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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weiß nicht, wovor ihr weglauft«, hatte
er mit bedenklicher Miene gesagt, »und ich will es auch nicht wissen. Versteht
ihr? Meine Familie.« Plötzlich hatte der Bauer zwei lange Tücher aus seiner
Tasche gezogen und ihnen das wollige Bündel hingehalten. »Es ist nicht viel,
aber hier habt ihr etwas. Sie gehören meinen Jungen. Sie haben noch mehr davon.
Ihr kennt mich nicht, verstanden? Es sind schwere Zeiten.«
    Für Rand war das Tuch viel wert. Sie
hatten in den Tagen seit Weißbrücke nicht viel Freundlichkeit erlebt, und er
glaubte auch nicht daran, dass sie noch mehr solcher Beispiele finden würden.
    Mat, dessen Gesicht bis auf die Augen vom
Tuch verdeckt wurde, rannte schnell an der hohen Hecke entlang und zog immer
wieder an den dicht mit Blättern bewachsenen Zweigen. Rand berührte den Knauf
mit dem Reiherzeichen an seinem Gürtel, ließ aber die Hand wieder sinken. Schon
einmal hatten sie sich fast selbst verraten, weil sie ein Loch in eine Hecke
gehauen hatten. Die Staubfahne bewegte sich auf sie zu und blieb immer dicht
geschlossen. Es war nicht der Wind. Wenigstens regnete es nicht. Regen hielt
den Staub am Boden. Wie stark es auch regnen mochte, die festgefahrene
Straßendecke wurde niemals zu Schlamm verwandelt, aber wenn es regnete, gab es
keinen Staub. Staub war das einzige Warnsignal, dass sich irgendjemand näherte.
Wenn sie den Ankömmling erst einmal hören konnten, war es manchmal schon zu
spät.
    Â»Hier«, rief Mat mit gedämpfter Stimme.
Er schien geradewegs durch die Hecke zu gehen.
    Rand eilte zu dieser Stelle. Irgendwann
einmal hatte dort jemand ein Loch hineingeschnitten. Es war teilweise
zugewachsen, und bereits aus drei Fuß Entfernung wirkte die Hecke genauso dicht
wie überall. Als er sich hindurchschob, hörte er das Getrappel von Pferdehufen.
Es war nicht der Wind gewesen.
    Er kauerte hinter der kaum bedeckten
Öffnung und hielt den Knauf seines Schwerts in der Hand, als die Reiter
vorbeikamen. Fünf … sechs … sieben Reiter. Einfach gekleidete Männer, doch an
Schwertern und Speeren konnte man sehen, dass es keine Dorfbewohner waren. Ein
paar trugen Lederwämse mit Metallbeschlägen, und zwei hatten runde Stahlkappen.
Vielleicht Leibwächter von Kaufleuten, die sich gerade einen neuen Dienstherren
suchten. Vielleicht.
    Einer von ihnen sah im Vorbeireiten die
Hecke ohne großes Interesse an, und Rand zog sein Schwert ein Stück aus der
Scheide. Mat fauchte leise wie ein in die Enge getriebener Dachs, während er
über sein Tuch hinwegschielte. Seine Hand hatte er unter dem Mantel; wenn
Gefahr im Verzug war, ergriff er immer den Dolch aus Shadar Logoth. Rand war
nicht sicher, ob er das tat, um sich zu schützen oder um den Dolch mit dem
Rubingriff zu schützen. In letzter Zeit vergaß Mat manchmal, dass er einen
Bogen besaß.
    Die Reiter passierten sie in langsamem
Trab, zielbewusst wohl, aber ohne große Eile. Staub trieb durch die Hecke.
    Rand wartete, bis das Hufegeklapper
verstummt war, bevor er den Kopf vorsichtig aus dem Loch hinaussteckte. Die
Staubfahne befand sich ein gutes Stück die Straße hinunter in der Richtung, aus
der sie gekommen waren. Im Osten war der Himmel klar. Er kletterte hinaus auf
die Straße und beobachtete, wie sich die Staubfahne nach Westen bewegte.
    Â»Nicht hinter uns her«, sagte er. Es war
Feststellung und Frage zugleich. Mat kletterte ihm nach und sah sich
misstrauisch nach allen Seiten um. »Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht.«
    Rand wusste nicht, wie er das meinte,
nickte aber. Vielleicht. So hatte ihre Reise die Straße nach Caemlyn hinunter
nicht angefangen.
    Noch lange Zeit, nachdem sie Weißbrücke
verlassen hatten, blickte Rand sich immer wieder um und beobachtete die Straße
hinter ihnen. Manchmal entdeckte er jemanden, der ihm den Atem stocken ließ –
einen großen, hageren Mann, der die Straße entlangeilte, oder einen schlaksigen,
weißhaarigen Burschen oben auf dem Bock eines Wagens neben dem Kutscher –, aber
immer war es ein Hausierer oder es waren Bauern auf dem Weg zum Markt; niemals
Thom Merrilin. Als die Tage vergingen, verging auch die Hoffnung.
    Auf der Straße herrschte beachtlicher
Verkehr: Wagen und Karren, Reiter und Fußgänger. Sie kamen einzeln und in
Gruppen, ein Wagenzug von Kaufleuten oder ein Dutzend Berittene. Sie
verstopften die Straße nicht gerade, und oft sah

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