer fuhren. Es gab welche, die hätten am
liebsten sogar jedes Andenken an ihn ausradiert, hätte es in ihrer Macht
gestanden. Bücher wurden verbrannt, nur weil sie seinen Namen enthielten. Am
Ende blieb von ihm nichts außer den Geschichten übrig, und die meisten von
ihnen stimmten nicht. So ging sein Ruhm zugrunde.
    Die Kämpfe hörten natürlich nicht auf,
nur weil Falkenflügel und seine Angehörigen tot waren. Es galt immer noch,
einen Thron zu gewinnen, und jeder Lord und jede Lady, die ein Heer aufbieten
konnten, wollten ihn besteigen. Das war der Beginn des Hundertjährigen Krieges.
Er dauerte in Wirklichkeit hundertdreiundzwanzig Jahre, und das meiste Wissen
über diese Zeit ging mit dem Rauch brennender Städte zugrunde. Viele gewannen
einen Teil des Landes, aber niemand das ganze, und irgendwann in dieser Zeit
wurde die Statue niedergerissen. Vielleicht konnten sie es nicht mehr ertragen,
an ihm gemessen zu werden.«
    Â»Zuerst hast du danach geklungen, als
verachtest du ihn«, sagte Egwene, »und nun klingt es so, als ob du ihn
bewunderst.« Sie schüttelte den

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