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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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man nichts außer kahlen
Bäumen, die die festgetretene Straßendecke säumten, aber sie wurde immerhin von
mehr Leuten benützt, als Rand jemals in den Zwei Flüssen gesehen hatte.
    Die meisten reisten in der gleichen
Richtung wie sie – nach Osten, auf Caemlyn zu. Manchmal wurden sie ein kurzes
Stück auf einem Bauernwagen mitgenommen, eine Meile weit oder fünf, aber
meistens liefen sie zu Fuß. Sie mieden Reiter; wenn sie in der Entfernung auch
nur einen Reiter erspähten, rannten sie von der Straße weg und versteckten
sich, bis er vorbei war. Keiner trug jemals einen schwarzen Umhang, und Rand
glaubte auch nicht wirklich, dass ein Blasser ihnen gestattet hätte, ihn
rechtzeitig auszumachen, aber sie wollten kein Risiko eingehen. Zu Anfang
fürchteten sie nur die Halbmenschen.
    Das erste Dorf nach Weißbrücke sah
Emondsfelde so ähnlich, dass Rand kaum noch weitergehen mochte, als er es sah.
Strohgedeckte Häuser mit hohen Giebeln, Hausfrauen in ihren Schürzen, die über
den Zaun hinweg mit der Nachbarin klatschten, und Kinder, die auf dem Dorfgrün
spielten. Das Haar der Frauen hing offen auf die Schultern herunter, und das
Dorf unterschied sich auch in anderen Dingen, aber Alles in Allem war es wie zu
Hause. Kühe weideten auf dem Grün, und Gänse watschelten über die Straße. Die
Kinder tollten lachend im Staub umher, wo das Gras gänzlich verschwunden war.
    Sie schauten sich noch nicht einmal um,
wenn Rand und Mat vorbeikamen. Da lag ein weiterer Unterschied: Fremde waren
hier nichts Ungewöhnliches – auch sie beide waren den Leuten keinen zweiten
Blick wert. Die Dorfhunde hoben lediglich die Köpfe und nahmen ihre Witterung
auf, als sie vorbeikamen, doch ansonsten rührten sie sich nicht.
    Es war beinahe schon Abend, als sie durch
das Dorf kamen, und ihn packte unsägliches Heimweh, wenn er so die Lichter in
den Fenstern aufleuchten sah. Gleich wie es aussieht, flüsterte eine kleine Stimme in seinem Verstand, es ist nicht wirklich deine Heimat. Auch wenn du in eines der
Häuser gehst, wird dort kein Tam auf dich warten. Und wenn, könntest du ihm
dann in die Augen sehen? Du weißt doch mittlerweile Bescheid, oder nicht? Außer
über solche Kleinigkeiten, wo du herkommst und wer du eigentlich bist. Keine
Fieberträume. Er zog die Schultern vor dem
spöttischen Gelächter in seinem Kopf ein. Du kannst
genauso gut hier bleiben, höhnte die Stimme. Ein Ort ist so gut wie jeder andere, wenn du aus dem Nirgendwo
kommst und dich der Dunkle König gezeichnet hat.
    Mat zupfte ihn am Ärmel, aber er riss
sich los und betrachtete die Häuser. Er wollte nicht hier bleiben, aber er
wollte sie ansehen, um sich später daran erinnern zu können. So ähnlich wie zu Hause, aber so was wirst du wohl nicht mehr zu
sehen bekommen, oder?
    Mat zupfte noch mal, sein Gesicht war
angespannt. »Komm weiter«, murmelte er. »Komm schon!« Er sah das Dorf an, als befürchte
er, dass sich etwas darin verberge. »Komm jetzt! Wir können noch nicht
ausruhen.«
    Rand drehte sich um die eigene Achse, um
den Anblick des Dorfes in sich aufzunehmen, und dann seufzte er. Sie waren noch
nicht weit von Weißbrücke entfernt. Wenn der Myrddraal schon die Mauern von
Weißbrücke passieren konnte, ohne gesehen zu werden, dann hätte er auch
keinerlei Schwierigkeiten, dieses kleine Dorf zu durchsuchen. Er ließ sich ins
freie Land hinauszerren, bis die strohgedeckten Häuser weit hinter ihnen lagen.
    Die Nacht brach herein, und endlich
fanden sie im Mondschein einen Schlafplatz unter einigen Büschen, an denen noch
welke Blätter hingen. Sie tranken kaltes Wasser aus einem kleinen Rinnsal in
der Nähe und rollten sich am Boden zusammen, ohne Lagerfeuer und nur in ihre
Umhänge gewickelt. Ein Feuer könnte gesehen werden – besser, frierend zu
schlafen.
    Rand wurde von Erinnerungen geplagt und
wachte öfters auf. Jedes Mal hörte er, wie Mat im Schlaf redete und sich
herumwälzte. Er träumte nichts, woran er sich später erinnern konnte, aber er
schlief auch nicht gerade gut. Du wirst die Heimat
nie wiedersehen.
    Es war nicht die einzige Nacht, in der
nur ihre Umhänge sie gegen Wind und manchmal auch durchdringenden Regen
schützten. Es war nicht ihre einzige Mahlzeit, die nur aus kaltem Wasser
bestand. Zusammen besaßen sie wohl genug Münzen, um damit ein paar Mahlzeiten
in einer

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