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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zeigte ihm, dass draußen Männer standen, die den Regen, der
sie durchnässte, einfach missachteten und das Fenster beobachteten.
    Â»Ich bin dieses Spiels müde«, verkündete
Gode. »Ihr werdet Euch meinem Meister unterwerfen – Eurem Meister –, oder Ihr
werdet unterworfen. Das wäre nicht angenehm für Euch. Der Große Herr der
Dunkelheit herrscht über den Tod, und er kann Leben im Tod oder Tod im Leben
gewähren, wie er es wünscht. Öffnet diese Tür. Auf die eine oder andere Weise
ist Eure Flucht beendet! Öffnet sie, sage ich!«
    Er musste auch noch etwas anderes gesagt
haben, denn plötzlich prallte ein schwerer Körper gegen die Tür. Sie bebte, und
die Keile verschoben sich ein ganz klein wenig. Auf dem Holz zeigte sich eine
Rostspur. Immer wieder wurde die Tür erschüttert, wenn Körper dagegenprallten.
Manchmal hielten die Keile, manchmal gaben sie wieder etwas nach, und so wurde
die Tür ganz allmählich, aber unaufhaltsam nach innen gedrückt.
    Â»Ergebt Euch«, verlangte Gode vom Flur
aus, »oder verbringt die Ewigkeit damit, Euch zu wünschen, Ihr hättet Euch
ergeben!«
    Â»Wenn wir keine andere Wahl haben …« Rand
sah, wie sich Mat die Lippen leckte. Sein eigener Blick huschte umher wie der
eines Dachses in der Falle. Sein Gesicht war blass, und er atmete schwer beim
Sprechen. »Wir könnten einwilligen und später zu entkommen versuchen. Blut und
Asche, Rand, es gibt keinen Weg nach draußen!«
    Die Worte schienen Rand wie durch eine
Schicht von Watte zu erreichen, die er sich in die Ohren gestopft hatte.
    Kein Weg führt nach draußen. Oben donnerte es wieder, und ein weiterer Blitz zuckte über
den Himmel. Ich muss einen Weg finden. Gode rief nach ihnen, forderte, bat; die Tür rutschte wieder
ein Stückchen nach innen auf. Ein Ausweg!
    Gleißendes Licht erfüllte den Raum. Die
Luft schrie auf und brannte. Rand fühlte, wie er hochgehoben und gegen die Wand
geschleudert wurde. Er rutschte wie ein Häufchen Elend zu Boden. In seinen
Ohren rauschte es, und jedes Haar an seinem Körper stand zu Berge. Betäubt
taumelte er hoch. Seine Knie gaben nach, und er stützte sich mit einer Hand an
der Wand ab. Er sah sich erstaunt um.
    Die Lampe, die umgekippt am Rand eines
Regalbrettes lag, brannte noch immer und erhellte spärlich den Raum. All die
Fässer und Kisten lagen rußgeschwärzt und qualmend irgendwo herum, wohin sie
eben geschleudert worden waren. Das Fenster mit dem Gitter davor und auch der größte
Teil der Wand waren verschwunden und hatten lediglich ein ausgefranstes Loch
hinterlassen. Das Dach war eingesackt, und an den gesplitterten Kanten der
Öffnung kämpften Rauchfäden gegen den Regen an. Die Tür hing schief in den
Angeln und hatte sich in ihrem Rahmen verkeilt. Alles erschien ihm verschwommen
unwirklich. Er stellte die Lampe wieder auf. Es schien ihm das Wichtigste auf
der Welt, sich zu vergewissern, dass sie nicht zerbrechen konnte.
    Ein Kistenstapel wölbte sich plötzlich
und brach auf. Mitten drin stand Mat auf. Er wankte, blinzelte und betastete
seinen Körper, als wolle er nachprüfen, ob noch alles an seinem Platz sei. Er
spähte hinüber zu Rand. »Rand? Bist du das? Du lebst. Ich dachte, wir seien
beide …« Er brach ab, biss sich auf die Lippe und zitterte. Rand brauchte einen
Augenblick, um zu erkennen, dass er beinahe hysterisch lachte.
    Â»Was ist geschehen, Mat? Mat? Mat! Was
ist geschehen?«
    Mats Körper wurde von einem letzten
Zittern durchgeschüttelt, und dann war er ruhig. »Ein Blitz, Rand. Ich habe
gerade aus dem Fenster geschaut, als er in das Gitter einschlug. Ich kann mir
nicht denken, was …« Er brach ab, schielte zu der schief in den Angeln
hängenden Tür hinüber, und seine Stimme wurde scharf. »Wo ist Gode?«
    Nichts bewegte sich im Korridor vor der
Tür. Es war weder von Gode noch seinen Begleitern ein Anzeichen zu entdecken –
auch kein Laut –, obwohl sich in dieser Dunkelheit alles verbergen konnte. Rand
ertappte sich dabei, dass er hoffte, sie seien tot; er hätte jedoch den Kopf
nicht in den Flur hinausgesteckt, um das zu überprüfen, und wenn man ihm dafür
eine Krone geboten hätte. Auch draußen in der Nacht jenseits der ehemaligen
Wand bewegte sich nichts, doch anderswo waren Menschen auf den Beinen und
rannten herum.

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