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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schenke zu bezahlen, aber ein Bett für die Nacht war denn doch zu
teuer. Außerhalb der Zwei Flüsse war alles teurer, und auf dieser Seite des
Arinelle noch mehr als in Baerlon. Das restliche Geld mussten sie für den
Notfall sparen.
    Eines Nachmittags erwähnte Rand den Dolch
mit dem Rubingriff, während sie hungrig und mit schweren Beinen die Straße
entlangliefen. Die blasse Sonne stand tief am Himmel, und ihre einzige Aussicht
auf die kommende Nacht waren weitere Büsche. Dunkle Wolken türmten sich über
ihnen und versprachen nächtlichen Regen. Er hoffte auf ein wenig Glück:
vielleicht nur ein eisiger Nieselregen. Er ging noch ein paar Schritte weiter,
bevor ihm klar wurde, dass Mat stehen geblieben war. Also blieb er auch stehen
und bewegte die Zehen in den Stiefeln. Wenigstens hatte er warme Füße. Er
lockerte die Schulterriemen. Seine Deckenrolle und Thoms gebündelter Umhang
waren nicht schwer, aber nach so vielen Meilen mit leerem Magen schienen auch
ein paar Pfund schon wie ein schweres Gewicht. »Was ist los, Mat?«, fragte er.
    Â»Warum bist du so erpicht darauf, ihn zu
verkaufen?«, wollte Mat zornig wissen. »Ich habe ihn schließlich gefunden. Hast
du je daran gedacht, dass ich ihn vielleicht behalten möchte? Jedenfalls eine
Weile lang. Wenn du etwas verkaufen willst, dann verkauf doch dieses verdammte
Schwert!«
    Rand strich mit der Hand über den Knauf
mit dem Reiherzeichen. »Mein Vater hat mir dieses Schwert gegeben. Es gehörte
ihm. Ich würde dir nie vorschlagen, etwas zu verkaufen, das dir dein Vater
geschenkt hat. Blut und Asche, Mat, gefällt es dir vielleicht zu hungern? Und
außerdem, selbst wenn ich jemanden fände, der es kaufen würde – wie viel würde
ein Schwert schon bringen? Was kann ein Bauer mit einem Schwert anfangen?
Dieser Rubin würde uns genug einbringen, um mit einer Kutsche bis nach Caemlyn
zu fahren! Vielleicht sogar bis Tar Valon. Und wir würden jedes Mal in einer Schenke
essen und jede Nacht in einem Bett schlafen. Aber vielleicht macht es dir auch
Spaß, über die halbe Welt zu marschieren und auf der Erde zu schlafen?« Er
funkelte Mat an, und sein Freund funkelte zurück.
    So standen sie mitten auf der Straße, bis
Mat unsicher die Achseln zuckte und zu Boden sah. »Wem könnte ich ihn schon
verkaufen, Rand? Ein Bauer würde uns mit Hühnern bezahlen müssen, und damit
können wir keine Kutsche kaufen. Und selbst wenn ich ihn in irgendeinem Dorf
herumzeigen würde, dächte wohl jeder, wir hätten ihn gestohlen. Das Licht mag
wissen, was dann geschähe.«
    Nach einer Weile nickte Rand zögernd. »Du
hast Recht. Entschuldige, ich wollte nicht mit dir streiten. Ich habe nun mal
Hunger, und mir tun die Füße weh.«
    Â»Meine auch.« Sie gingen wieder los, die
Straße hinunter, aber noch müder als vorher. Der Wind frischte auf und blies
ihnen Staub ins Gesicht. »Meine auch«, keuchte Mat.
    Ein paar Mahlzeiten und einige Nächte im
Warmen bekamen sie auf Bauernhöfen. Ein Heustadel war fast genauso warm wie ein
Zimmer mit einem Feuer im Kamin, jedenfalls wenn man ihn mit einem Lager unter
Büschen verglich, und er bot Schutz vor dem eisigen Regen. Manchmal versuchte
sich Mat darin, Eier zu stehlen, und einmal unternahm er einen Versuch, eine Kuh
zu melken, die herrenlos herumstand, lediglich an einer langen Leine
angebunden, um auf einem Feld zu weiden. Die meisten Bauern hielten allerdings
Hunde, und die Hofhunde waren wachsam. Wie Rand die Sache sah, war ein Wettlauf
mit kläffenden Hunden auf den Fersen ein zu hoher Preis für zwei oder drei
Eier, besonders wenn es manchmal Stunden dauerte, bis sie die Hunde wieder los
waren und sie aus dem Baum herabsteigen konnten, auf dem sie Zuflucht gesucht
hatten. Die vergeudeten Stunden reuten ihn.
    Es gefiel ihm wohl nicht, aber Rand zog
es vor, sich einem Bauernhaus offen und im hellen Tageslicht zu nähern.
Gelegentlich hetzte man trotzdem die Hunde auf sie, ohne überhaupt ein Wort mit
ihnen zu reden, denn die umlaufenden Gerüchte und die schlechten Zeiten machten
jedermann, der in der Einöde lebte, Fremden gegenüber misstrauisch. Aber oft
genügte auch eine Stunde Holzhacken oder Wasserschleppen, um ihnen eine
Mahlzeit und ein Bett einzubringen, selbst wenn es nur ein Strohsack in der
Scheune war. Andererseits mochte der Myrddraal in dieser Stunde weiter
aufholen.

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