Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
der Erde emporquellende Wasser war
kalt. Er schüttelte den Kopf. Aus seinen langen Haaren spritzte das Wasser.
Egwene grinste und spritzte ihn nass. Perrins Blick wurde wieder nüchtern. Sie
zog die Stirn kraus und öffnete den Mund, doch er steckte das Gesicht wieder unter
Wasser. Keine Fragen. Nicht jetzt. Keine Erklärungen.
Niemals. Aber eine schwache Stimme ließ ihm keine
Ruhe. Aber du hättest es getan, nicht wahr?
    Schließlich rief Elyas sie von dem Teich
weg. »Falls jemand essen möchte – ich brauche Hilfe.«
    Egwene arbeitete fröhlich. Sie lachte und
scherzte, während sie ihr spärliches Mahl bereiteten. Es war nur noch Käse und
Trockenfleisch übrig; zum Jagen hatten sie keine Gelegenheit gehabt. Wenigstens
war noch Tee da. Perrin half mit, schwieg aber. Er fühlte Egwenes Blick auf
sich ruhen, sah die wachsende Besorgnis auf ihrem Gesicht, vermied es aber nach
Möglichkeit, ihr in die Augen zu sehen. Ihr Lachen wurde schwächer, und die
Scherze waren seltener und jedes Mal mehr an den Haaren herbeigezogen. Elyas
sah zu und sagte nichts. Eine düstere Stimmung senkte sich über sie herab, und
sie begannen, schweigend zu essen. Die Sonne im Westen färbte sich rot, und die
Schatten streckten sich lang und dünn.
    Keine Stunde mehr bis zur Dunkelheit.
Wenn nicht das Stedding gewesen wäre, dann wärt ihr jetzt alle tot. Hättest du sie gerettet? Hättest du
sie niedergehackt wie so viele Büsche zuvor? Büsche bluten nicht, oder? Sie
schreien auch nicht, sehen dir nicht in die Augen und fragen nicht, warum.
    Perrin zog sich in sich selbst zurück. Er
konnte fühlen, wie ihn etwas aus den Tiefen des eigenen Verstands auslachte.
Etwas Grausames. Nicht der Dunkle König. Er wünschte sich fast, es wäre nur
das. Nicht der Dunkle König – er selbst war es.
    Ausnahmsweise hatte Elyas seine eigene
Regel hinsichtlich des Feuers übertreten. Es gab keine Bäume, aber er hatte
abgestorbene Zweige aus dem Unterholz gebrochen und entzündete ein Feuer neben
einem riesigen Felsklotz, der aus dem Abhang des Hügels ragte. Die Rußschichten
auf dem Stein ließen darauf schließen, dass Generationen von Reisenden diese
Stelle für ihre Feuer benutzt hatten.
    Was von dem großen Felsen über dem Boden
aufragte, war ein wenig abgerundet, und an der einen Seite brach er scharf ab.
Dort bedeckte altes, braunes Moos die gezackte Oberfläche. Die vom Wetter
geschaffenen Rillen und Aushöhlungen auf dem runden Teil kamen Perrin
eigenartig vor, aber er war zu sehr in seiner trüben Stimmung befangen, um sich
damit zu beschäftigen. Egwene aber betrachtete sie genau, während sie aß.
    Â»Das«, stellte sie schließlich fest,
»sieht wie ein Auge aus.« Perrin blinzelte; es sah wirklich unter all diesem Ruß wie ein Auge aus.
    Â»Das ist es auch«, sagte Elyas. Er kehrte
im Sitzen dem Feuer und dem Felsen den Rücken zu und betrachtete ihre Umgebung.
Dabei kaute er auf einem Stück Trockenfleisch herum, das so zäh wie Leder war.
»Das Auge von Artur Falkenflügel. Das Auge des Hochkönigs selbst. Das ist
schließlich aus all der Macht und dem Ruhm geworden«, sagte er gedankenverloren.
Sogar beim Kauen wirkte er abwesend; seine Aufmerksamkeit galt den Hügeln.
    Â»Artur Falkenflügel!«, rief Egwene. »Du
erlaubst dir einen Scherz mit mir. Das ist doch überhaupt kein Auge. Warum
sollte jemand Artur Falkenflügels Auge hier draußen in einen Felsen hauen?«
    Elyas blickte sie über die Schulter
hinweg an und murmelte: »Warum bringen sie euch Dorfwelpen nichts bei?« Er
schnaubte und richtete sich wieder auf, um die Umgebung zu beobachten, sprach
aber weiter: »Artur Paendrag Tanreall, Artur Falkenflügel, der Hochkönig, einte
alle Länder von der Großen Fäule bis zum Meer der Stürme, vom Aryth-Meer bis
zur Aiel-Wüste und sogar noch ein paar jenseits der Wüste. Er sandte sogar
Heere auf die andere Seite des Aryth-Meers. Die Geschichten behaupten, er
herrschte über die ganze Welt, aber was er wirklich regierte, hätte auch für
jeden Menschen außerhalb einer Legende gereicht. Und er brachte Frieden und
Gerechtigkeit für das ganze Land.«
    Â»Alle waren vor dem Gesetz gleich«, sagte
Egwene, »und niemand erhob die Hand gegen einen anderen.«
    Â»Also habt ihr die Geschichten wenigstens
gehört.« Elyas lachte leise.

Weitere Kostenlose Bücher