Das Rad der Zeit 1. Das Original
du?«
Perrin funkelte ihn an, doch Egwene
schüttelte den Kopf. »Sei nicht dumm, Perrin. Ich heiÃe Egwene.«
»Einfach Perrin und Egwene«, murmelte
Bornhald. »Aber ich schätze, wenn ihr wirklich Schattenfreunde seid, dann
werdet ihr nach Möglichkeit eure wahre Identität verbergen.«
Perrin erhob sich auf die Knie; höher
ging es nicht, so wie er gefesselt war. »Wir sind keine Schattenfreunde«,
protestierte er wütend.
Die Worte waren noch nicht ganz
ausgesprochen, als Byar schon bei ihm war. Der Mann bewegte sich wie eine
Schlange. Perrin sah den Schaft seiner eigenen Axt auf sich zukommen und
versuchte, sich zu ducken, aber der dicke Stiel erwischte ihn über dem Ohr. Nur
die Tatsache, dass er sich von dem Schlag wegbewegte, bewahrte seinen Schädel
davor, gespalten zu werden. Auch so sah er erst mal Sterne. Die Luft blieb ihm
weg, als er auf dem Boden aufschlug. Sein Kopf dröhnte, und Blut rann ihm über
die Wange.
»Dazu habt Ihr kein Recht«, begann Egwene
und schrie auf, als der Schaft der Axt auf sie zuschnellte. Sie warf sich zur
Seite, und der Schlag traf ins Leere, während sie auf die Segeltuchunterlage
stürzte. »Du wirst dich höflich ausdrücken«, sagte Byar, »wenn du mit einem
Gesalbten des Lichts sprichst, oder du hast bald keine Zunge mehr.« Das
Schlimmste daran war, dass die Stimme immer noch völlig gefühllos klang. Ihre
Zungen herauszuschneiden würde ihm weder Vergnügen bereiten, noch würde er es
bedauern; es war eben einfach etwas, das er tun musste.
»Lasst es gut sein, Kind Byar.« Bornhald
sah die Gefangenen an. »Ich denke, ihr wisst nicht viel über die Gesalbten oder
über Lordhauptmänner der Kinder des Lichts, oder? Nein, das dachte ich mir.
Also, um Kind Byars willen, versucht wenigstens nicht zu streiten oder zu
schreien, ja? Ich will nicht mehr, als dass ihr im Licht wandelt, und die
Beherrschung zu verlieren hilft niemandem von uns.«
Perrin blickte zu dem Mann mit dem hageren
Gesicht über ihm auf. Um Kind Byars willen? Ihm wurde klar, dass der Lordhauptmann Byar nicht befohlen
hatte, sie ungeschoren zu lassen. Byar erwiderte seinen Blick und lächelte. Das
Lächeln berührte lediglich seine Mundwinkel, aber die Haut seines Gesichtes
spannte sich, bis es wie ein Totenschädel wirkte. Perrin schauderte.
»Ich habe davon gehört, dass Menschen bei
den Wölfen leben«, sagte Bornhald nachdenklich, »obwohl ich es noch nicht
selbst erlebt habe. Menschen, von denen man annimmt, dass sie mit Wölfen und
anderen Kreaturen des Dunklen Königs sprechen. Eine schmutzige Sache. Es lässt
mich fürchten, dass bald die Letzte Schlacht bevorsteht.«
»Wölfe sind keine â¦Â« Perrin stockte, als
Byar den Fuà hob. Er atmete tief ein und fuhr dann ruhiger fort. Byar senkte
den Fuà mit enttäuschter Miene. »Wölfe sind keine Kreaturen des Dunklen Königs.
Sie hassen den Dunklen König. Zumindest hassen sie Trollocs und Blasse.« Er war
überrascht, als er sah, dass der hagere Mann versonnen nickte.
Bornhald hob die Augenbrauen. »Wer hat
euch das erzählt?«
»Ein Behüter«, sagte Egwene. Sie lehnte
sich unter Byars glühendem Blick noch weiter zurück. »Er sagte, die Wölfe
hassen Trollocs, und Trollocs haben Angst vor den Wölfen.« Perrin war froh,
dass sie Elyas nicht erwähnt hatte.
»Ein Behüter«, seufzte der grauhaarige
Mann. »Eine Kreatur der Hexen von Tar Valon. Was sonst würde euch einer von der
Sorte schon erzählen, wo er doch selbst ein Schattenfreund ist und ein Diener
von Schattenfreunden? Wisst ihr nicht, dass Trollocs die Schnauzen und Zähne
von Wölfen haben und auch einen Wolfspelz?«
Perrin blinzelte und bemühte sich, wieder
einen klaren Kopf zu bekommen. Sein Hirn war immer noch eine wabbelige Masse
von Schmerzen, aber hier stimmte irgendetwas nicht. Er konnte aber nicht klar
genug denken, um darauf zu kommen.
»Nicht alle«, murmelte Egwene. Perrin sah
Byar misstrauisch an, aber der hagere Mann sah nur sie an. »Einige davon haben
Hörner wie Widder oder Ziegenböcke oder Falkenschnäbel oder ⦠alle möglichen
Sachen.«
Bornhald schüttelte traurig den Kopf.
»Ich gebe euch jede erdenkliche Chance, aber ihr verstrickt euch immer mehr.«
Er hielt einen Finger hoch. »Ihr lebt bei Wölfen, den Kreaturen des
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